0599 - Die Kralle
Modehäuser beliefert.«
»Dann wäre das geklärt. Was ist mit dem Bräutigam?«
»Prosper van Meeren, der Mann mit dem niederländischen Namen, gehört zu den größten Fischhändlern auf der Insel. Das heißt, seine Eltern haben die Kette aufgebaut. Er arbeitet im Management mit und scheint sich dort recht wohl zu fühlen.«
»Also eine normale Hochzeit.«
»Es hat den Anschein.«
»Was stört euch?« fragte ich.
Bill antwortete: »Deliah Courtain rief bei uns an. Sie hat ein Problem, schreckliche Angst vor einer fürchterlichen Rache. Ihr ehemaliger Verlobter hat ihr Rache geschworen und erklärt, daß er während der Feier ein Blutbad anrichten würde, falls Deliah Courtain nicht von ihrer Absicht zurücktritt.«
»Und das weiß man?«
»Natürlich.«
Ich winkte ab. »Dann wäre es doch einfach, wenn der Mann festgenommen wird.«
»Ja, das ist wirklich gut«, meinte Bill mit einem seltsamen Unterton in der Stimme.
»Und wo liegt das Problem?«
Die Conollys schauten sich an. Sheila nickte und meinte: »Sag es nur, Bill, sag es!«
»Dieser ehemalige Verlobte, Ricardo mit Namen, ist nämlich seit einiger Zeit tot.«
Ich hob die Schultern. »Gut, dann kann ja nichts schiefgehen.«
Bill beugte sich vor. »John, liegt es am Wetter oder woran? Ich sagte, er ist tot.«
Mein Freund hatte recht. Mist, erst jetzt begriff ich richtig. Ich setzte mich aufrecht hin und schaute die beiden an. »Wenn er tot ist, kann er nicht angerufen haben. Es sei denn…«
»Wir tippen auf es sei denn «, meinte Sheila.
»Zombie?« flüsterte ich.
»Möglich.«
Ich dachte nach. »Gehen wir mal davon aus, es mit einem Zombie zu tun zu haben. Ich rechne auch damit, daß man diesen Ricardo nach seinem Tod begraben hat. Wenn es sich bei ihm tatsächlich um den Anrufer handelt, dann muß er aus dem Grab gekommen sein, und so einfach ist das wiederum nicht. Hat diese Deliah Courtain denn mal nachgeschaut? Ist sie zu dem Friedhof gegangen, wo Ricardo liegt?«
»Das glaube ich nicht«, sagte Sheila. »Dazu hat sie eine zu große Furcht. Sie war völlig von der Rolle.«
»Verständlich.« Ich nickte und murmelte: »So etwas hatten wir schon mal. Hochzeiten, die unter einem ungünstigen Stern standen, die der Teufel nicht haben wollte.«
»Das stimmt, John.«
Ich drehte mein Weinglas in den Händen und schaute auf Bill.
»Wieviel hast du getrunken, Alter?«
»Ich kann noch fahren.«
»Das sollten wir auch.«
Mein Freund winkte ab. »Da gibt es nur ein Problem. Der Friedhof liegt nicht direkt in London, sondern außerhalb der Stadt. Schon in Richtung Canterbury.«
»Wie viele Meilen entfernt?«
»Vielleicht vierzig von hier.«
»Die reißen wir weg.« Ich grinste Sheila zu. »Du kannst mittlerweile den Rose kühlstellen.«
So richtig einverstanden war sie nicht. »Wollt ihr denn wirklich hinfahren?«
»Klar, über den Motorway ist das ein Klacks.«
»Und du bleibst hier«, sagte Bill.
»Johnny kommt noch nach Hause, denk daran.«
Sie nickte.
Ich stand schon und reckte mich. Auch am Abend schien die Sonne noch warm. Dieser Sommer würde wirklich in die Geschichte eingehen, das stand fest.
Bill holte seinen Porsche aus der Garage, während ich mit Sheila vor der Haustür stand und ihr besorgtes Gesicht anschaute. »Hast du was, Mädchen?«
»Ich mache mir Sorgen.«
»Wegen uns?«
Sie nickte bedächtig. »Weißt du, John, ich habe ein sehr ungutes Gefühl bei dieser Sache und hoffe, daß sich der Fall nicht zu einer Bluthochzeit ausweitet.«
»Mal sehen.«
»Noch etwas muß ich dir sagen. Dieser Ricardo war irgendwie nicht so wie ein normaler Mensch. Er besaß nur eine linke Hand. Die rechte verlor er bei einem Unfall und hat sie durch eine Stahlklaue ersetzen lassen.«
»Einen Haken?«
»Nein, Deliah erzählte mir, daß es eine Klaue mit vier Fingern und einem Daumen gewesen ist. Er hatte eine dermaßen große Kraft, daß er damit dickes Holz zerbrach, als wäre es Pappe.« Sheila schüttelte sich, denn sie stellte sich dies bildlich vor.
Ich lächelte. »Klaue hin, Klaue her. Sollte Ricardo tatsächlich zu einem Zombie geworden sein, wird sie ihm auch nicht helfen. Gegen Silberkugeln helfen keine Klauen.«
Sheila zog ein zweifelndes Gesicht. »Ich habe allmählich den Eindruck, als würdest du diesen Fall nicht so ganz ernst nehmen – oder irre ich mich da?«
Bill hupte, so konnte ich mich einer Antwort enthalten. Aber Sheila hatte recht. So richtig konnte ich daran nicht glauben. Mal abwarten, wie es
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