0599 - Tag der Entscheidung
abseits jeder Deckung, ein besonders groß gewachsener Paramag, wenigstens anderthalb Meter hoch. Ein entfernter Blitz erhellte die Szene. Es sah so aus, als habe der feindliche Feldherr, fassungslos über das Massaker, dem seine Truppen zum Opfer gefallen waren, für den Augenblick alle Vorsicht vergessen und sei ins Freie getreten. Dadurch erhielt Mukherjee die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte.
Er drückte ab. Ein bläulich leuchtender Strahl fuhr aus seinem Schocker und erfaßte den Roten. Und dann geschah das Unglaubliche. Der Strahl schien, hundertfach verstärkt, von dem Roten abzuprallen und zu seinem Ursprungsort zurückzufahren.
Mukherjee schrie auf. Wie von einer unsichtbaren Kraft in die Höhe geschnellt, schoß er hinter der Deckung empor. Matunari sah ihn mit Armen und Beinen um sich schlagen. Er hörte ihn schreien. Aber als er zu Boden schlug, schrie er nicht mehr, noch bewegte sich an ihm ein einziger Muskel. Matunari kroch zu ihm hinüber. Mukherjee lag in merkwürdig verkrümmter Haltung, und aus seinen offenen, gebrochenen Augen blickte der Tod.
Plötzlich wurde die Welt finster. Der Regen hörte auf, und der Donner erstarb. Die Finsternis wahrte nur einen Augenblick, dann kehrte die Helligkeit zurück. Sie war grell, und Matunari schloß einen Augenblick geblendet die Augen. Als er aufsah, befand er sich in demselben Felsengang, den er mit seinen Leuten durchstreift hatte, bevor sie auf unerklärliche Weise auf die gewitterdurchtoste Prärie gelangt waren. Rechts neben ihm lagen die beiden Korporale, die Schocker noch in der Hand. Er selbst kniete auf dem harten Felsboden.
Und vor ihm lag Leutnant Mukherjee - ebenso tot, wie er auf der Fiktivwelt gewesen war.
*
„Die Taktik ist klar", erklärte Fellmer Lloyd, und in seiner Stimme schwang mühsam beherrschter Zorn. „Was uns fehlt, ist der Taktiker!"
Sie saßen in einem kleinen, aus dem Felsen des Asteroiden ausgesparten Rundraum, der noch vor dem Abflug der CDIN-3 durch ein paar eiligst herbeigeschaffte Möbelstücke halbwegs wohnlich gemacht worden war. Perry Rhodan war geneigt, dem Mutanten weiter zuzuhören. Cono Matunari jedoch hatte eine Frage.
„Möchten Sie mir bitte erklären, Sir, was Sie damit meinen?"
„Einfach", antwortete Lloyd. „Jemand - oder etwas - erzeugt mit parahypnotischen Mitteln eine Szene, in der wir uns feindlichen Paramags gegenübersehen. Wir werden angegriffen und wehren uns. Zunächst benützen wir Blaster, weil wir wissen, daß sie wirksamer sind als Schocker. Aber die Verhältnisse sind anders.
Unsere Blaster taugen nichts. Unsere Schocker dagegen sind tödlich. Der fremde Taktiker rechnet damit, daß wir schlau genug sind, um das herauszufinden. Dann schiebt er den sogenannten Roten in den Vordergrund. Das ist die Dame seines Schachspiels. Der Rote ist in Wirklichkeit ein Paraverstärker oder Parapolisator, der die Schockstrahlung aufnimmt, verstärkt und an den Ausgangsort zurückstrahlt. Der Unbekannte versucht, uns mit den eigenen Waffen zu besiegen, im wahrsten Sinne des Wortes. Er schiebt den Roten so lange nach vorne, bis wir endlich erkennen, daß er in der vorgetäuschten Schlacht die Hauptrolle spielt. Unsere natürliche Reaktion ist es, den Roten so rasch wie möglich unschädlich zu machen. Und sobald wir auf den Auslöser drücken, liegen wir tot am Boden."
„Aber Sie behaupteten doch, die ganze Sache sei parahypnotisch erzeugt", protestierte Matunari. „Wie kann ein Mensch unter parahypnotischem Einfluß..."
„Das ist der Unterschied zwischen Hypnose und Parahypnose, Oberst", unterbrach ihn Perry Rhodan. „Hypnose wirkt ausschließlich auf das Bewußtsein. Unter parahypnotischem Einfluß glaubt der Beeinflußte nicht nur, Dinge zu erleben - er erlebt sie wirklich!"
Matunari schwieg.
„Die Frage bleibt", sagte Fellmer Lloyd dumpf: „Wer ist der Taktiker?"
„Wir sind sicher, daß es auf Wabe 1000 keine Paramags mehr gibt?" erkundigte sich Rhodan.
„So sicher, wie wir jemals sein werden, Sir", antwortete der Mutant. „Wenn es welche gäbe, müßten ihre mentalen Ausstrahlungen bemerkbar sein."
„Abgeschirmt?" gab Rhodan zu bedenken.
„Möglich, Sir. Aber etwas anderes erscheint mir plausibler. Die gesamte Servotechnik der Paramags funktioniert auf mentaler Basis. Wir haben in der Vergangenheit erlebt, daß nicht nur das PEW-Metall, sondern auch einzelne Maschinen der Paramag-Technologie in der Lage waren, vorübergehend so etwas wie eine eigene Intelligenz
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