0599 - Tag der Entscheidung
Büschen.
„Da soll doch gleich... Mukherjee, haben Sie das gesehen?"
„Jawohl, Sir."
Matunari bedachte ihn mit einem bitterbösen Blick.
„Was haben Sie gesehen, Leutnant?" donnerte er.
„Drei Paramags, Sir." Die Prärie war von Buschinseln bestanden. Hier und da erhob sich ein einsamer, halb verdorrter Baum. Das Gras besaß eine seltsam grünblaue Färbung und schien schon seit einiger Zeit an Wassermangel zu leiden.
Gewitter, wie eben eines aufzog, waren in jüngster Zeit in dieser Gegend offenbar selten gewesen. Matunari, mit zweiundsiebzig Jahren ein verhältnismäßig junger Mann, besaß dennoch genug taktische Erfahrung, um zu entscheiden, daß ihm die Lage nicht gefiel. Hinter den Buschinseln mochte sich eine ganze Armee von Paramags versteckt halten. Er mußte sich von hier absetzen und übersichtlicheres Gelände gewinnen. Aber zuvor gab es noch etwas anderes zu tun.
„Bronson?!"
Einer der beiden Korporale stand sofort neben ihm.
„Gib mir das Ding, mein Junge", forderte Matunari ihn auf und ergriff den schweren Blaster, den der junge Unteroffizier ihm hinhielt. „Jetzt wollen wir uns erst mal ein klares Vorfeld schaffen."
Er zielte kurz und drückte ab. Ein grell leuchtender Strahl thermischer Energie fuhr auf die Buschgruppe zu, hinter der die drei Paramags verschwunden waren. Im selben Augenblick zuckte ganz in der Nähe ein Blitz zur Erde und überschüttete die Prärie mit brüllendem Donner. Matunari nahm es nicht zur Kenntnis. Er starrte fassungslos in Richtung des Busches, auf den er geschossen hatte. Unter der Einwirkung der Blastersalve hatte er sich bis zur Erde geneigt, als brause ein wilder Sturm über ihn hin. Aber jetzt, da Matunari den Finger vom Auslöser genommen hatte, stand er wieder aufrecht, als sei nichts geschehen.
Oder doch! Seitwärts des Busches wälzte sich ein Paramag am Boden und fuchtelte mit Armen und Beinen in der Luft herum. Es dauerte eine Weile, bis er sich aufgerafft hatte und wieder in der Deckung des Gebüschs verschwand.
Matunari ließ die schwere Waffe sinken und kratzte sich mit der freien Hand am Schädel. Welch eine unwirkliche Welt! Sie hatte grünblaues Gras, und terranische Blaster waren weiter zu nichts gut, als Gebüsche durchzurütteln und pygmäenhafte Paramags aus dem Gleichgewicht zu werfen. Er warf einen Seitenblick auf seine Begleiter und bemerkte, daß sie wenigstens ebenso bestürzt waren wie er.
„Das nützt uns nichts, Kinder", versuchte er sie zu beruhigen.
„Wir müssen uns mit den Dingen abfinden, wie sie sind. Wir sind eben..."
Er kam nicht weiter. Hinter den Buschinseln wurde es lebendig.
Die Paramags, mindestens kompaniestark, eröffneten den Sturmangriff.
„Deckung!" schrie Matunari.
Er warf sich hinter einen Busch. Vorsichtig schob er den Lauf des Blasters dicht über dem Boden nach vorne. Die Paramags waren mit kleinen Handwaffen ausgerüstet, aus denen es unaufhörlich blitzte. Violette Lichtflecken huschten auf die vier Terraner zu. Einer der beiden Korporale wurde getroffen und schrie auf. Matunari musterte ihn besorgt, aber der Mann schien mehr erschrocken als verletzt zu sein.
„Es tut weh, Sir!" rief er seinem Vorgesetzten zu, als wolle er sich für den Schrei entschuldigen.
Mit dem Angriff der Paramags begann auch das Gewitter.
Schwere Regentropfen, erst vereinzelt, dann immer dichter fallend, klatschten in das Geäst der Büsche. Innerhalb weniger Sekunden schien der Regen sich in eine solide Wand aus Wasser zu verwandeln, die vom Himmel stürzte und alles unter sich begrub. Blitze flammten in immer dichterer Folge. Wie unaufhörlicher Kanonendonner krachte und rumorte es durch das Halbdunkel. Die angreifenden Paramags waren zu huschenden Schatten geworden, die das Auge kaum mehr wahrzunehmen vermochte. Matunari bekam eine der rennenden Gestalten ins Visier und drückte ab. Der Paramag wurde hinten übergeschleudert und blieb einen Augenblick lang auf dem Rücken liegen. Dann erhob er sich wieder und verschwand humpelnd in der Deckung eines Busches.
Die beiden Korporale hatten begriffen, daß die Strahler doch etwas taugten. Aus Bronsons leichter Dienstwaffe und dem schweren Gerät, das sein Kamerad trug, flammte den Angreifern unaufhörliches Feuer entgegen, obwohl die Wirkung der Waffen sich auf rein mechanische Effekte beschränkte, geriet der Angriff der Paramags allmählich ins Stocken. In der Zwischenzeit hatte Matunari selbst einige Treffer aus den violett blitzenden Waffen des Gegners
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