Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
feuern mochte, mit dem modernen Werkstoff Kevlar leichter und fester als Stahl gepanzert war. Natürlich taten um diese Tageszeit in diesem Teil des Gebäudes rund ein Dutzend Agenten des Secret Service Dienst. Um hier hereinzukommen, mußte jeder einen Metalldetektor passieren und sich der strengen Kontrolle der Secret-Service-Wache unterziehen. Bei diesen Männern, die man an ihren fleischfarbenen Ohrhörern erkannte, trat die Höflichkeit gegenüber der Hauptaufgabe, den Präsidenten zu schützen, in den Hintergrund. Alle trugen unter den Jacketts schwere Faustfeuerwaffen, und jedem war bei der Ausbildung eingeschärft worden, in jedermann und allem eine Bedrohung für WRANGLER, derzeitiger Codename für den Präsidenten, zu sehen.
Vizeadmiral James Cutter von der US Navy war schon seit 6 Uhr 15 in seinem Büro in der Nordwestecke des Westflügels. Der Job des Sicherheitsberaters des Präsidenten verlangte einen Frühaufsteher. Kurz vor acht trank er seine zweite Tasse Kaffee, schob die Papiere für die Lagebesprechung in eine Ledermappe, schritt durch das leere Zimmer seines Stellvertreters, der gerade in Urlaub war, wandte sich im Korridor nach rechts, passierte das ebenfalls verwaiste Büro des Vizepräsidenten, der sich in Seoul aufhielt, und bog hinter der Tür des Stabschefs nach links ab. Cutter gehörte zu den wenigen Insidern der Vizepräsident zählte nicht zu ihnen, die ohne die Genehmigung des Stabschefs das Oval Office betreten durften, wann immer sie es für notwendig erachteten. Allerdings meldete er sich meist telefonisch an, um den Sekretärinnen eine Vorwarnung zu geben. Dem Stabschef mißfielen solche Privilegien zwar, aber das hatte nur zur Folge, daß Cutter seinen unbeschränkten Zugang noch mehr genoß. Auf dem Weg nickten ihm vier Leute von der Sicherheit einen guten Morgen zu, und der Admiral nahm die Grüße hoheitsvoll zur Kenntnis. Cutters offizieller Codename war LUMBERJACK. Er wußte zwar, daß man ihm beim Secret Service intern einen anderen, weniger schmeichelhaften Spitznamen verpaßt hatte, aber was diese kleinen Fische von ihm hielten, war dem Admiral gleichgültig. Das Vorzimmer lief schon auf vollen Touren —drei Sekretärinnen und ein Agent des Secret Service saßen auf ihren Plätzen.
»Ist der Chef pünktlich?« fragte er. »WRANGLER kommt gerade runter, Sir«, erwiderte Special Agent Connor. Er war vierzig, Abteilungschef der Wache des Präsidenten, und völlig uninteressiert an Cutters Meinung über ihn. Präsidenten und ihre Berater kamen und gingen, manche geliebt, andere verhaßt, aber die Profis vom Secret Service bedienten und schützten sie alle. Sein geübter Blick glitt über die Ledermappe und Cutters Anzug. Heute keine Waffe. Connor war nicht krankhaft argwöhnisch immerhin war der König von Saudi-Arabien von einem Familienmitglied ermordet und Aldo Moro von seiner eigenen Tochter an die Entführer verraten worden, die ihn dann umbrachten. Sorgen machten ihm nicht nur die Geistesgestörten; jedermann konnte eine Bedrohung für den Präsidenten darstellen. Zu seinem Glück brauchte sich Connor nur um die körperliche Unversehrtheit seines Schutzbefohlenen zu kümmern. Es gab noch andere Sicherheitsaspekte, die anderen, weniger professionellen Leuten oblagen.
Alles erhob sich, als der Präsident erschien, gefolgt von seiner Leibwächterin, einer gelenkigen Frau in den Dreißigern, deren dunkle Locken elegant über die Tatsache hinwegtäuschten, daß sie zu den besten Pistolenschützen im Dienst der Regierung gehörte. »Daga« so nannten sie ihre Kollegen lächelte Connor zu. Ihnen stand ein leichter Tag bevor. Der Präsident wollte das Haus nicht verlassen. Sein Terminkalender war gründlich überprüft worden die Sozialversicherungsnummern aller nicht regelmäßigen Besucher liefen durch den Fahndungscomputer des FBI, und die Gäste selbst wurden natürlich so gründlich durchsucht, wie es der Verzicht auf eine Leibesvisitation zuläßt. Der Präsident winkte Admiral Cutter mit hinein. Die beiden Agenten sahen sich noch einmal den Terminkalender an. Das war reine Routinesache, und es störte Connor auch nicht, daß nun eine Frau einen Männerjob tat. Daga hatte sich den Posten auf der Straße verdient, und jeder potentielle Attentäter, der sie als Vorzimmermaus abtat, würde sein blaues Wunder erleben. Während Cutters Aufenthalt im Chefzimmer lugte einer der beiden Agenten alle paar Minuten durch einen Spion in der weißen Tür, um sich zu vergewissern, daß

Weitere Kostenlose Bücher