06 - Der Schattenkrieg
Sprechanlage.
»Zimmer ist tot, Colonel.«
»Roger.« Ryan war über diese kalte Antwort aufgebracht, konnte aber nicht wissen, was Johns dachte: Mein Gott, was sage ich Carol und den Kindern?
Ryan hatte Zimmers Kopf im Schoß. Er löste sich langsam und ließ den Kopf auf den Metallboden des Hubschraubers sinken. Clark nahm den jüngeren Mann in seine stämmigen Arme. »Und das tu ich auch«, stieß Jack mit erstickter Stimme hervor. »Das war keine Lüge. Das tu ich wirklich!«
»Ich weiß. Und er wußte auch, daß Sie es ernst meinen.«
»Wirklich?« Die Tränen begannen zu fließen, und es fiel Jack schwer, die wichtige Frage zu wiederholen: «Sind Sie ganz sicher?«
»Er wußte, daß Sie es ernst meinten, Jack, und er glaubte Ihnen. Das war sehr anständig, Dr. Ryan.« Clark umarmte Ryan so, wie ein Mann sonst nur seine Frau oder seine Kinder in die Arme nimmt - oder jene, mit denen er dem Tod ins Gesicht geschaut hatte.
Vorne auf dem rechten Sitz verdrängte Colonel Johns erst einmal seine Trauer und konzentrierte sich auf die Mission. Buck hatte dafür bestimmt Verständnis.
Cutters Jet traf lange nach Sonnenuntergang in Hurlburt ein, und er wurde mit einem Wagen zur Operationsabteilung des Geschwaders gebracht. Er erschien ohne jede Warnung, wie ein böser Geist. »Wer hat hier den Befehl?«
Der Sergeant an der Anmeldung erkannte den Sicherheitsberater sofort; er hatte ihn im Fernsehen gesehen. »Diese Tür, Sir.«
Cutter fand einen jungen Captain vor, der in seinem Drehsessel döste. Als die Tür sich öffnete, blinzelte der junge Mann und sprang etwas wacklig auf.
»Ich will wissen, wo Colonel Johns ist«, verlangte Vizeadmiral Cutter leise.
»Sir, ich bin nicht in der Lage, Ihnen diese Information…«
»Wissen Sie, wer ich bin?«
»Jawohl, Sir.«
»Versuchen Sie etwa, mir etwas abzuschlagen?«
»Ich habe meine Befehle, Sir.«
»Captain, ich widerrufe alle Befehle. So, und jetzt beantworten Sie meine Frage.« Cutter sprach nun lauter.
»Sir, ich weiß wirklich nicht, wo…«
»Dann suchen Sie jemanden, der Bescheid weiß, und bringen ihn her.« Der Captain war so verängstigt, daß er den Weg des geringsten Widerstands wählte und einen Major anrief, der auf dem Stützpunkt wohnte und acht Minuten später zur Stelle war.
»Major, ich will wissen, wo Colonel Johns ist. Er ist der Kommandeur dieses Vereins, oder?« »Jawohl, Sir!« erwiderte der Major. Was zum Teufel soll das? fragte er sich.
»Wollen Sie mir weismachen, daß die Männer dieser Einheit nicht wissen, wo ihr Kommandeur ist?« Die Tatsache, daß seine Autorität allein nicht zur sofortigen Ausführung des Befehls geführt hatte, brachte Cutter so auf, daß er sein Ziel aus dem Auge verlor und losdonnerte.
»Sir, wir sind hier mit Spezialoperationen und…«
»Ist das hier ein Pfadfinderlager oder eine militärische Einrichtung?« tobte der Admiral. »Sir, dies ist eine militärische Einrichtung«, erwiderte der Major. »Colonel Johns ist auf Dienstreise. Ich habe den strikten Befehl, Sir, über seinen Auftrag und seinen Aufenthaltsort nur mit Befugten zu sprechen, und Sie stehen nicht auf der Liste. So lauten meine Anweisungen, Admiral.« Cutter war verdutzt und wurde noch wütender. »Kennen Sie meine Funktion? Wissen Sie, für wen ich arbeite?« So hatte schon seit Jahren kein Rangniedriger mehr mit ihm geredet. Und beim letzten Mal hatte er die Karriere des Betreffenden geknickt wie ein Streichholz.
»Sir, ich habe einen schriftlichen Befehl.« Der Major nahm Haltung an. »Auch der Präsident steht nicht auf der Liste, Sir.« Die Miene des Offiziers drückte recht klar aus: Dieses hergelaufene Arschloch, das es gewagt hatte, die United States Air Force einen Haufen Pfadfinder zu schimpfen, solle sich verpissen.
Cutter mußte seinen Ton mäßigen, seine Gefühle beherrschen. Abrechnen konnte er mit diesem unverschämten Flegel immer noch. So begann er mit einer Entschuldigung, sozusagen Mann zu Mann. »Major, ich muß Sie um Verzeihung bitten. Die Angelegenheit ist von höchster Wichtigkeit; Einzelheiten darf ich Ihnen nicht nennen. Ich kann aber sagen, daß es hier in der Tat um Leben und Tod geht. Ihr Colonel Johns könnte Hilfe brauchen. Es ist möglich, daß die Operation in Auflösung begriffen ist, und das muß ich wirklich wissen. Ihre Loyalität Ihrem Kommandeur gegenüber ist lobenswert, Ihre Pflichterfüllung beispielhaft, aber Offiziere müssen auch Urteilsvermögen haben und Prioritäten abwägen können. Tun Sie das jetzt,
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