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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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schaute über die Brücke. »Miss Walters, ich übernehme. Oreza und Riley sollen sofort auf die Brücke kommen.« Ensign Walters bestätigte den Befehl und war enttäuscht, denn das Steuern des Schiffes in dem tropischen Sturm hatte ihr einen Riesenspaß gemacht. Und sie war anders als viele Besatzungsmitglieder noch nicht einmal seekrank. Warum hatte der Skipper sie ablösen müssen? »Ruder backbord«, befahl Wegener. »Neuer Kurs drei-drei-fünf. Zwei Drittel voraus.« Der Rudergänger wiederholte den Befehl, drehte am Ruder und stellte die neue Leistung ein. »Zwei Drittel, Sir.«
»Danke. Wie fühlen Sie sich, Obrecki?« fragte der Skipper. »Wie in der Achterbahn, Sir.« Der junge Mann grinste, wandte den Blick aber nicht vom Kompaß.
»Sie halten sich gut. Sagen Sie aber Bescheid, wenn Sie müde werden.«
»Aye, aye, Sir.« Eine Minute später erschienen Oreza und Riley. »Was gibt’s?« fragte Portagee. »Wir gehen in dreißig Minuten auf Flugstation«, erklärte der Captain. »Scheiße!« rief Riley. »Verzeihung, Red, aber in dieser Kacke…«
»Fein, Master Chief. Nun, da wir das hinter uns haben, verlasse ich mich darauf, daß Sie die Sache deichseln«, meinte Wegener streng. Riley steckte die Zurechtweisung ein.
»Ich will tun, was ich kann, Captain. Stellen wir den Ersten Offizier auf den Turm?« Wegener nickte. Der Erste Offizier war der beste Mann, um die Operation von der Luftleitstation aus zu leiten. »Gehen Sie ihn holen.« Riley entfernte sich, und Wegener wandte sich an seinen Steuermannsmaat. »Portagee, Sie will ich am Ruder haben, wenn wir auf Hotel Corpin gehen. Ich übernehme die Brücke.«
»Sir, Hotel Corpin gibt es in dieser Sauerei nicht.«
»Deshalb stelle ich Sie ja auch ans Ruder. Lösen Sie Obrecki in einer halben Stunde ab. Wir müssen dem Hubschrauber eine stabile Landeplattform bieten.«
«Du lieber Himmel.« Oreza schaute aus dem Fenster. »Klar, Red.«
    Johns flog niedrig, nur spärliche hundertfünfzig Meter überm Boden. Er schaltete den Autopiloten ab und verließ sich nun lieber auf sein Geschick und seinen Instinkt. Der Wechsel kam jäh. Eben noch waren sie in klarer Luft geflogen, nun aber peitschte Regen die Maschine.
»Na, so schlimm ist es ja gar nicht«, log Johns unverschämt über die Sprechanlage. »Klar, und wir werden auch noch dafür bezahlt«, bestätigte Willis ironisch.
PJ sah auf das Navigations-Display. Der Wind kam im Augenblick aus Nordwesten und verlangsamte ihren Flug, aber das sollte sich ändern. Sein Blick schweifte zwischen dem Fahrtmesseranzeiger und dem Instrument, das die Geschwindigkeit überm Boden darstellte, hin und her. Satelliten- und Trägheitsnavigationssysteme stellten auf einem Computerdisplay seine Position und sein Ziel dar, einen roten Punkt. Auf einem anderen Schirm zeigte die Radaranlage den vor ihnen liegenden Sturm und ließ die schlimmsten Abschnitte in Rot erscheinen. Diese mußte er meiden, aber auch die gelben Gebiete, die er durchfliegen mußte, waren schon schlimm genug.
»Mist!« brüllte Willis. Beide Piloten rissen an den Knüppeln und gingen auf Volleistung. Sie waren in einen Abwind geraten. Nun starrten sie auf das Instrument, das ihre Sinkgeschwindigkeit anzeigte. Einen kurzen Augenblick lang sausten sie mit tausend Fuß pro Minute in die Tiefe; wenn das so weiterging, mußten sie in dreißig Sekunden zerschellen. Doch Turbulenzen dieser Art sind begrenzt. Der Hubschrauber fing sich sechzig Meter überm Boden und kämpfte sich zäh nach oben zurück. PJ entschied, daß für den Augenblick eine Flughöhe von zweihundert Metern sicherer war. »Knapp«, meinte er.
Willis grinste nur. Hinten wurden die Männer am Boden festgeschnallt. Ryan hatte das bei sich bereits getan und klammerte sich obendrein an der Montierung der Kanone fest, als ob das zusätzliche Sicherheit gäbe. Er schaute durch die offene Tür und sah nichts als graue, gelegentlich von Blitzen erhellte Finsternis. Der Hubschrauber wurde von den aufgewühlten Luftmassen trotz seiner gut zwanzig Tonnen herumgeworfen wie ein Drachen. Ryan konnte nichts tun; sein Schicksal lag in anderen Händen. Selbst nachdem er sich erbrochen hatte, ging es ihm nicht besser. Nun sehnte er sich nur noch danach, daß das Ganze ein Ende fand. Wie, war ihm egal.
Sie wurden weiter durchgeschüttelt, aber der Wind sprang um, als der Hubschrauber in den Hurrikan eindrang. Erst war er aus Nordwesten gekommen, sprang dann aber um und wehte mit beträchtlicher Geschwindigkeit von

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