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06 - Prophet der Apokalypse

06 - Prophet der Apokalypse

Titel: 06 - Prophet der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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hinunter.
    Jorge schien das Befinden seines Kumpans gleichgültig zu sein. Er drängte ungeduldig darauf, ihm zu folgen.
    Wenig später ließ er sie in ihrem Exil für die nächsten zehn Tage allein.
    »Minus 5 Sterne«, brachte Maria Luisa es auf den Punkt und schüttelte sich. »Hoffentlich gibt’s hier keine Ratten.«
    Tom nickte. »Und wenn doch, dann bitte nur vierbeinige.«
    Tags darauf, der Frachter hatte mittlerweile abgelegt, machte Tom Ericson eine unangenehme Entdeckung.
    »Was hast du?«, fragte Maria Luisa, als er in den Taschen seiner Kleidung zu wühlen begann.
    »Dieser dreckige Bastard!«, zischte Tom.
    »Wovon redest du?«
    »Von Cuarto! Erinnerst du dich, dass er bei Verlassen des Schiffes stürzte und ich ihm aufhalf? Das war vorgetäuscht; dabei hat er mir meine Kreditkarte geklaut! Dieser miese kleine Gauner war wohl mit unserem Arrangement doch nicht zufrieden.«
    »Beruhige dich. Es ist nicht mehr zu ändern. Und wir sind ja auch bislang ohne die Karte zurechtgekommen.«
    Tom wünschte, er hätte ihren Gleichmut teilen können. Aber er dachte schon weiter. Und die Konsequenzen, die sich aus dem Diebstahl ergeben konnten, falls Cuarto die Karte benutzte – und das würde er zweifellos – gefielen ihm überhaupt nicht.
    9.
    Yucatán, 1518
    In dem Moment, als Ts’onot den Ring über seinen Finger streifte, verlor der Prophet jede Kontrolle über sich.
    Ein Wispern, das er schon in dem unendlichen Raum gehört, aber wieder vergessen hatte, schien aus den Schründen seines Gedächtnisses emporzusteigen.
    Er erinnerte sich, dass ihm erklärt worden war, was für eine Bewandtnis es mit dem Geschenk hatte. Und dass damit ein Auftrag verbunden war: die Aufforderung, die Welt auf das vorzubereiten, was ihr durch den »Weißen Gott« drohte. Immer noch drohte.
    Dass der »Weiße« nicht aufgeben würde, hatte Ts’onot bereits geahnt. Dass er lange nicht mehr in Erscheinung getreten war, spielte dabei keine Rolle. Die Gestalt aus Licht war unsterblich, und einige Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte waren für sie nicht von Bedeutung.
    Der Ring sollte Ts’onot zeigen, wie der nächste Versuch des »Weißen«, die Welt ins Chaos zu stürzen, vonstattengehen würde.
    Eine bekannte Gefahr, das hatte schon Oxlaj einst gepredigt, war nur noch eine halbe Gefahr. Wer seinen Gegner kannte, konnte etwas gegen ihn unternehmen, sich vorbereiten, Lösungen suchen.
    Doch um die Welt von der Gefahr zu warnen, musste man Stunde und Tag kennen, wann sie zuschlug. Man musste um ihre Natur wissen und seine Warnungen so formulieren, dass nötigenfalls auch folgende Generationen sie noch verstehen und überliefern konnten …
    All das wurde Ts’onot in dem Moment bewusst, als er den Ring über den Mittelfinger seiner Linken streifte – und noch bevor die unglaubliche Kraft , die darin wohnte, auf ihn übersprang und sein Lomob in einer Weise stimulierte, wie der Prophet es niemals zuvor erlebt hatte.
    In seinem Gehirn braute sich ein Unwetter zusammen; winzige Blitze schienen zu zucken, kalte Flammen leckten an seinem Verstand.
    Er merkte nicht, wie er aufstöhnte. Er hörte nicht mehr die Warnungen, die ihm Diegodelanda zurief. Von einem Moment zum nächsten hatte sein Geist die sterbliche Hülle verlassen und preschte mit aberwitzigem Tempo die Zeitlinien entlang. Weit, weit in die Zukunft. Keine Jahre, keine Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte. Fast ein halbes Jahrtausend!
    Und dort angekommen, in einer Welt, in der es noch immer Menschen gab, sah Ts’onot deren Ende: Ein Feuersturm fegte sie hinweg. Feuer, das vom Himmel fiel, entfachte den Weltenbrand …
    Diego de Landa fühlte sich von einem Sog gepackt, der ihn fast das Bewusstsein verlieren ließ. In rasender Fahrt ging es durch einen viel zu engen Tunnel, in dem der Freund der Maya tausend Ängste ausstand und mehr als einmal fürchtete, steckenzubleiben.
    Warnungslos jedoch öffnete sich der Schlauch und spie ihn – seinen Geist – aus. In eine Welt, die er wie durch dunkles Glas wahrnahm und doch genügend Details erkannte, um das Blut in den Adern seines zurückgelassenen Körpers erstarren zu lassen.
    Er wollte nicht sehen, was er sah. Er wollte nicht wissen, was die Zukunft brachte – wenn die Antwort nur Tod und Inferno lautete. Aber da war niemand, der ihn fragte, ob er die Schreckensbilder sehen wollte, die nicht mehr waren als Streiflichter dessen, was im gleichen Moment Ts’onot sah.
    Diego de Landa klebte an dem Ring, so wie der Ring an Ts’onot

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