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06 - Prophet der Apokalypse

06 - Prophet der Apokalypse

Titel: 06 - Prophet der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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Hürden Tom zu meistern hoffte. Er war im Laufe seines Lebens viel in der Welt herumgekommen; nicht immer hatte er das nötige Kleingeld gehabt, um ganz klassisch ein Ticket zu erwerben. Not machte erfinderisch, und im Laufe der Zeit hatte er einige passable Strategien entwickelt. Einmal hatte er seine Überfahrt sogar in der Kombüse eines Seelenverkäufers abgearbeitet. Aber das wollte er Maria Luisa und Alejandro dann doch nach Möglichkeit ersparen …
    Tom parkte den Mazda fernab der überlaufenen Touristen-Parkplätze in einer kaum frequentierten Seitenstraße. Zu Fuß schlenderten sie zur Hafenmole und verschafften sich erst einmal einen Überblick über die Schiffe, die entlang des Kais lagen.
    Maria Luisa kam aus dem Staunen kaum noch heraus. Dort, wo sich eine Touristenfalle an die andere reihte und sämtliche Straßencafés und Restaurants brechend voll waren, ragte die Silhouette eines gewaltigen Kreuzfahrt-Liners auf. Das Kommen und Gehen über die Gangways des Giganten erinnerte an das Gewimmel einer Ameisenstraße, nur dass hier keine Beute und Baumaterial transportiert wurden, sondern Tüten und Schachteln mit Souvenirs.
    Etwas weiter die Straße hinunter wurde es merklich ruhiger. Und in einem auch visuell abgegrenzten Bereich lagen dann all die Kähne vor Anker, die über keine noblen Luxuskabinen und Bordentertainment verfügten: vorwiegend Frachter, die entweder mit Containern beladen wurden oder deren Ladung mithilfe gewaltiger Kräne und hartgesottener Männer gelöscht wurde.
    Dorthin lenkte Tom Ericson seine Schritte, nachdem er die Geschwister in einem der Cafés, die zum Meer hin zeigten, zurückgelassen hatte. Maria Luisas Frage, was genau er vorhabe, hatte er nur vage beantwortet: »Ich beeile mich. Bleibt hier, trinkt etwas und esst eine Kleinigkeit. Geht nicht weg oder sucht nach mir, ich finde euch wieder.«
    Er hatte ein Auge für Plätze und Menschen. Und so trat er bald darauf in eine Kneipe, die so versteckt lag, dass vermutlich nur Einheimische darin verkehrten, hauptsächlich Matrosen.
    Tom passte weder vom Outfit noch von seinem sonstigen Erscheinungsbild in diese »geschlossene Gesellschaft« – weshalb ihm eines von Anfang an sicher war: Aufmerksamkeit.
    Vom Rauchverbot hatte in dieser Spelunke noch niemand etwas gehört. Durch Schwaden, die so dick waren, dass man sie hätte mit dem Messer schneiden können, drückte sich Tom zur Theke vor. Er versuchte sich unbeeindruckt zu geben, aber ganz einfach war das nicht angesichts der Tatsache, dass nach und nach alle Gespräche um ihn herum verstummten und sich alle Blicke auf ihn richteten. Auch wenn keine offen feindselige Stimmung herrschte, bedurfte es doch eines starken Nervenkostüms, um weiter cool zu bleiben.
    Beim Wirt, der eine leichte Ähnlichkeit mit Álvaro Suárez hatte, Maria Luisas jähzornigem Vater, bestellte Tom Ericson eine cerveza . Den misstrauischen Blick ignorierte er. Sein passables Spanisch schien jedoch ein klein wenig zu beeindrucken.
    Wenig später klatschte der Schmerbäuchige, der den Zapfhahn bediente, ein gerade mal zur Hälfte mit Flüssigkeit gefülltes Glas vor Tom auf die Theke. Der Rest war Schaum.
    Tom beschwerte sich nicht, sondern setzte das Glas an die Lippen und trank. Daraufhin erwachten die Gespräche der Gäste allmählich wieder zum Leben. Tom wartete noch ein zweites Bier ab, das diesmal schon zu drei Vierteln voll war, dann schob er dem Wirt ein paar Scheine zu, die nicht nur für die Zeche bestimmt waren.
    Was auch sofort verstanden wurde. »Biste ’n Spitzel?«, fragte der Wirt frei heraus. Offenbar hatte die örtliche Polizei seinen Laden auf dem Kieker. Das warf kein gutes Licht auf ihn, spielte Toms Absichten aber in die Karten.
    Er schüttelte den Kopf. »Eher das Gegenteil.«
    »Will heißen?«
    Im Verschwörerton erklärte Tom, dass er für eine Weile nach Südamerika verreisen wollte, aber zu viel Bequemlichkeit hasste.
    Der Wirt verstand das mit Pokerface vorgetragene Ansinnen sofort. Es bedurfte aber noch einiger Scheine mehr, um die angestrebte Kooperation in trockene Tücher zu bringen. Als Tom Ericson die Kneipe schließlich wieder verließ, hatte er immerhin schon einen Namen – Cuarto – und eine Uhrzeit, zu der er sich wieder einfinden sollte. Diesmal vor der Kneipe. Und noch am selben Abend.
    Tom konnte nur hoffen, dass auf den vierschrötigen Wirt Verlass war.
    Und natürlich auf jenen Unbekannten namens Cuarto, der ihm gleich drei Blind-Tickets über den

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