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060 - Bis zum letzten Schrei

060 - Bis zum letzten Schrei

Titel: 060 - Bis zum letzten Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Ein lebendes Wesen konnte die
furchtbare Tat nicht begangen haben!
    Ein Gespenst
war dafür verantwortlich zu machen.
    Die Weiße
Frau, die man im Volksmund auch die Totenfrau nannte, ging wieder um.
     
    ●
     
    »Fahr nicht
so schnell!« Die reizende Blondine an seiner Seite lehnte sich in die Polster
zurück und umfaßte den Haltegriff fester.
    Simon Lautrec
Tullier lachte. Der junge Mann zog den schnittigen Sportwagen in die scharfe
Kurve, daß die Pneus kreischten.
    »Du brauchst
keine Angst zu haben«, sagte der junge Franzose und fuhr sich mit der Linken
durch das dichte, gelockte Haar. »Ich fahr den Berg immer in diesem Tempo rauf!«
    Vivi Carlson,
die Tullier vor drei Tagen bei einer Party in Paris kennengelernt hatte, seufzte.
    Der
knabenhaften Dänin war anzusehen, daß sie sich nicht wohl in ihrer Haut fühlte.
    »Die Straße
ist schmal. Wenn dir ein Wagen entgegenkommt, wie willst du dann noch
ausweichen, wenn du so schnell bist, Simon?« fragte sie ängstlich.
    »Um diese
Zeit kommt uns garantiert kein Mensch entgegen. Morgens um sieben ist der
Burgeingang schon geöffnet, aber frühestens um die Mittagszeit kommen die
ersten Besucher, Cherie. Falls überhaupt welche kommen. Die Burg wird von den
meisten gemieden. Einheimische kommen schon gar nicht rauf, und die meisten
Ausländer, die hier durchfahren, sehen das kleine Hinweisschild nicht!«
    »Dann geht es
deinem Vater finanziell sicher nicht sehr gut?« meinte die Dänin. »Wenn der
Laden nichts abwirft…«
    Simon Lautrec
Tullier winkte ab. »Als mein Vater die Burg vor fünfunddreißig Jahren kaufte,
lag es ihm fern, ein Geschäft daraus zu machen. Er wollte abseits von den
Menschen seiner Arbeit und seinen Neigungen nachgehen. Mein Alter ist ein
ziemlich bekannter Landschaftsmaler geworden. Hier oben fand er die Ruhe und
Muße, die er zeit seines Lebens gesucht hat. Wenn er Geld gescheffelt hat, dann
nicht durch die paar Besucher, die einen Franc Eintrittsgeld entrichten,
sondern durch seine Bilder, die er gut verkaufen konnte. Für einen Tullier aus
seiner früheren Zeit zahlt man heute schon Traumpreise. Und das zu seinen
Lebzeiten!«
    »Allerdings
hat er nichts mehr davon«, entgegnete die Blondine mit dem sportlichen
Haarschnitt.
    »Richtig. Wer
damals gesammelt hat, kann jetzt reich werden. Aber ich habe meinen Vater im
Verdacht, daß er einige seiner besten Sachen wohl aufbewahrt hat. Er soll mir
eines schenken, und dann bin ich meine Geldsorgen los. Wenn er kein Bild
rausrücken will, dann kann er ersatzweise ein paar Scheine hinblättern. Er soll
schließlich merken, daß er noch einen Sohn hat. Ich habe mich jetzt ein ganzes
Jahr nicht mehr blicken lassen.«
    Vivi Carlson
musterte ihren Begleiter von der Seite. »Wenn man dich so reden hört, dann
sollte man nicht für möglich halten, daß ihr beide ein gutes Verhältnis
miteinander habt.«
    »Haben wir
auch nicht«, bestätigte Simon Tullier. Er lachte kurz.
    »Und dann
wagst du es, ihn anzupumpen?«
    »In der Not
frißt der Teufel Fliegen, meine Liebe. Wenn ich Geld brauche, dann ist es mir
egal, von wem ich es bekomme.« Während er das sagte, zog er den Wagen scharf
nach links.
    Die Dänin
hielt den Atem an, als sie den Abgrund auf sich zukommen sah. Die dunklen,
dichtstehenden Bäume spiegelten sich in der Windschutzscheibe, und einen Moment
lang sah es so aus, als würden die Stämme die Scheibe durchbrechen.
    Vivi Carlson
schloß die Augen.
    Simon Tullier
lachte. Der Dreiunddreißigjährige hatte einen widerspenstigen Gesichtsausdruck,
und seine arrogant hochgezogenen Lippen ließen ahnen, daß er andere von oben
herab zu behandeln wußte.
    Aber er hatte
auch Charme. Tullier war ein Frauenheld, und es gehörte zu seinem Alltag, daß
er seine Freundinnen ebenso rasch wechselte wie seine Hemden.
    Vivi Carlson
wußte das. Aber daran störte sie sich nicht. Ihr kam es darauf an, ein paar
unbeschwerte Tage in Frankreich und Deutschland zu verbringen. Tullier war
draufgängerisch und großzügig. Genau die Art Mann, die sie mochte.
    Eine steil
aufwärts führende Straße lag jetzt vor ihnen. Weit geöffnet war das Tor hinter
der Zugbrücke. Wie ein Irrsinniger jagte Tullier auf die Zugbrücke zu, über sie
hinweg, so daß die Bohlen schepperten, und in den tunnelähnlichen Eingang
hinein.
    Hier wurde es
so finster, daß Vivi Carlson die Brille abnehmen mußte. Am Gewölbe hingen
gelblichrot glühende Birnen, die so gut wie keinen Nutzen erfüllten. Ebensogut
hätten sie ausgeschaltet

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