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060 - Bis zum letzten Schrei

060 - Bis zum letzten Schrei

Titel: 060 - Bis zum letzten Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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sein können.
    Die Dänin
atmete auf, als Tullier jetzt auf die Bremse trat. Der Wagen verlangsamte das
Tempo, rollte tief in den Tunneldurchgang hinein und kam auf der anderen Seite
im Innenhof wieder heraus, wo helles Tageslicht sie empfing.
    Spätestens
unten vor der steilen Auffahrt mußten normalerweise die Fahrzeuge abgestellt
werden. Nur in Ausnahmefällen hatte es der Burgherr gestattet, in den Innenhof
hochzufahren.
    Tullier nahm
sich dieses Recht einfach heraus.
    Aus Erfahrung
wußte er, daß Soiger in den frühen Morgenstunden in der Burgschänke anzutreffen
war.
    Auf das
Motorengeräusch hin tauchte André Soiger an der obersten Treppenstufe auf und
blickte erstaunt auf den jungen Mann und seine Begleiterin.
    »Monsieur
Tullier?« kam es zäh über seine Lippen.
    »Überrascht,
André?« lachte Tullier und sprang aus dem Wagen. »Wo ist mein Vater?« Simon
Lautrec Tullier warf unwillkürlich einen Blick zur ersten Etage des
Schloßgebäudes, das bestens renoviert war.
    »Ihr Vater?
Wie kommen Sie auf diese Idee, Monsieur Tullier?«
    »Es gibt für
Vater nur zwei Orte, wo er sich aufhalten kann und wo er sich wohlfühlt. In
seiner Stadtwohnung in Straßburg war er nicht zu erreichen, also liegt der
Gedanke nahe, daß er sich im Augenblick hier etabliert hat.«
    »Ich muß Sie
enttäuschen, Monsieur«, entgegnete Soiger kopfschüttelnd. »Ihr Vater ist nicht
hier. Auch ich habe schon versucht, ihn heute morgen telefonisch zu erreichen.«
    Simon Lautrec
Tullier kniff die Augen zusammen. »War das Telefongespräch denn so wichtig?«
    »Ich habe
eine dringende Instruktion benötigt«, sagte Soiger schnell. »Da ich die
Entscheidung nicht allein treffen konnte, mußte ich sie verschieben.«
    Tullier
grinste. »Vielleicht kann ich Ihnen helfen, André?«
      »Nein, das glaube ich nicht, Monsieur.«
    Soiger wußte
nur zu gut, wie sich Vater und Sohn vertrugen. Gerard Tullier war enttäuscht
von seinem einzigen Sohn, der völlig aus der Art geschlagen und zum schwarzen
Schaf der Familie geworden war.
    Gerard
Tullier hätte es gern gesehen, wenn sein Sohn einen Beruf erlernt hätte. Sein
geheimer Wunsch war sogar gewesen, Simon auf der Kunstakademie studieren zu
lassen. Der junge Tullier hatte nämlich das Talent seines malenden Vaters
geerbt. Aus Liebe zur Malerei und zum Malen hatte das Ehepaar Tullier seinem
Sohn den Zweitnamen Lautrec gegeben, zu Ehren des großen französischen
Künstlers.
    Simon Tullier
aber war nicht interessiert daran, irgend etwas zu tun, das mit Anstrengung
verbunden war. Er fing alle Dinge nur an, führte jedoch nichts zu Ende. Er
vagabundierte durch die Welt, lag seinem Vater auf der Tasche und hoffte auf
seinen Gewinn im Pferdelotto oder in der Spielbank, wo er sich meistens
herumtrieb. Er machte Schulden, aber das störte ihn nicht.
    »Wenn Vater
nicht in Straßburg ist und nicht hier, dann kann das nur bedeuten, daß er auf
dem Weg hierhin ist«, murmelte Simon Tullier, während die Dänin um den Wagen
herumkam, Soiger flüchtig zunickte und dann ihren Arm um Tulliers schmalen Hüften
legte.
    »Das könnte
möglich sein«, sagte Soiger beiläufig. »Aber wollen Sie nicht hereinkommen und
eine Tasse Kaffee trinken?« fragte er plötzlich, als fiele ihm erst jetzt auf,
daß er es seinem Gast schuldig war, dieses Angebot zu machen.
    Simon Tullier
und Vivi Carlson waren nicht abgeneigt.
    »Das ist
keine schlechte Idee, André«, sagte Tullier, als sie in die kühle Schänke
traten. Das Gasthaus war einfach, aber sauber eingerichtet. Es gab mehrere
längliche und quadratische Tische, zwei Flipperspiele, eine Verkaufsnische, wo
man Souvenirs erstehen konnte, und auf der anderen Seite eine Theke, wo die
Getränke ausgegeben wurden.
    Für Simon
Tullier und seine gutaussehende Begleiterin war dies das erste Frühstück, das
sie zu sich nahmen. Nach dem vergeblichen Versuch, einen Besuch bei seinem
Vater abzustatten, waren Tullier und Vivi Carlson noch zwei Stunden bei einem
Freund des Franzosen geblieben. Mit Anbruch der Morgendämmerung hatten sie dann
ihre Fahrt fortgesetzt.
    Über eine
Stunde saßen die Dänin und ihr Begleiter mit dem Burgaufseher zusammen. Von der
Schänke aus rief Soiger noch unten in der Wohnung an und teilte seiner Frau die
Anwesenheit des Burgherrnsohnes mit.
    Simon
versprach, später kurz hereinzuschauen und guten Tag zu sagen.
    Tullier hegte
die Hoffnung, daß sein Vater an diesem frühen Morgen noch hier eintreffen
würde. Das wäre zwar ein Zufall gewesen, aber

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