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0600 - Die unsichtbare Grenze

Titel: 0600 - Die unsichtbare Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Wachsamkeit der Administration.
    „Die Leute sind äußerst mißtrauisch", erklärte dazu Tycho Ramath. „Überall haben sie ihre Agenten, und das Alarmnetz ist zu einer Perfektion ausgebaut, die eines edleren Verwendungszweckes würdig wäre."
    „Daher ergeben sich als oberste Gebote", meldete Felix Rabin sich zu Wort, „Schnelligkeit und Gleichzeitigkeit."
    Er erläuterte diese etwas ominöse Feststellung: Ziel des Unternehmens war, die Gefangenen zu befreien und mit der MARCO POLO zu fliehen. Die Befreiung der Gefangenen und die Besetzung der MARCO POLO waren zwei Teilziele, die gleichzeitig erreicht werden mußten. Es waren also zwei Einsatzgruppen erforderlich, die ortlich getrennt und dennoch gleichzeitig operierten. Felix Rabin ging einen Schritt weiter: Er verlangte den Einsatz von drei Gruppen.
    „Drei?" fragte Ramath überrascht.
    „Aus folgendem Grund", erläuterte Rabin bereitwillig: „Sobald dem Gegner gemeldet wird, daß man die Gefangenen befreit, wird er annehmen, daß die Ausbrecher auf dem Raumschiff mit dem sie gekommen sind, fliehen wollen. Das ist ja auch in der Tat der Fall. Er wurde, diesem Gedankengang folgend, die Bewachung der MARCO POLO sofort verstärken oder Verstärkungen zumindest in Bewegung setzen und unsere Aufgabe damit erheblich erschweren. Um das zu verhindern, machen wir ihm weis, daß wir in Wirklichkeit mit der anderen MARCO POLO - also der, die auf diese Bezugsebene gehört - entfliehen wollen. Da die beiden Schiffe einander gleichen, ist das eine Entscheidung, die dem Gegner logisch erscheinen muß.
    Er wirft also seine Truppen in Richtung der zweiten MARCO POLO. Dadurch wird unsere Aufgabe, die erste MARCO POLO zu besetzen, wesentlich leichter."
    Der Vorschlag wurde angenommen. Bei Einbruch der Dunkelheit, gegen neunzehn Uhr, waren auch die letzten Einzelheiten des Planes festgelegt. Der Angriff sollte an allen drei Punkten um zwei Uhr dreiundvierzig am Morgen des 26. August beginnen. Auch für die Wahl des Zeitpunktes hatte Felix Rabin einen überzeugenden Grund.
    „Es entspricht der Mentalität des Menschen", erklärte er, „daß er den Beginn wichtiger Ereignisse gerne auf sogenannte runde Uhrzeiten festlegt. Ein Konzert beginnt um zwanzig Uhr, nicht um zwanzig Uhr dreizehn. Die Rede des Großadministrators zur Lage des Imperiums fängt um sechzehn Uhr an, nicht etwa um sechzehn Uhr achtundzwanzig. Und so weiter. Die herrschende Regierung ist schlau genug, um sich diese Eigenart des Menschen zunutze zu machen. Jeweils zur vollen und zur halben Stunde entwickeln die Kontrollrechner, die das Alarmsystem steuern, die höchste Aktivität." Er lächelte zufrieden. „Um zwei Uhr dreiundvierzig dagegen sind sie vergleichsweise inaktiv, und wir sollten durch dieses Arrangement ein paar zusätzliche Sekunden gewinnen können."
    Der Plan war fertig. Er hatte mehr Aussicht auf Erfolg als Perry Rhodans mit primitiven Mitteln vorbereiteter nächtlicher Ausbruchsversuch aus dem Gefängnis, der doch ebenfalls gelungen war. Tycho Ramath war bereit, seine gesamte Streitmacht und alle Mittel, die ihm zur Verfügung standen, aufzubieten, um den Freunden aus dem Paralleluniversum zu helfen. Felix Rabin selbst würde den Scheinangriff auf die zweite MARCO POLO leiten. Ihm zur Seite stand ein Stoßtrupp von rund sechshundert Mann. Eine Gruppe von knapp zweihundert Mann würde Perry Rhodan begleiten, wenn er in die erste MARCO POLO eindrang, und mindestens ebenso viele würden sich an der Erstürmung der Ausstellungshalle und der Befreiung der Gefangenen beteiligen.
    Die Selbstverständlichkeit, mit der Tycho Ramath die Reserven seines Geheimbundes aktivierte, um achteinhalbtausend Fremden zu helfen, war atemberaubend. So geschickt die Angreifer auch vorgehen mochten - es wurde Verluste geben, wahrscheinlich hohe Verluste. Wie kamen die Männer des Ramathschen Geheimbundes dazu, ihr Leben für Leute zu opfern, die sie im Grunde nichts angingen? Und Ramath selbst!
    Der Feind würde Gefangene machen und sie verhören. Wie kam Ramath dazu, sein bisher so sorgfältig gehütetes Geheimnis einfach preiszugeben und sich als gefährlicher Verschwörer bloßzustellen, den die Rache der Regierung mit brutaler, unnachgiebiger Gewalt treffen würde?
    Perry Rhodan stellte diese Fragen, weil sie sein Gewissen beunruhigten. Tycho Ramath schien überrascht.
    „Es ehrt Sie, Sir", antwortete er, „daß Sie sich angesichts Ihrer wenig beneidenswerten Lage Sorgen um unser Wohlergehen machen.

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