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0603 - Die Pestklaue von Wien

0603 - Die Pestklaue von Wien

Titel: 0603 - Die Pestklaue von Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bett, das kann ich spüren. Du sitzt auf deinem Bett, telefonierst und hast Furcht. Du drehst dem Fenster dabei den Rücken zu. Stimmt es?«
    Obgleich sie nicht antworten wollte, entschlüpfte ihren Lippen eine Bestätigung.
    »Das habe ich mir doch gedacht. Du kannst sitzenbleiben, aber dreh dich dabei um und schau zu den beiden Fenstern hin. Zuerst zu dem größeren, das ja eine Balkontür ist.«
    »Weiß ich.«
    »Dreh dich, schau hin!«
    Isabel de Dijon reagierte wie unter Zwang. Sie konnte einfach nicht anders, sie mußte sich auf der Bettkante hockend bewegen und richtete ihren Blick bis auf das zum Boden reichende Viereck. Um einen besseren Blick auf die Oper zu haben, hatte Isabel die Gardine zur Seite geschoben, so lag das gesamte Rechteck frei vor ihr. Noch war es nicht richtig dunkel. Die Dämmerung produzierte trotzdem schon viele Schatten.
    Schatten?
    Sie beobachtete den einen, der sich von der linken Seite her von außen gegen das Fenster schob.
    Nein, doch nicht – es war kein Schatten, sondern eine gewaltige, halb gekrümmte Steinklaue. Die aus den Katakomben!
    ***
    Isabel konnte nicht einmal schreien. Alles in ihr war eingefroren und zu Eis geworden. Diese Hand, das Unbegreifliche, was sich da abspielte, das… das konnte und durfte nicht normal sein. Es war einfach zu grauenhaft.
    Und doch stimmte es.
    Vor dem Fenster schwebte sie, dabei sogar um einiges vergrößert als im Original, wo Isabel sie zum erstenmal unter der Decke gesehen hatte. Aber es war die gleiche Klaue, daran änderte sich nichts, auch wenn Isabel sie noch von der Seite her sah, ihr Erinnerungsvermögen stimmte allerdings, diese Hand war mit der aus der Katakombe identisch.
    Den Hörer hielt sie noch fest, vernahm auch die Stimme, die manchmal von einem schadenfrohen Lachen unterbrochen wurde.
    In den folgenden Sekunden nahm der Schweißfilm zu, so glitt ihr der Hörer aus der Hand und blieb auf der Bettdecke liegen.
    Daß der Anrufer laut ihren Namen rief, hörte sie zwar, reagierte darauf jedoch nicht. Isabel de Dijon hatte nur Blicke für die übergroße Klaue vor dem Fenster.
    Warum tut denn keiner was? Weshalb ruft niemand die Polizei?
    Die Hand muß doch auch von anderen gesehen werden…
    Gedanken nur, keine Worte, auch keine Schreie, denn Isabel saß unbeweglich wie jemand, der nichts Menschliches mehr an sich hatte. Die Hand wanderte auch nicht weiter, sie stand vor dem bis zum Boden reichenden Balkonfenster als eine gefährliche Drohung. Noch wandte sie Isabel die Seite zu, so daß sie dabei relativ schmal wirkte, aber dieser ungewöhnlichen Größe tat es keinen Abbruch.
    Würde sie sich drehen?
    Isabel wartete mit zitterndem Herzen. Sie merkte kaum, daß sie Luft holte und bekam mit, wie ein Zittern durch die übergroße Klaue lief, bevor sie sich tatsächlich herumdrehte. Dies geschah nicht sehr schnell, die Hand wirkte so, als hätte sie jemand an der langen Leine geführt. Sie drehte sich nicht nach außen hin weg und gab dem Mannequin den Blick auf die Fläche frei.
    Isabel schloß die Augen. Sie tat dies mit einer zuckenden Bewegung, weil sie einfach nicht mehr hinsehen wollte. Diese Klaue war das wahrgewordene Stück eines fürchterlichen Alptraums. Ihr Rücken fühlte sich an, als wäre er ebenfalls zu Stein geworden, so hart und ungewöhnlich lange lag der Schauer auf ihrem Rücken.
    Und aus dem Hörer drang noch immer die Stimme. »Sie wird dich von nun an begleiten, Isabel de Dijon. Sie ist dein Schicksal, dein verdammtes Schicksal, hörst du? Es wird dir nicht gelingen, ihr zu entrinnen, weil sie einfach zu stark ist. Ihr und dein Schicksal sind miteinander verknüpft, hörst du, Isabel de Dijon? Du bist eine de Dijon, deine Familie hat Vergangenheit, ja sie hat Vergangenheit…«
    Es waren die letzen Worte des unbekannten Anrufers. Danach drang nur das Freizeichen aus dem Hörer.
    Isabel hatte die Botschaft verstanden, nur konnte sie die Worte noch nicht verarbeiten. Der Anblick der Hand beschäftigte ihr gesamtes Denken. Sie stand als Riesenklaue dicht vor der Scheibe und hielt die vier Finger gestreckt und spreizte sie dann.
    Isabel befürchtete durchzudrehen, als sie das Schaben außen an der Scheibe hörte. Mit den steinernen Fingerspitzen kratzte die Hand über das Glas.
    Isabel bewegte sich nicht. Obwohl die Hand schon relativ lange vor dem Fenster schwebte, hatte sie sich an den Anblick nicht gewöhnen können. Die Hände waren zu Fäusten geballt, sie merkte auch den harten Druck ihrer

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