Rettungskreuzer Ikarus Band 035 - Kontakt
1.
Es roch nach verschmortem Plastik.
»Er kommt zu sich.«
»Das Schmerzmittel sollte bereits wirken. Zum Glück ist es ein glatter
Bruch. Ein kurzer Eingriff, dann ist der Arm wie neu.«
Wer redet da?
»Haben Sie ihm auch ein Beruhigungsmittel gegeben?«
»Noch nicht. Das Schmerzmittel enthält auch ein leichtes Sedativum.
Vielleicht genügt das. Sie wollen schließlich einige Fragen stellen.
In dem Fall ist es besser, wenn er bei halbwegs klarem Verstand ist – im
Rahmen dessen, was man unter den gegebenen Umständen überhaupt erwarten
darf.«
Anande? Sentenza?
»Das ist richtig. Aber wenn er erfährt ...«
»Muss er das? Wir wissen noch nichts Genaues. Warten Sie damit.«
Was ist los? Die beiden reden über mich ... Was soll ich nicht erfahren?
»Er wird es wissen wollen und es uns verübeln, wenn wir ihm nicht
die Wahrheit sagen. Ich jedenfalls würde es an seiner Stelle.«
»Und was wollen Sie ihm sagen? In einer halben Stunde könnte es ganz
anders aussehen, besser oder schlimmer. Als behandelnder Arzt empfehle ich,
Aufregung zu vermeiden, bis sich sein Zustand stabilisiert hat. Er könnte
unter Schock stehen. Immerhin hat er vor wenigen Stunden erst eine andere Explosion
überlebt.«
Explosion ...?
Septimus Junius Cornelius blinzelte. Er sah nur ... Nebel.
»Pst.«
»Septimus, hören Sie mich?«
Cornelius schluckte. Seine Kehle war trocken. Irgendetwas steckte in seinem
Mund und verhinderte, dass er sprechen konnte. Es fühlte sich dick und
pelzig an und schmeckte nach Asche. Sein schwaches Nicken würde man hoffentlich
bemerken.
»Es besteht keine Gefahr«, erklang die beruhigende Stimme von Dr.
Anande. »Sie sind in Sicherheit, und Ihnen ist nichts weiter passiert.
Ihr linker Arm ist gebrochen, aber das bekommen wir wieder hin. Machen Sie sich
keine Sorgen. Das ist bloß eine Kleinigkeit.«
Ein feuchter Schwamm wurde Cornelius an die spröden Lippen gehalten. Er
erkannte, dass das Ding in seinem Mund seine eigene geschwollene Zunge war.
Er leckte die Tröpfchen ab. Das Schlucken fiel ihm schon leichter.
»Wenn Sie sich dazu imstande fühlen zu antworten«, begann Captain
Sentenza behutsam, »habe ich einige Fragen an Sie.«
Mit der rechten Hand strich sich Cornelius über das Gesicht, über
die Augen. Noch immer konnte er nur verschwommen sehen.
»Ihre Brille ist kaputt«, erklärte Sentenza. »Nachher bringt
Ihnen jemand eine Reserve-Brille aus Ihrem Zimmer. Können Sie reden?«
Cornelius versuchte es. »Ja ...« Das kleine Wort war ein furchtbares
Krächzen. Erneut wurde der Schwamm gegen seine Lippen gedrückt. Als
der Flüssigkeitsspender wieder fort war, fragte er: »Was ... ist geschehen?«
»Das wüsste ich auch gern«, erwiderte Sentenza. »Es hat
eine Explosion gegeben.« Er sprach langsam und in kurzen Sätzen. »Vor
der Suite Ihres Freundes. Direkt vor Pakcheons Tür. Was können Sie
mir darüber erzählen?«
Pakcheon!
Als wäre dies das notwendige Stichwort gewesen, brach die Erinnerung
über Cornelius herein wie eine eiskalte Welle. Plötzlich wusste er
wieder alles. Und es war ... grauenhaft. Hatte er das wirklich erlebt? Konnte
es nicht vielleicht doch ein böser Traum sein?
Endlich war es zu einer Aussprache zwischen ihm und Pakcheon gekommen: Der Vizianer
hatte beim Anflug auf Vortex Outpost die Gedanken von zwei Verschwörern
empfangen, die planten, Cornelius zu ermorden – seinetwegen. Um ihn zu
schützen, war Pakcheon auf Distanz gegangen und hatte allein versucht,
die Männer zu finden. Ohne Erfolg. Bald war ein anderes Opfer zu beklagen
gewesen, während sie selber dem Anschlag knapp hatten entrinnen können.
Sie vereinbarten, künftig gemeinsam nach den Verschwörern zu suchen,
doch kaum hatte der Telepath die Suite verlassen, ertönte ein lauter Knall,
und um Cornelius war alles schwarz geworden.
»Pakcheon«, brachte er mit einiger Mühe heraus, »was ist
mit ihm?« Er fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Der Vizianer
musste sich in unmittelbarer Nähe der Bombe aufgehalten haben. Es konnte
... durfte nicht sein ...
Sentenza zögerte.
Das machte Cornelius noch mehr Angst. »Ist er ... in Ordnung? Bitte ...
Ich muss es wissen. Sagen Sie mir ... die Wahrheit.«
Ist sie ...?
Nein, nein.
Aber es hieß doch –
Hör zu: Ihre Eltern versuchten, es zu vertuschen.
Genau. Da war dieser Typ ....
Ernsthaft, nachdem, was Celestine sich geleistet hat, wirst du doch
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