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0604 - Das steinerne Volk

0604 - Das steinerne Volk

Titel: 0604 - Das steinerne Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zu mysteriösen, unerklärlichen Zwischenfällen gekommen.
    Und diese Untersuchung hätte dann beinahe zum Tod aller Anwesenden geführt! Nur mit Mühe hatte Zamorra es geschafft, den teuflischen Spuk zu beenden.
    Da hatte er dann die Nase voll gehabt. So sollte Urlaub nicht aussehen - vor allem nicht nach dem mörderischen Streß, den sie zuvor noch auf dem Silbermond gehabt hatten. Davon hatten sie sich ja immerhin erholen wollen!
    Jetzt taten sie es - und schafften es schon in der dritten Woche. Sie hatten Zeit, niemand drängte sie.
    Als sie Connecticut verließen, hatten sie all ihre vorherigen Pläne umgestoßen und eigentlich beabsichtigt, die legendäre ›Route 66‹ abzufahren, die nahezu die gesamten USA durchzog. Es war eine uralte Straße, die nur noch zum Teil existierte und durch Geisterstädte des mittleren Westens führte.
    Sie spielte wohl nur noch für Touristen mit viel Zeit und Sinn für Nostalgie eine Rolle. Der eigentliche Verkehr brauste längst über modernste, breit ausgebaute Highways an der alten ›66‹ vorbei.
    Dafür hatte Nicole extra das Cabrio gekauft. Ein moderner Mietwagen paßte ihrer Meinung nach nicht auf diese Strecke.
    Der ’72er Eldorado hatte auch gerade mal fünfzig Dollar gekostet und war selbst damit vermutlich hoffnungslos überteuert.
    Aber Nicole, nostalgischer Autofan par excellence, hatte nichts noch antikeres gefunden.
    Jetzt verglich sie den Wagen immer wieder mit ihrem ’59er Cadillac-Cabrio, das jetzt daheim im Château Montagne in Frankreich auf ihre Rückkehr wartete.
    Das ’72er Modell schnitt dabei gar nicht so gut ab, weil der Wagen bei weitem nicht in einem solch gepflegten Topzustand war wie Nicoles heimisches Fahrzeug. Außerdem vermißte sie die Heckflossen und die Unmengen an blitzendem Chrom, die sie bei alten Autos so liebte.
    Zamorra war’s egal. Er genoß den Luxus und die Größe des offenen Eldorado.
    Aber trotz ihrer Vorsätze waren sie nicht auf der ›Route 66‹ gelandet.
    Sondern weit davon entfernt.
    Sie ließen sich einfach treiben, legten keine Reiseziele fest, sondern entschieden ständig spontan neu und anders. So zigeunerten sie durch die Bundesstaaten südwärts und schauten sich an, was es hier und da zu sehen gab.
    Sie übernachteten in kleinen Motels, Privatpensionen oder auch im Freien und ließen sich einfach treiben.
    Momentan rollten sie durch South Carolina und hatten der Hafenstadt Charleston einen Besuch abgestattet. Sie hatten auch Fort Sumter besichtigt, jenen historischen Ort, an dem einst der amerikanische Bürgerkrieg seinen Anfang genommen hatte. Allerseits bestens bekannt durch die TV-Serie ›Fackeln im Sturm‹…
    Jetzt waren sie wieder in nördlicher Richtung unterwegs. Am Broad River entlang, durch den Sumter National Forest.
    Und jetzt blieb der Wagen doch stehen!
    »Verflixt!« zischte Nicole.
    Zamorra sah zum strahlend blauen Himmel empor.
    »Was suchst du da oben?« fragte Nicole verblüfft.
    »Ein UFO«, grinste Zamorra.
    »Und wieso das?«
    »Na, immer wenn auf einsamen Straßen ein Auto stehenbleibt, ist doch ein UFO dran schuld. Behaupten zumindest die UFO-Gläubigen. Vielleicht werden wir ja gleich von Außerirdischen entführt.«
    Nicole tippte sich an die Stirn.
    »Diese UFO-Begegnungen finden immer nachts statt. Jetzt ist heller Tag.« Sie versuchte wieder und wieder den Motor zu starten. Erfolglos.
    »Was glaubst du, wie sie aussehen?« überlegte Zamorra. »So wie die ›Greys‹ auf den Zeichnungen? Klein, glatthäutig, mit sooo groooooßen Augen?«
    »Meinetwegen wie Kakerlaken«, seufzte Nicole, entriegelte die Motorhaube und stieg aus, um sie hochzuklappen. Sie schob die Sonnenbrille über die Stirn hoch und beugte sich über den Big-Block-Motor, dessen acht Zylinder nicht daran dachten, wieder in Schwung zu kommen.
    Auch Zamorra stieg aus und kam nach vorn.
    »Ziemlich heiß, die Maschine«, stellte er fest.
    »Zieh mal die Shorts aus«, verlangte Nicole. »Ich brauche ein bißchen Stoff, den ich mir um die Hand wickeln kann, damit ich mich nicht verbrenne, wenn ich den Deckel vom Kühlwasserbehälter aufschraube.«
    »Ähem«, machte Zamorra. »Vielleicht brauchen wir das Motörchen bloß abkühlen zu lassen.«
    »Stell dich nicht so an«, verlangte Nicole. »Wenn ich mich ausziehe, stört es dich doch auch nicht.« Provozierend zupfte sie rechts und links an dem schmalen Bändchen ihres Bikini-Höschens, als wolle sie die Knoten aufziehen.
    »Vielleicht reicht das ja«, gab Zamorra

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