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0604 - Das steinerne Volk

0604 - Das steinerne Volk

Titel: 0604 - Das steinerne Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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grundsätzlich mit ›Ja‹ beantwortet.«
    »Mal im Ernst«, brummte Zamorra unwirsch. »Wen siehst du da draußen?«
    »Passanten.«
    »Du erkennst niemanden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Kein Walker, keine aufdringliche Ladeninhaberin, kein Deputy Lafayette… und erst recht keinen ›Grey‹ oder sonstwen. Wen sollte ich erkennen?«
    »Die Statuen«, sagte er. »Einige der Leute, die gerade hier am Fenster vorbeimarschierten, hatten eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Statuen in Walkers Park. Und gerade vorher noch hatte ich den Eindruck, daß diese Leute dort… daß sie sich nicht bewegten, sondern graue Steinfiguren wären.«
    »Verrückt«, sagte Nicole leise. »So verrückt wie mein Gefühl, daß jemand mich trotz der mentalen Sperre telepathisch sondiert.«
    »Hast du dieses Gefühl jetzt wieder?« fragte Zamorra schnell.
    »Nein. Das ist noch verrückter. Wenn da draußen etwas wäre, müßte ich es doch wieder spüren, oder?«
    Das wußte er eben nicht.
    Er hob die Faust und streckte nacheinander die Finger.
    »Erstens: Kontakt mit den Passanten aufnehmen, feststellen, ob ich verrückt bin oder nicht. Zweitens: Frühstück. Mir knurrt der Magen bis unter die Achseln. Drittens: Den Arzt fragen, was er mir gespritzt hat. Viertens: Uns magisch firmen und dem seltsamen Haus noch einmal einen Besuch abstatten. Ich versuche jetzt also erstmal mit den Leuten da draußen in Kontakt zu kommen.«
    Er ging an Nicole vorbei, küßte sie und verließ das Zimmer.
    Mulder und Scully tauchten wieder aus dem Loch unter dem Fenster auf und flitzten an der Wand empor.
    »Wenn ihr Außerirdische seht, bestellt ihnen Grüße vom Planeten Erde«, sagte Nicole verschwörerisch und folgte Zamorra nach draußen.
    Zamorra trat auf die Straße hinaus. Fahrende und geparkte Autos, ein paar Mülleimer, einer davon umgekippt und der Inhalt auf dem Gehsteig verteilt. Eine vorwitzige Ratte huschte heran, verschwand aber sofort wieder, als einer der Vorübergehenden nach ihr trat.
    »Hier kann man sich gleich richtig heimisch fühlen«, murmelte Zamorra sarkastisch.
    Gestern, als sie das Hotelzimmer bezogen, hatte die Straße etwas freundlicher und sauberer ausgesehen.
    Unwillkürlich wandte er sich um, sah nach dem Schild an der Hausfassade, ob es sich nicht inzwischen verändert hatte.
    Es sah noch genauso aus wie gestern.
    Nicole trat hinter ihm ins Freie. Sie deutete auf einen Jeep Laredo, der ein paar Meter entfernt am Fahrbahnrand parkte.
    »Das ist unserer«, sagte sie. »Ich habe ihn beschafft, während du außer Gefecht gesetzt warst.«
    »Wieder für fünfzig Dollar? Oder etwas mehr?«
    »Gemietet. Eigentlich wollte ich einen geschlossenen Wagen haben, aber so was gibt’s hier nicht. Und rate mal, wem der Autoverleih gehört.«
    »Einem Außerirdischen.«
    »Einem Mr. MacKenzie«, sagte Nicole.
    »Bist du wahnsinnig?« entfuhr es Zamorra. »Wir rühren den Wagen nicht an! Das ist eine Falle!«
    Nicole seufzte. »Wenn sie uns umbringen wollten, könnten sie das wesentlich leichter haben. Vielleicht bringt uns das Auto unserem Ziel näher. Ich werde es jedenfalls benutzen. Wenn du hierbleiben oder zu Fuß hinterherlaufen willst, das halte ich zwar für hirnrissig, werde dich aber nicht daran hindern.«
    Zamorra verdrehte die Augen.
    Nicole fuhr fort: »Dieser MacKenzie besitzt weder die krächzende Stimme, von der du erzählt hast, noch ist er ein Säufer, und er besitzt weder eine Werkstatt, noch arbeitet er in einer. Der Firmensitz ist auch nicht in Union, sondern in Spartanburg. Man hat den Wagen vorhin hergebracht, und man wird ihn auch wieder hier abholen, falls uns nichts anderes einfällt.«
    Das beruhigte Zamorra nicht sehr.
    Er betrachtete die Passanten. Einige sahen zu ihm und Nicole herüber, wunderten sich vielleicht, daß sie tatenlos vor dem Hoteleingang standen.
    Zamorra dagegen wunderte sich darüber, daß so viele Menschen hier entlangeilten. In der Straße war doch kaum etwas los. Abgesehen von dem Hotel, einem Imbiß und einem Zeitungskiosk gab es hier nur ziemlich heruntergekommene Wohnhäuser, und niemand betrat oder verließ die beiden kleinen Läden.
    Zamorra schüttelte leicht den Kopf. Es schien alles so unwirklich!
    Aber zumindest wiederholte sich hier draußen nicht Zamorras erster Eindruck, es mit Statuen zu tun zu haben. Er sah jetzt auch keine bekannten Gesichter mehr.
    Und er kam sich deshalb reichlich blöde vor.
    Es war wie beim berüchtigten ›Vorführ-Effekt‹ - der Fehler tritt solange

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