0604 - Das steinerne Volk
Bild passen?«
»Jemand weiß von unseren Abenteuern mit den Gorgonen, das würde die Statuen erklären. Und das Haus? Vielleicht eine Reaktion auf das Marsten-Haus oben in Connecticut, oder überhaupt auf irgendwelche Spukhäuser. Auf jeden Fall bedeutet es, daß uns der unbekannte Drahtzieher dieser Aktion sehr gut kennt.«
»Aber woher?«
»Er liest unsere Gedanken«, befürchtete Zamorra. »Er zapft unsere Erinnerungen an.«
»Unmöglich!«
»Du hast selbst vorhin im Hotel davon gesprochen, daß jemand scheinbar die mentale Sperre durchdringt. Das wäre die Erklärung.«
»Und die Gedanken des ERHABENEN und der Mars-attackst-Dame konnte ich auch nicht lesen«, fuhr Nicole nachdenklich fort. »Auch nicht die der anderen Anwesenden. Die sind alle irgendwie geistig tot.«
Zamorra lehnte sich gegen einen Baumstamm und betrachtete das muntere Treiben vor ihm. Dann schloß er die Augen.
»Es ist zu einfach«, sagte er.
»Was?«
»Das alles hier und unsere Überlegungen. Es ist viel zu einfach. Es muß noch ganz anders sein.«
»Aber wie?«
Darauf wußte er keine Antwort.
Auch nicht, als sie das Maskenfest Stunden später wieder verließen.
***
Wieder stritten die gegensätzlichen Meinungen. Die einen wiesen energisch darauf hin, daß die Andersdenkenden drauf und dran waren, das Szenario zu durchschauen, und es endlich an der Zeit sei, sie zu töten, ehe sie ihrerseits aktiv werden konnten.
Die anderen protestierten, das nach wie vor passive Verhalten sei doch der beste Hinweis auf die Vertraglichkeit.
Doch da war immer noch die Existenz des gefährlichen Llyrana-Sterns aus Merlins Zauberschmiede. Streit, Verzögerung.
Wieder im Hotel angekommen, versuchte Zamorra, das Erlebte und Gesehene noch einmal in aller Ruhe zu durchdenken.
Eine Frage, die seine Überlegungen in den letzten Stunden regelrecht blockiert hatte, versuchte er gezielt beiseitezuschieben - die Frage, warum Tom Lafayette nicht zu sehen gewesen war. Immerhin war Zamorra ihm ja per Taxi bis zum Veranstaltungsort gefolgt, und der Polizeiwagen hatte dort gestanden. Wenigstens zwei, drei Stunden lang, danach war er wieder verschwunden. Aber Lafayette war nicht dagewesen.
Es sei denn, er hatte zwischen seiner und Zamorras Ankunft die Maske gewechselt.
Das aber hielt Zamorra trotz der Begegnung mit dem ›Ewigen Sid Amos‹ für unwahrscheinlich, es gab schließlich keinen logischen Grund dafür.
Wenngleich er zugegebenermaßen die Logik des Geschehens an sich bisher noch gar nicht durchschaute…
Überhaupt - welche Bedeutung kam diesen Masken zu?
Bis zur Amos-Begegnung war Zamorra noch nahe daran gewesen, alles für zufällig zu halten. Doch diese Aktion war so speziell auf ihn und Nicole abgestimmt, daß alles andere unwahrscheinlich wurde.
Warum aber zeigte sich der Drahtzieher nicht? Was sollte dieses Versteckspiel?
Warum die ›Außerirdischen‹? Nur, weil sowohl Zamorra als auch Nicole erstens ein Faible für Filme und Bücher dieser Art hatten und zweitens selbst schon echten Außerirdischen begegnet waren? Das allein konnte es nicht sein.
Auch, daß jemand versuchte, sie mit diesen Masken auf den Arm zu nehmen, war unwahrscheinlich, dafür war alles viel zu aufwendig.
Obgleich es durchaus den Anschein haben konnte, als sei alles eine Art verspäteter Aprilscherz von Entitäten wie Merlin oder Asmodis. Als würde gleich der Urheber der Phänomene den Kopf zur Tür hereinstrecken und ihnen mit einem spöttischen ›Ätsch!‹ die Zunge herausstrecken.
Diese Möglichkeit aber erschien Zamorra zu weit hergeholt.
Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke.
Die krächzende Stimme des Amos-Ewigen! Er glaubte jetzt wieder zu wissen, wo er sie schon mal gehört hatte.
Als er MacKenzie anrief! Den Mann, der nichts als seinen Whisky-Durst im Kopf zu haben schien!
Gleicher Tonfall, gleiche Stimmlage, gleiches schwerfälliges Sprechen…
Und die schrullige alte Dame aus dem Laden fiel ihm wieder ein, die sich auf dem Fest als Marsmonster maskiert hatte.
Hatte er nicht zu Anfang - im Laden - geglaubt, sie von irgendwoher zu kennen?
Hatte er sie nicht im Statuenpark gesehen -Schlagartig hüllte ihn Schwärze ein!
***
Übergangslos erwachte er wieder.
Er sah Nicole am Fenster stehen, sie wandte sich ihm zu.
»Schön, daß du wieder wach bist«, sagte sie, kam zum Bett und verpaßte ihm erst einmal einen Begrüßungskuß. »Ich dachte schon, du seist ins Koma gefallen.«
»Wie bitte?« fragte er und richtete sich auf. »Wieso
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