0604 - Stunden der Angst
Weg von ihrer in die normale Welt war offen. Jetzt wollten sie es wissen.
Ich allerdings auch.
Zweimal feuerte ich.
Die Beretta spie die geweihten Silberkugeln in die Körper hinein, wo die Geschosse ihre Kraft abgaben und die Wesen aus der anderen Welt vernichteten.
Am Rand der Luke blieb ich stehen. Ich sah zu, wie sie zerflossen, dann glitt mein Blick mehr in die Tiefe hinein, wo etwas innerhalb einer Stollenwand gloste.
War das dieses Tor?
Wenn ja, mußte ich es zerstören. Ich sprang in den schmalen Schacht und nahm diesmal mein Kreuz.
Ja, es war ein Tor. Hinter dem roten Glosen sah ich sich heftig bewegende Schatten. Einige davon wirkten auf mich wie die Abziehbilder des Höllenherrschers Asmodis.
Ein Tor, das nicht offen sein durfte. Ich schloß es und drückte mein Kreuz dagegen.
Schreie vernahm ich nicht, aber ein hohes Winseln, und dann war das düster-rote Licht verschwunden. Vor meinen Augen befand sich eine völlig normale Wand.
Am liebsten hätte ich mich gegen sie gelehnt, aber ich wollte weg, drehte mich um, hörte etwas unregelmäßig gesetzte Schritte und sah, wie sich ein Körper beugte und ein Gesicht in die Öffnung schaute.
»Ich komme wohl zu spät, wie?« fragte Bill.
»Sieht ganz so aus, alter Junge.«
Dann ließ ich mich von ihm mit in die Höhe ziehen. Der blutige Striemen an Bills Hals sagte mir genug. Auch er mußte eine kleine Hölle hinter sich haben.
Aber das war für uns nichts Neues…
***
Wir hatten einiges an Hilfskräften auf die Beine gebracht. Die Ambulance, auch Kollegen, und ich wurde ebenfalls verarztet, denn die nach unten rutschenden Messerklingen hatten blutende Wunden hinterlassen.
Jemand brachte Tee, der bitter schmeckte, aber unwahrscheinlich guttat. Tote hatte es keine gegeben, das konnte man wirklich als einen großen Vorteil ansehen.
Die Kollegen wunderten sich über den widerlichen Verwesungsgestank und fragten auch nach.
»Keine Ahnung«, sagte ich und hob die Schultern. »Wißt ihr denn Bescheid?« wandte ich mich an Suko und Bill.
»Überhaupt nicht«, erklärten sie wie aus einem Munde.
Der Einsatzleiter winkte ab. »Am liebsten würde ich euch alle mitnehmen und einsperren. In den nächsten drei Jahren kämt ihr nicht mehr frei, und wir hätten endlich unsere Ruhe vor irgendwelchen Störenfrieden, die uns immer neue Arbeit bringen.«
»Oder euch welche abnehmen«, sagte ich! »Es kommt alles auf den Blickwinkel an, lieber Kollege.«
»Genau«, bekräftigte Lydia Farell, unsere Lebensretterin, während sie ihren Kopf gegen meine Schulter lehnte. Für sie waren die Stunden der Angst vorbei…
ENDE
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