0605 - Der Horror-Engel
keinen Dhyarra«, erinnerte Zamorra. »Trotzdem haben sie ihn tausend Jahre lang auf Gash’Ronn verbannt und jagen ihn jetzt wieder.«
Nicole hob die Schultern. »Lamyron könnte sterben«, sagte sie. »Er ist sehr geschwächt.«
»Shirona hat seine Kraft mißbraucht. Sie hat ihm Befehle gegeben - glaube ich«, sagte Zamorra, der über das nachgedacht hatte, was er nur andeutungsweise von dem Amulettwesen erfahren hatte. »Ich werde versuchen, ihn wieder auf die Beine zu bekommen.«
Er nahm das Amulett und legte es auf Lamyrons Stirn. Dann aktivierte er die Silberscheibe und begann sich auf das zu konzentrieren, was er beabsichtigte.
Unterdessen versorgte Shado die Hand des Sergeants. Bevor sie zum Hubschrauber gingen, hatte er aus dem Flugzeug Verbandszeug und ein paar Kräuter geholt, die er von beiden Seiten auf den Durchschuß legte und dann mit dem Verband fixierte.
»Drei Tage«, sagte er. »Es gibt keine Narbe.«
»Das ist doch verrückt«, stieß Stevens hervor.
»So verrückt wie das hier.« Shado deutete auf die leere Hülle des Unsichtbaren. »Vertrauen Sie mir, Sergeant.«
»Danke«, sagte Stevens. »Sie haben einen großen Gefallen bei mir gut, Mr. Shado.«
Der Yolngu lächelte. »Der einzige, der sich daran erinnern wird, sind Sie, Sergeant.«
Stevens sah Nicole an und wies auf Zamorra. »Sonderagent des britischen Innenministeriums, nicht wahr? Heißt das, daß ich wenigstens keinen ellenlangen Bericht über diesen ganzen bullshit schreiben muß?«
»Vergessen Sie den ganzen bullshit einfach«, empfahl Nicole.
Derweil erwachte Lamyron aus seiner Bewußtlosigkeit.
Zamorra nahm das Amulett wieder an sich, hakte es an das Silberkettchen vor seiner Brust.
Lamyron sah ihn - und sprang auf!
Unwillkürlich tastete er nach seinem Runenschwert.
»Dämonenknecht!« stieß er hervor.
Shado trat vor ihn.
»Langsam, Flügelmann jenseits der Traumzeit«, sagte er.
»Dieser Weißbursche ist kein Dämonenknecht, und vielleicht hat er dir sogar das Leben gerettet. Zumindest hat er dir mit Hilfe seines Silberzeichens Kraft zukommen lassen, die dich geweckt hat. Du solltest ihm mit Dankbarkeit begegnen.«
»Shirona hat dich mißbraucht, Lamyron«, erklärte Zamorra.
»Aber sie ist fort. Du bist wieder frei.«
»Die blonde Frau, die mir helfen wollte, heimzukehren«, murmelte Lamyron. »Ich… ich glaube dir nicht, Dämonenknecht Zamorra!«
»Ich hätte dich jetzt töten können«, sagte Zamorra. »Warum habe ich es wohl nicht getan? Weil ich dein Feind wäre? Niemand«, er wies auf Nicole, Shado und den Sergeant, »hätte mich daran hindern können. Aber ich will, daß du lebst. Ich will, daß du deine Heimat wiedersiehst. Und ich werde dich zu nichts zwingen, wie es die Blonde tat.«
Lamyron sah ihn an. Diesmal glühte kein Feuer in seinen Augen.
»Ich… ich werde darüber nachdenken«, murmelte er. »Wenn ich… wenn ich zu einer Entscheidung gekommen bin, werde ich dich bei unserem nächsten Zusammentreffen töten oder am Leben lassen.«
»Beim nächsten Zusammentreffen? Du solltest bei uns bleiben. Wir werden die Regenbogenblumen für dich öffnen.«
»Nein«, sagte Lamyron.
Von einem Moment zum anderen schwang er sich in die Luft. Durch die Kraft, die das Amulett ihm gegeben hatte, war er wieder stark genug, um zu verschwinden. Und das tat er - wieder so unglaublich schnell wie damals, als sie von Gash’Ronn in die Rocky Mountains gewechselt waren.
Rasend schnell verlor er sich als winziger Punkt am Himmel.
»Warte!« rief Zamorra ihm nach.
Aber Lamyron wartete nicht. Er war schon fort.
Wohin auch immer seine Flügel ihn tragen mochten…
Nicole stöhnte laut auf. »Etwas begreife ich nicht«, sagte sie dann. »Vorhin… da haben wir doch alle gesehen, daß dieser Hubschrauber abstürzte und explodierte. Aber das ist offenbar nicht geschehen. War das eine Illusion? Wenn ja, wer…«
»Es war keine Illusion«, stieß Stevens erschrocken hervor.
»Ich - ich weiß es jetzt wieder. Wir sind abgestürzt! Ich hatte einen Bedienungsfehler gemacht, als ich gegen Yeero kämpfte. Ich hatte den Hubschrauber stürzen lassen. Aber dann war alles wieder anders, und ich erlebte es zum zweiten Mal, aber diesmal konnte ich den Fehler korrigieren.«
Seine Augen wurden groß.
»Es ist dir also gelungen, du hast die Chance genutzt, die das Feuer der Zeit dir gewährte… das hat er gesagt!«
»Das Feuer der Zeit«, wiederholte Zamorra. »Das also war es. Er… er hat Ihnen das Leben gerettet,
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