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0605 - Der Horror-Engel

0605 - Der Horror-Engel

Titel: 0605 - Der Horror-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wieder erschien, nach so langer Zeit, das überraschte ihn. Daß sie nach seinem Amulett trachtete, allerdings weniger. Denn das hatte sie schon früher getan, sie hatte sogar versucht, es zu zerstören.
    Das war vorbei, seit sich die beiden Persönlichkeiten Taran und Shirona aus Zamorras und Yves Cascals Amuletten gelöst hatten und verschwunden waren. Seitdem hatte sich zwar Taran einmal wieder bei Zamorra gemeldet, aber Shirona war bis jetzt verschwunden geblieben.
    Jetzt war sie wieder da, und sie war ebenso zwielichtig in ihrem Verhalten wie früher!
    Weshalb dieser Angriff? Und welche Verbindung gab es zwischen ihr und Lamyron?
    Nicole trat auf Zamorra zu. »Alles in Ordnung?«
    »Ja. Und wie steht’s bei dir?«
    »Ich bin unverletzt. Shado auch, wie man sieht. Aber - schau mal, dort!«
    Sie wies dorthin, wo sich der Hubschrauber befand.
    »Der ist doch explodiert!« entfuhr es Zamorra, Aber das mußte eine Täuschung gewesen sein.
    Die Maschine stand nur ein paar hundert Meter von ihnen entfernt, sie war gelandet, ohne daß die Menschen am Boden es richtig mitbekommen hatten. Sie waren ja mit dem silbrigen Flügelmonstrum beschäftigt gewesen.
    Zwei Menschen befanden sich neben dem Hubschrauber.
    Und ein dritter näherte sich ihnen - fliegend.
    Lamyron!
    ***
    »Ich… ich bin verrückt«, murmelte Stevens. »Ich… ich… ich träume das alles nur. Es ist nicht wahr. So etwas kann es nicht geben!«
    Wenn er den bewußtlosen Aborigine berührte, sah er unter der aufgerissenen Hülle die graue Haut und einen Teil des Insektenauges. Ließ er ihn wieder los, war da nur noch die leere Puppenmaske, in der sich nichts zu verbergen schien.
    Es mußte ein Alptraum sein!
    Aber konnte er im Traum Schmerz spüren? Seine durchschossene Hand blutete immer noch, und er richtete die Waffe auf Yeero.
    Furcht und Ekel erfüllten ihn.
    Das war kein Mensch. Das war etwas Unbegreifliches, und er war nahe daran, es zu erschießen.
    Wer würde ihn dafür zur Rechenschaft ziehen? Nein, Yeero war kein Mensch. Er war nicht einmal ein Tier. Er war - nichts!
    Oder…?
    Stevens brachte es nicht fertig, auf einen Wehrlosen zu schießen.
    Zumal der Engel auftauchte.
    Diesmal floh er nicht, wie er es in der Nacht getan hatte, als Stevens ihn sah, er schwebte mit leichtem Flügelschlag heran.
    Stevens taumelte zurück. Jetzt sah er den Engel bei Tageslicht.
    Er war groß, seine Haut dunkel getönt, und in seinem Gesicht glaubte Stevens einen Seelenschmerz zu erkennen, wie kein Mensch ihn zu ertragen vermochte.
    »Es ist dir also gelungen, du hast die Chance genutzt, die das Feuer der Zeit dir gewährte«, hörte er den Engel sagen. »Fürchte dich nicht vor mir, denn nicht du bist mein Ziel.«
    Der Engel hob das runenbedeckte Schwert mit beiden Händen.
    Stevens hatte das Gefühl, daß der Engel sich kaum auf den Beinen halten konnte, mit denen er jetzt den Boden berührte.
    Er schien schwach zu sein.
    Aber nicht schwach genug, um nicht die Spitze des Schwertes an die Kehle des soeben erwachenden Yeero zu setzen.
    »Du weißt, wer ich bin?« fragte der Engel.
    »Du… du bist Lamyron, der Prophet«, sagte Yeekhanor krächzend. Der Kehlkopf seiner Maske bewegte sich, wie es zur Vortäuschung menschlichen Aussehens nötig war, aber die Schwertspitze zerstörte die Hülle.
    Entsetzt sah Stevens, wie ein weiteres Loch entstand, hinter dem sich nichts befand.
    »Du wirst mir einen Weg zurück in meine Welt öffnen«, verlangte Lamyron.
    »Niemals!« keuchte Yeekhanor.
    »Dann bist du für mich nutzlos«, sagte Lamyron.
    »Nein!« schrie Stevens. »Das ist Mord! Engel morden nicht!«
    Dieser hier schon.
    Er stützte sich nur einfach auf das Schwert, bewegte es dabei ein wenig hin und her…
    Und trennte so Yeekhanors Kopf ab!
    »Neeiiin!« schrie der Sergeant wieder.
    Unwillkürlich richtete er den Revolver auf Lamyron.
    Doch der Engel sank bereits neben dem Toten in die Knie.
    Und ohne das Schwert loszulassen, kippte er dann zur Seite weg.
    Aus der zusammenfallenden Hüllmaske des Geköpften floß ein stinkender, matschigbrauner Brei, der in der grellen Mittagssonne rasch vertrocknete und zu amorphem Staub zerfiel…
    ***
    Aus der Ferne beobachteten Zamorra, Nicole und Shado das makabre Geschehen. Lamyron tötete jemanden, der am Boden lag, um dann neben dem Ermordeten zusammenzubrechen, mehr konnten sie über die Entfernung hinweg nicht erkennen.
    »Mein Gott…«, stöhnte der Dämonenjäger.
    Shado legte Zamorra eine Hand auf die Schulter.

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