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0605 - Der Horror-Engel

0605 - Der Horror-Engel

Titel: 0605 - Der Horror-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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weil sie ihn nicht so furchtbar enttäuschen wollte. Es hätte ihn möglicherweise innerlich gebrochen. Er war ein sehr emotionales, ein sensibles Geschöpf.
    Aber jetzt interessierte sich Shirona nicht mehr für ihn.
    Mochte Zamorra sich um ihn kümmern.
    Sie besaß, womit sie schon gar nicht mehr gerechnet hatte: Das Amulett.
    Jetzt konnte sie von hier fort.
    »Nein«, sagte Zamorra, und seine Stimme klirrte wie brechendes Eis.
    ***
    Nicole betrachtete Shado und Zamorra mißtrauisch. Sie lagen beide im Schatten des Flugzeugs und schienen zu schlafen.
    Aber Nicole wußte, daß das nicht stimmte.
    Shados Para-Bewußtsein war hochaktiv. Er hielt Zamorras Abbild aufrecht, das sich jetzt an einem anderen Ort befand.
    Zamorra selbst wirkte irgendwie unecht. Dennoch war sein Körper hier vorhanden. Nur das Abbild seines Körpers existierte in diesem Moment auch materiell an einem anderen Ort.
    Unwillkürlich erinnerte sich Nicole daran, daß Shado stets behauptete, jemand, den er an einen anderen Ort träumte, der würde dort nicht verletzt werden können, weil er ja eigentlich nicht wirklich dort sei. Dennoch war Ted Ewigk, der Geisterreporter mit einer Verletzung zurückgekehrt, die ihm am Traumziel zugefügt worden war. Im gleichen Moment, als er in sich zurückkehrte, hatte sich diese Verletzung auch an seinem Originalkörper gezeigt.
    Shado fand dafür keine Erklärung. Er wollte es bis heute nicht wahrhaben. Er war so fest von der Unverwundbarkeit des feinstofflichen Traumkörpers überzeugt, daß Nicole und Zamorra ihm sogar glaubten - obgleich jener Vorfall als Fakt dagegen sprach.
    Nicole fragte sich, was diesmal geschehen würde. Shirona würde das Amulett sicher nicht freiwillig zurückgeben. Es mußte zum Kampf kommen.
    Was geschah dann mit Zamorra?
    War er sicher vor Verletzungen oder davor, getötet zu werden?
    Nicole traute Shirona durchaus zu, daß sie tötete, um ihren Willen durchzusetzen. Und so bangte sie um Zamorras Sicherheit.
    Und diesmal konnte sie ihm nicht helfen!
    Sicher, Shado hätte auch sie zum Amulett und damit zu Shirona träumen können. Aber dann wäre Shado selbst hier schutzlos gewesen. Und solange keiner von ihnen wußte, wann sich Lamyron wieder erhob und wie er dann reagieren würde, war es besser, wenn Nicole hierblieb.
    Doch noch lag Lamyron reglos am Boden.
    Und der Uniformierte stolperte jetzt langsam auf Nicole zu, während der Rotor des Hubschraubers nach wie vor im Leerlauf drehte und rumorte…
    ***
    »Nein«, sagte Zamorra. »Du wirst diesen Ort nicht verlassen, ehe du mir nicht zurückgegeben hast, was mir gehört.«
    Er streckte die Hand aus und wies auf das Amulett.
    Gleichzeitig versuchte er wieder, es telepathisch zu rufen, aber auch diesmal funktionierte es nicht.
    Die Blonde in ihrem engen roten Overall lachte auf. »Wie willst du mich daran hindern, Menschenwesen? Du hast keine Macht über mich.«
    »Du bist allein«, sagte Zamorra. »Lamyron kann dir nicht mehr helfen.«
    »Nein? Was, wenn ich ihm befehle, dich und jenen zu töten, der dich hierher geschafft hat? Oh, ich brauchte bloß ihn töten zu lassen. Sofort wärest du von hier verschwunden. Vielleicht wärst du dann sogar tot oder fändest den Rückweg in deinen Körper nicht mehr.«
    Natürlich! Sie wußte es! Sie spürte, daß er nicht wirklich hier war, sondern nur ein materielles Abbild, und sie konnte sich auch denken, durch wessen Hilfe er hier in der Sandsteinhöhle im roten Fels materialisiert war. Sie bestand doch selbst aus Magie. Alles, was mit Magie zu tun hatte, war ihr artverwandt.
    »Lamyron befehlen?« Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Wesen wie er sich von anderen Befehle erteilen läßt. Außerdem ist er außer Gefecht gesetzt. Er kann dir jetzt nicht helfen. Du bist allein, Shirona. So wie ich. Gib mir das Amulett, und du kannst gehen. Ich will nicht gegen dich kämpfen. Ich will dich nicht töten.«
    »Narr!« Sie lachte wieder. »Vielleicht will ich dich töten!«
    »Das kannst du nicht. Wenn du die Magie dessen spürst, der mich herbrachte, wirst du wissen, daß du hier nichts gegen diesen Körper ausrichten kannst.«
    Er war dessen gar nicht so sicher, aber er wußte, daß auch ein Wesen wie Shirona seine Gedanken nicht lesen konnte. Eine magische Sperre in seinem Unterbewußtsein verhinderte das.
    »Du glaubst mir nicht?« setzte er sofort nach, um sie am Nachdenken zu hindern.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich werde jetzt gehen«, sagte sie.

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