0605 - Sprung nach GALAX-Zero
hatte aufgehört zu existieren. Wenigstens innerhalb dieses Paralleluniversums.
„Gehen wir!" sagte Ras Tschubai, als er das Vibrieren der Maschinen unter seinen Sohlen spürte.
„In wenigen Augenblicken sind wir im Linearraum. Wieder einmal eine Flucht ins Ungewisse, Partner!" entgegnete Fellmer Lloyd.
Sie verließen den leeren Raum und kamen später in die Zentrale des Schiffes.
Dort herrschte tiefes Schweigen.
*
Langsam drehte Rhodan den Kopf und fragte in den Bildschirm hinein: „Wie geht es Gucky?"
Aus dem Klinikzentrum des Schiffes kam die Antwort.
„Vergleichsweise ausgezeichnet. Es ist ein relativ einfacher Fall von Überanstrengung und Erschöpfung. Ein paarmal lange schlafen, aufbauende Präparate und unsere Behandlung, und er ist in kurzer Zeit wieder voll der alte."
„Danke, Doc!" schloß Rhodan und schaltete den Interkom aus.
Dann blickte er in die rötlichen Augen des Arkoniden.
„Tod, Mord, Zerstörung, Vernichtung", sagte er leise. „War es das wert?"
Atlan spürte den tiefen Ernst hinter der Frage und zog die Schultern hoch.
„Das ist so gut wie gar nicht zu beantworten", stellte er fest.
„Wir haben getan, was wir konnten. Aber dieses Spiel zwischen den Mächtigen ging unentschieden aus. Es war ein tödliches und häßliches Spiel, das wir eigentlich von Anfang an hätten durchschauen müssen."
„Orana ...!" murmelte Perry.
Atlan ahnte, was er damit sagen wollte. Ihn selbst beschäftigte eine andere Frage weitaus drängender. Sie fragten sich, wie es möglich war, daß die Willkür in diesem Universum so lange herrschen konnte, ohne daß sich ein galaxisweiter Sturm erhob und sie hinwegfegte.
Oder war die Bösartigkeit in diesem Paralleluniversum erst nach einem Stichtag ausgebrochen, der identisch war mit dem Zeitpunkt, an dem sie selbst ihre vertraute Umgebung verlassen hatten?
Das würde bedeuten, daß ein Großteil der Menschen und viele andere raumfahrende Völker nach diesem Stichtag manipuliert worden wären. Eine gewisse Parallele bestand durch die Erfahrungen während der Zeit des furchtbaren Schwarmes. Oder spielte eine unfaßbare Macht mit ihnen allen und schob sie wie Figuren auf einem Schachbrett zwischen den Sternen umher?
Ein Paralleluniversum ...?
Dazu eine Umwandlung, die sich auf eine Unmenge einzelner Wesen erstreckte?
Und dazu eine Serie von geringfügigen Änderungen, die aus diesem Paralleluniversum in Wirklichkeit ein nur scheinbar identisches Bild machten?
„Ich weiß es nicht!" murmelte Atlan und sah hinauf auf die Panoramagalerie, die nichts als ein stumpfes Grau zeigte.
„Werden wir verfolgt?" fragte jemand vom Steuerpult her.
„Nach den letzten Meldungen - nein. Und der Kosmos ist wie leergefegt. Sämtliche Funksprüche, die wir gewohnt waren, sind ausgefallen. GALAX-Zero existiert nicht mehr. Für uns ist dadurch eine wichtige Informationsquelle verlorengegangen!"
erklärte Rhodan.
*
Die Routine an Bord verdrängte nur zum Teil die Erlebnisse und die Erinnerungen daran. Aber der Mensch muß vergessen können, sonst würde ihn die Wucht und die Schwere der Erinnerungen niederdrücken. Auch die Besatzung des Schiffes vergaß die Bilder des stellaren Massakers und die Eindrücke, die der Verteiler hervorgerufen hatte.
Noch hatten sie das Bild der künstlichen Sonne in den Gedanken, die dort vor den Sternen aufgeblüht war.
Aber die MARCO POLO stürmte weiter durch den Linearraum.
Sie befanden sich nicht direkt auf der Flucht, aber sie versuchten auf alle Fälle, zwischen sich und mögliche Verfolger eine gebührend große Entfernung zu bringen.
Die Routine aber konnte einen Faktor nicht besiegen.
Es waren die Gedanken an die unmittelbare Zukunft. An die nächsten Stunden und Tage, an die Wochen und möglicherweise an die Monate, in denen sie wie ein moderner Odysseus von Abenteuer zu Abenteuer durch dieses Universum zogen und versuchten, diesem Alptraum zu entkommen.
Perry Rhodan stand auf, nickte Atlan zu und verließ langsam die Zentrale.
„Ich weiß auch keinen Rat!" sagte er und befühlte den Zellaktivator unter dem Stoff seines Hemdes. Er schwang sich in den Antigravschacht und ging mechanisch den Weg bis zu seiner Kabine. Er blieb stehen, an die Innenwand des Schotts gelehnt.
Mit müden Augen betrachtete er den Tisch und die leeren Sessel. Hier hatte er vor weniger als vierundzwanzig Stunden mit Orana Sestore gesessen und gesprochen. Aus einer verwirrten, unglücklichen jungen Frau war in dieser Zeit
Weitere Kostenlose Bücher