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061 - Im Reich der Tausend

061 - Im Reich der Tausend

Titel: 061 - Im Reich der Tausend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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war.
    Laetitia schaute auf die Uhr: 16:29. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, warum in aller Welt sie sich von ihrer Mutter zu diesem mehr als unvernünftigen Ausflug hatte überreden lassen. Ihre Mutter hatte sich in den Kopf gesetzt, ihren Guru nach Canberra zu begleiten, wo er zu seiner Anhängerschaft sprechen wollte.
    Plötzlich wurde die Boeing heftig durchgerüttelt. Laetitia verlor ihr Martiniglas aus den Händen und plumpste auf die Knie. Im gleichen Moment fiel Estha Marwell und schlug mit dem Kopf hart auf den Boden. Elisabeth krallte sich an Andrew fest, der wiederum seinen Sitz umklammerte.
    Laetitia erholte sich als Erste von dem Schreck, schaute aus dem Fenster -und erstarrte.
    Sie konnte nun den Kometen mit bloßem Auge erkennen, eine infernalische Feuersbrunst, die mit wahnsinniger Geschwindigkeit heranraste. Eine glühende Feuerkugel, innen blendend hell und an der Spitze von getrübtem Orange. Je näher der Komet kam, desto mehr verwandelte sich dieser Orangeton in ein glühendes Blutrot. Und gleichzeitig drang ein ohrenbetäubendes Rauschen an Laetitias Ohr, das jede Sekunde lauter wurde und ihren Kopf zu sprengen drohte.
    Die Boeing wurde nun wie eine Nussschale in einem sturmgepeitschten Ozean geschüttelt. Laetitia schlug mit dem Kopf gegen eine Fensterscheibe und sank zu Boden. Da, wo ihr Kopf gegen die Scheibe geprallt war, hinterließ sie eine blutige Spur…
    Stille.
    Laetitia riss' die Augen auf und sah nur Dunkelheit um sich. Sie schnappte verzweifelt nach Luft. Wie bei einem Fisch auf dem Trockenen öffnete sich ihr Mund und bekam dennoch keine Luft. Eine schwere Last lag auf ihrem Gesicht und erstickte sie langsam.
    Laetitia versuchte sich aufzurappeln, die Last wegzustoßen, und stellte fest, dass jede Bewegung ihr Schmerzen zufügte. Mit ihren letzten Kraftreserven schaffte sie es dann doch, das Ding von ihrem Gesicht wegzuzerren. Gierig saugte sie die kalte Luft ein - und wurde prompt von einem Hustenanfall durchgeschüttelt.
    Als sie sich ein bisschen erholt hatte, drehte sie unter Schmerzen ihren Hals und schaute sich nach dem Ding um, das auf ihr gelegen hatte. Es war der leblose Körper des Konservenmillionärs. Sein Kopf war zu ihr hin gewandt, sodass sie direkt in seine toten Augen blickte. Sie versuchte zu schreien, doch kein Laut entrang sich ihrer Lippen. Alains Gesicht war von seinem eigenen Blut rot gefärbt. Da wo sich seine Nase befunden hatte, klafften nun zwei fleischige Löcher. Sein weit aufgerissener Mund war zu einem Brunnen seines eigenen Blutes geworden.
    Was zum Teufel ist geschehen?, fragte sich Laetitia. Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, war das Feuer, das der Himmel ausgespuckt hatte. Das Flugzeug musste über Australien abgestürzt sein. Aber warum war es so dunkel? Wie lange war sie bewusstlos gewesen? Was war mit den anderen? Waren auch sie… O Gott, Mutter!
    Laetitia rappelte sich trotz der Schmerzen, die sie am ganzen Leibe verspürte, auf die Beine, um nach den anderen zu sehen. Die Boeing war nur noch ein toter Vogel, dem man den Bauch aufgeschlitzt hatte. Jetzt, da sie auf den Beinen stand, konnte sie auf ihrer rechten Seite in einen sternenlosen Nachthimmel hinaufschauen. Etwas bewegte sich zwei Schritte vor ihr. Laetitias Herz machte einen Sprung, als sie sich der Bewegung näherte.
    Es war ein Bein, das unter einem Zweisitzer hervorschaute. Der restliche Körper war unter dem Möbelstück vergraben.
    Noch bevor Laetitia irgendetwas unternehmen konnte, hörte sie ein bedrohliches Knurren. Und in der nächsten Sekunde tauchte in der klaffenden Wunde der Boeing ein zotteliges Biest auf. Es fletschte die Zähne, und Speichel tropfte ihm aus dem Maul, während seine gelben Augen sie fixierten.
    Ein Dingo!, schoss es Laetitia durch den Kopf. Doch seit wann waren Dingos so groß und hatten solche Reißzähne?
    Sie kam nicht mehr dazu, sich weitere Gedanken zu machen, denn im nächsten Augenblick zogen sich die Lefzen der Taratze zurück, und sie sprang auf sie zu…
    ENDE

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