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061 - Medusas steinerne Mörder

061 - Medusas steinerne Mörder

Titel: 061 - Medusas steinerne Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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gutzugehen. Die Operation dauerte nun schon fünf Minuten, und Buano
wirkte nach wie vor erstaunlich frisch und kraftvoll. Er war auf eine seltsame
Weise mit der Welt des Unsichtbaren verbunden und schien doch gleichzeitig
genau zu wissen, was um ihn herum vorging. Das bewiesen die Worte, die der
Geistheiler an die Anwesenden richtete. »Noch drei Minuten… Nabanagoa, der
große Arzt, dessen Skalpell zu seinen Lebzeiten vielen Menschen das Leben
rettete, ist mit mir… er ist bei mir und läßt mich wissen, daß er die
befallenen Organe von der Krankheit befreien kann… Der Mann wird leben!« Genau
in diesem Moment geschah es.
    Es
kam zu einem unerwarteten Zwischenfall. Unerwartet für den Geistheiler,
unerwartet für die geladenen Gäste und Professor Browning. Buano fuhr plötzlich
zusammen, als erhalte er eine Ohrfeige aus dem Jenseits. Der Mann wankte, zog
seine Hände zurück… das heißt: er wollte sie zurückziehen.
    Ruckartig
beugte er sich nach hinten. Aber beide Hände hingen wie festgewachsen in dem
fremden Körper, und der Patient schrie schmerzhaft auf.
     
    ●
     
    »Du« ,
sagte der schreckliche Kopf der Medusa, »wirst mich aus dem Wasser nehmen…« Mit
diesen Worten blickte sie den Mann, der ihr zuerst zum Opfer gefallen war,
durchdringend an. »Und du… «, mit diesen Worten wandte sie ihre Blicke
dem anderen, Bob Gattern zu, »wirst hier als Mahnmal und Lockung stehen
bleiben… Man wird dich finden und von dem seltsamen Mann in Stein an den Ufern
des Muresul berichten… viele werden kommen. Aber niemand wird dir helfen
können. Nur ich kann es.« Das leise Lachen aus ihrem blutigroten Mund hörte
sich schaurig und gefährlich an. »Nimm mich aus dem Wasser«, forderte sie den
versteinerten Fred Ainsly auf. »Trag mich auf Händen durch die beginnende
Nacht. Ich werde dir dein Ziel nennen… Unweit von hier steht ein kleines
Schloß. Dorthin wollte ich mich schon lange zurückziehen, aber einige
unvorhergesehene Zwischenfälle haben dies leider vereitelt. So wie du mir
gehorchen wirst, hat mir ein Makler aus dem Land gehorcht, indem ich zuletzt
mein wahres Leben führen konnte. Dieses für mich wahre Leben wird erneut
hier in der Fremde beginnen… Ich werde mir eine Armee von Dienern und Helfern
schaffen, die mein Leben wieder lebenswert machen… Komm und bück dich… hol mich
aus dem Wasser…«
    Die
grau-weiße Farbe von Fred Ainslys steinerner Haut schien etwas zu verblassen.
Im Dunkel der unheimlichen Nacht in der Abgeschiedenheit der zerklüfteten Berge
spielten sich seltsame und unglaubliche Dinge ab. Hätte es einen heimlichen
Beobachter der Szene gegeben, er hätte mit Sicherheit an seinem Verstand
gezweifelt. Fred Ainsly war Stein geworden und lebte doch noch. Der hypnotische
Blick der Medusa bewirkte etwas in seinem Organismus. Wie ein Roboter setzte
sich der Versteinerte in Bewegung. Er löste sich von dem Freund, dessen Hand in
der Luft schwebte, wo sie noch eben Fred Ainslys Schulter berührt hatte. Es sah
aus, als hätte jemand dort eine Statue errichtet, die zur anderen Uferseite
starrte und mit gehobener Hand nach drüben winkte…
    Fred
Ainsly stieg über die Böschung nach unten. Seine Augen waren matt und glanzlos,
er blickte starr und leblos wie ein Roboter, und genau das war er auch. Sein
eigener Wille war völlig blockiert. Er tat das, was Medusa von ihm wollte, und
stellte keine Fragen, hätte auch keine mehr gestellt, selbst wenn er körperlich
dazu imstande gewesen wäre. Der schwere, nasse, mit Steinen durchsetzte Boden
knirschte unter seinen Füßen. Der Versteinerte bewegte sich ungelenk und steif.
Es war der Gang einer zum Leben erwachten Statue. Erstaunlich war, daß diese
Statue in die Hocke gehen konnte, ohne daß von dem veränderten Körper Teile
absprangen. Fred Ainsly streckte die Rechte aus. Der Kopf war nahe genug am
Uferrand, so daß die steinerne Hand des jungen Amerikaners bis zu ihm reichte.
Medusa hatte angeordnet, sie an Land zu ziehen. Normalerweise hätte sie längst
ihre Hand ausstrecken und die ihr entgegengehaltenen steinernen Finger
ergreifen können. Aber das war nicht der Fall. Ainslys Steinhand erreichte das
Schlangenhaupt. Zwei, drei der Reptilien wanden sich augenblicklich um die
Finger und hielten sich daran fest. Ainsly zog die Hand mit dem Kopf zurück,
und winkelte den Arm leicht an. Das furchtbar anzusehende Haupt löste sich aus
dem Wasser. Erst jetzt war zu erkennen, daß alles am Hals endete. Medusa hatte
keinen Körper mehr.

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