0611 - Der Mondschein-Teufel
ein zweites Mal.
Diesmal sah Zamorra, wie das Geschoß traf. Direkt in Selenos Stirn.
Das kleine schwarze Loch verbreiterte sich blitzschnell, und aus ihm heraus brandete Feuer, das jetzt auch aus der Brust des Dämons hervorflammte, wo das erste Geschoß getroffen hatte.
Es breitete sich rasch über den ganzen Körper aus und verzehrte ihn.
Seleno starb stumm…
***
…und mit ihm seine Welt.
Zamorra und seine Gefährten fanden sich auf dem Privatweg wieder, der zum Cottage führte, dort, von wo Seleno erst Nicole und später Zamorra und Möbius entführt hatte.
Von Janet Baker war nichts zu sehen.
»Wie, beim Knitterohr des Beuteldrachen, hast du das hingekriegt?« stieß Zamorra hervor.
Möbius wirbelte die Pistole einmal um den Abzugsfinger wie ein Westernheld im Film.
»Ich wußte doch, daß das Ding mal für was gut sein wird«, brummte er. »Und ich wußte auch, daß ihr mich braucht. Also hab’ ich’s eingeschmuggelt, trotz der neuen Waffengesetze hierzulande. Und mit Pyrophoritgeschossen geladen. Dem Feuerchen widersteht kein Dämon, hat mir der Typ gesagt, der mir den Tip gegeben hat.«
»Was für ein Typ?«
»So ein schwarzer Typ aus Louisiana. Ombre nannte er sich. Habe ihn bei einem USA-Aufenthalt vor ein paar Monaten kennengelernt. Er sagte, er würde euch auch kennen. Hatte auch so ein Amulett wie du um den Hals hängen, Zamorra. Na ja, und jetzt ist dieser Seleno erledigt.«
»Sag mal«, ächzte Zamorra. »Wen kennst du eigentlich nicht?«
Der ›alte Eisenfresser‹ grinste immer noch. »Rate mal…«
Zamorra winkte ab.
»Was ist mit Janet?« fragte er.
»Ich vermute, daß sie sich wieder in ihrem Haus in Broadwindsor befindet«, sagte Nicole.
»Dann fahren wir jetzt dahin und schauen nach«, verlangte Zamorra.
»Au ja.« Möbius grinste und saß bereits wieder hinter dem Lenkrad des weißen Jaguar.
***
Sie fanden Janet Baker tatsächlich in ihrem Haus. Sie stand unter Schock. Zamorra ließ sie ins Krankenhaus nach Yeovil bringen und bat um psychologische Betreuung für die körperlich unverletzte junge Frau.
Stephan Möbius brachte Nicole und ihn dann zurück zum Cottage. »Eigentlich«, schlug er vor, »könnten wir noch zum Pub fahren. Vielleicht kommt Anson Wrighley ja auch noch…«
Zamorra verdrehte die Augen.
Nicole lachte ihn an. »Chef, nach dieser Sache sollten wir ruhig ein bißchen ausflippen. Warte, ich ziehe mir nur eben was anderes an.« Sie ging zur Haustür.
»Halte ich für absolut überflüssig«, brummte Möbius.
»Warum?« fragte Zamorra überrascht. »Die Klamotten sehen doch ziemlich ramponiert aus.«
»Eben.« Sein alter Freund schmunzelte. »Schau mal, da fehlt ein Stück im Hosenbund, und ich möchte doch wirklich noch erleben, daß das gute Stück den Halt verliert und der Schwerkraft gehorchend fußwärts rutscht… Du etwa nicht?«
Zamorra hielt ihm die Hand vor die Augen. Möbius protestierte.
»Was rutschende Textilien bei Nicole betrifft«, verkündete Zamorra amtlich, »gehen die ausschließlich mich etwas an. Da gibt’s ein Gesetz für. Ich und der Präsident der Republik haben das beschlossen.«
Möbius schob seine Hand zurück.
»Dann komm aus deinem Science Fiction-Film mal wieder zurück in die Gegenwart«, sagte er lachend.
»Okay, warten wir auf deine Nicole, und dann saufen wir uns bei John einen prachtvollen Affen an. Diesmal zahle ich nicht nur die Zeche, sondern auch das Trinkgeld…«
ENDE
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 573 »Tanzplatz des Teufels«
[2] Siehe Professor Zamorra Nr. 591 »Der Blut-Graf kehrt zurück«
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