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0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

Titel: 0612 - Eine Nacht im Hexenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nahe an der Schloßwand entlang, zu nahe. Jeden Moment konnten die Rotorblätter das Mauerwerk berühren und die Maschine zum Absturz bringen…
    Seine Gedanken stockten.
    Als hätte die Maschine einen Schlag bekommen, so drehte sie von der Hauswand ab. Wie ein Ungeheuer kam sie Archer vor. Er wurde jedoch nicht gefressen, sondern glotzte wie unter Zwang auf die Kanzel. Dahinter hätte sich eigentlich die Gestalt des Piloten abzeichnen müssen, aber da war niemand zu sehen. Der Hubschrauber schien ferngesteuert zu sein.
    Archer bekam große Augen. Was man ihm da präsentierte, war irre, einfach Wahnsinn: Ein Hubschrauber, der ohne Pilot flog und vor der Schloßwand noch so etwas wie einen Tanz aufführte, als wollte er den einsamen Zuschauer verhöhnen.
    Abwehrend streckte Archer einen Arm vor und ging gleichzeitig tiefer in das Zimmer zurück. Über seine Wangen huschte ein Zucken. Er klimperte mit den Augenlidern und sah plötzlich, wie die Maschine wegsackte, wie ein Stein.
    Sie stürzte ab!
    Ronald Archer schrie auf. Er sprang wieder vor, beugte sich aus dem Fenster, weil er sehen wollte, ob die Maschine im Wassergraben gelandet war. Das hätte er auch hören müssen, nur war von dem Hubschrauber nichts mehr zu sehen. Spiegelglatt lag die Fläche unter ihm. Keine Wellen kräuselten die Oberfläche, das Wasser schimmerte weiterhin in einem dunklen Grün, und auf der Oberfläche schwammen kleine Teppiche aus Algen und Wasserpflanzen.
    Er ging rückwärts in das Zimmer hinein und schlug mehrere Male die Hände vor das Gesicht. »Ich bin verrückt«, flüsterte er. »Ich bin verrückt. – Oder bin ich es doch nicht?«
    Er war durcheinander. Die Realität hatte sich verändert, war für ihn so fremd geworden, und er stoppte erst, als er mit dem Rücken gegen das Stehpult stieß.
    Tief atmete er durch. Ein Schnauben drang aus seinem Mund. Er schüttelte sich, als hätte man ihn mit Wasser übergossen. Als er auf seine Hände schaute, zitterten sie.
    Schloßgeschichten fielen ihm ein, von Geistern und Gespenstern, die angeblich in den alten Mauern hausen sollten. Aber daran hatte er nie geglaubt.
    Die von draußen hereindringende Kälte brachte ihn wieder zur Besinnung. Der Raum besaß zwar einen Kamin, nur hatte er kein Holz angezündet, weil er sich doch nicht so lange hier aufhalten wollte.
    Plötzlich sprang Archer vor, knallte das Fenster zu und wirkte in diesen Momenten sehr erleichtert. Archer senkte den Kopf, starrte auf seine Schuhspitzen und strich sich mit beiden Händen durch das Haar.
    Was hatte er gesehen?
    Einen Hubschrauber, ferngesteuert möglicherweise. Nur konnte er sich nicht vorstellen, daß Maschinen dieser Größe per Fernbedienung fliegen konnten. Nein, so etwas wollte ihm als Nichttechniker nicht in den Kopf.
    Was tun?
    Ronald Archer war ein Mensch, der sich in Schlössern und Burgen, die ja zu seinen Arbeitsstätten gehörten, stets wohl gefühlt hatte. In diesem Schloß nicht mehr, denn er glaubte auf einmal, ein Gefangener zu sein, den unsichtbare Kräfte kontrollierten.
    Also doch Geister?
    Nein, um Himmels willen, nein! Das wollte ihm einfach nicht in den Kopf. Keine Geister, keine Wesen, die feinstofflich waren. Kein Besuch aus einer anderen Welt. Das waren alles nur dumme Sprüche irgendwelcher Menschen, die sich selbst etwas vormachten, die…
    Seine Gedanken bewegten sich nicht mehr weiter, denn er hatte etwas gehört, das ihn störte.
    Die Haut in seinem Nacken zog sich zusammen, denn das Geräusch war über ihm erklungen. Er schaute hoch, sah die Decke, die im Laufe der Jahre eine graue Farbe bekommen hatte, an einigen Stellen sogar große Flecken zeigte, weil sich dort die Reste von Kerzenqualm abgesetzt hatten. Der Lüster funktionierte nicht, er war nur mehr Dekoration.
    Aber das Geräusch schien direkt aus ihm hervorzuströmen. Und es hörte sich schrecklich an.
    Wie ein tiefes, grausames Atmen, ein langgezogenes Stöhnen und Ächzen, als stünde eine Kreatur unter einem mörderischen Druck, der sie letztendlich zerstörte.
    Ronald Archer war einen Schritt zur Seite gegangen und hatte sich geduckt hingestellt. Die drückende Furcht wollte nicht weichen. Wie ein Dieb hatte sie sich in seinen Körper hineingeschlichen.
    Bewegte sich der Lüster?
    Nein, er hing ruhig unter der Decke, aber die verfluchten Geräusche waren nach wie vor zu hören. Als wäre dort oben jemand eingeschlossen, und er glaubte auch, Risse zu sehen.
    Nun war Archer völlig durcheinander. Er nahm die Brille ab

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