0619 - Jagd nach der Zeitmaschine
Plattform, kreisförmig, von einhundertundfünfzig Metern Durchmesser und fünfundvierzig Metern Dicke. Die Fahrzeuge der Termit-Klasse sind kräftig bewaffnet. Sie verfügen über zwei Kompakt-Konverter, sind daher linearraumtauglich und haben eine Reichweite von sechshunderttausend Lichtjahren. Es gibt sechs Beiboote vom Space-Jet-Typ, und die Mindestbesatzung, die ein solches Fahrzeug in Betrieb nehmen und in Gang halten kann, besteht aus fünfzehn Mann und fünfhundert Roboteinheiten."
Er sprach die letzten Worte mit einem gewissen Ton der Bitterkeit.
„Was stört Sie daran?" erkundigte sich Kol Mimo verwundert.
„Woher nehmen wir fünfzehn Mann?" antwortete der Halbmutant mit einer Gegenfrage. „Ich meine, fünfzehn Mann, die noch klar genug denken können, um ein Raumschiff zu steuern."
„Ich dachte nicht an eine normale Besatzung", bestand Kol Mimo. „Ich dachte, daß wir einen Emotionauten für unsere Sache gewinnen könnten."
„Nur drei Schiffe der Termit-Klasse sind mit SERT-Hauben ausgestattet", hielt Saedelaere ihm entgegen. „Davon befinden sich zwei auf länger dauernden Testflügen, und der Himmel mag wissen, wann wir sie jemals wieder zu sehen bekommen. Eine allerdings steht in Sahara-Point, dem Tenderhafen in Afrika."
„Nun...?"
„Von den Emotionauten müßte sich Mentro Kosum noch in der Stadt befinden", fuhr Saedelaere fort. „Ich sah ihn vor einigen Tagen. Natürlich ist auch er krank. Und darüber hinaus versteht er es nicht, mit einem Fahrzeug der Termit-Klasse umzugehen.
Er müßte erst eingeschult werden."
„Das sollte leicht sein. Es gibt sicherlich einen Hypnokurs..."
„Nein, den gibt es nicht", unterbrach ihn der Maskierte. „Der Kurs sollte nach den Erfahrungen der beiden Fahrzeugmannschaften zusammengestellt werden, die sich jetzt auf Testfahrt befinden."
Die beiden Männer sahen einander an.
„Also brauchen wir doch fünfzehn reguläre Astronauten", sagten sie beide fast gleichzeitig.
Kol Mimo starrte nachdenklich vor sich hin.
„Es muß zu machen sein", meinte er schließlich. „Mit den geeigneten Medikamenten müssen wir es schaffen!"
„Ich schlage vor, daß wir Mentro Kosum zu Rate ziehen", sagte der Halbmutant.
2.
Mentro Kosum, der Emotionaut, bewohnte einen Bungalow außerhalb der Stadt in unmittelbarer Nähe des Hauptzugangs von Imperium-Alpha. Saedelaere kannte sich aus. Er hatte, bevor er mit Hilfe eines Pulsgebers in Kol Mimos Appartement eindrang, seinen Gleiter in der unterirdischen Garage des Gebäudes geparkt. Das städtische Funkleitnetz funktionierte, da es von Robotrechnern betrieben wurde, nach wie vor. Jedoch hatte das Fahrzeug des Halbmutanten eine Sonderschaltung, die es von der Funkleitung unabhängig machte. Saedelaere betätigte diese Schaltung jetzt, damit sie schneller vorankamen.
Die Straßen der Innenstadt und der angrenzenden Bezirke boten überall dasselbe trostlose Bild der Öde, das Mimo schon auf seinem Gang von der Station der Rohrbahn bis zu seiner Wohnung beobachtet hatte.
In den Außenbezirken wurde es besser. Hier und da sah man noch einen Fußgänger, der sich müde auf das Geländer eines Rollsteiges stützte und mit blicklosen Augen vor sich hin starrte.
Manchmal tauchte sogar ein Gleiter auf.
„Wo sind all die Menschen?" fragte Kol Mimo.
„Viele sind einfach ausgerissen, aufs Land hinaus", erklärte der Maskierte. „Andere verstecken sich in ihren Wohnungen und sind durch nichts ins Freie zu locken. Die Leute sind nicht mehr zurechnungsfähig. Diejenigen, die noch einen Rest ihrer Tatkraft bewahrt haben, versuchen, dem Verhängnis durch Flucht zu entkommen; die andern aber geben einfach auf."
Sie sprachen nicht viel auf dieser Fahrt. Die Szene war zu bedrückend. Alaska Saedelaere hing seinen eigenen Gedanken nach. Wer war der Mann, der neben ihm saß und sich vorgenommen hatte, aus eigener Kraft die Rettung der Menschheit herbeizuführen? Der Name, den er sich gab, war falsch. Seine Herkunft kannte man nicht, und die Richtigkeit seiner Hypothese ließ sich vorläufig nicht nachprüfen. Trotzdem empfand der Halbmutant instinktives Vertrauen zu Kol Mimo.
Saedelaere verließ die Hauptstraße und bog in einen Villenvorort ein, der im Nordwesten durch ein Wäldchen begrenzt wurde. Über die Baumkronen erhoben sich die mächtigen Kuppeln der Kontrollzentrale Imperium-Alpha. Das erste, was an diesem kleinen Vorort auffiel, war, daß es hier verhältnismäßig viele Menschen auf den Straßen gab. In
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