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062 - Schiff der verlorenen Seelen

062 - Schiff der verlorenen Seelen

Titel: 062 - Schiff der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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sprechen, doch er weigerte sich; er erschien auch nicht zum Abendessen.
    Während des Essens warf mir der Kapitän immer wieder einen verstohlenen Blick zu, während die anderen es vermieden, mich anzusehen. Das Essen war miserabel. Es gab gesottenes Rind- und Schweinefleisch, gebratene Kartoffeln, Zwieback und einen undefinierbaren Nachtisch. Dazu tranken wir verdünnten Wein.
    Nach dem Essen wandte sich der Kapitän mir zu.
    „Die Mannschaft will, daß ich Euch und Euren Freund von Bord weise", sagte er.
    „Und weshalb, wenn ich fragen darf?"
    „Die Mannschaft glaubt, daß Ihr die Seuche an Bord geschleppt habt", antwortete der Kapitän.
    Ich beugte mich vor. „Und ist das auch Eure Meinung?"
    Er hob die Schultern und ließ sie langsam sinken.
    „Es ist nicht auszuschließen", sagte er vorsichtig. „Die seltsamen Pflanzen, die Arbues de Arrabell an Bord brachte..."
    „Reden wir nicht um den heißen Brei herum", sagte ich heftig. „Weist Ihr uns nun von Bord - oder nicht?"
    „Ich werde es mir überlegen", sagte der Kapitän ausweichend. „Wir ergänzen unsere Vorräte in Hispaniola. Dort werde ich dann meine Entscheidung treffen."
    Ich stand auf und verbeugte mich kurz.
    „Guten Abend", sagte ich, dann verließ ich die Offiziersmesse.
    Ich blieb einen Augenblick stehen. Hinter mir hörte ich die erregte Stimme des Ersten Offiziers. Ich machte einige Schritte und blieb neben dem Großmast stehen. Die Sonne ging eben unter. Das Meer sah wie Blut aus. Das Bild änderte sich rasch. Die Sonne verschwand, und das Meer wechselte die Farbe. Der Himmel war jetzt dunkelblau, fast schwarz, und das Meer sah wie Tinte aus. Ein leichter Wind war aufgekommen, den ich nach der Hitze des Tages genoß.
    Bedächtig stieg ich zum Halbdeck hoch, dann ging ich zu Arbues' Kabine. Er reagierte nicht auf mein Klopfen. Mißmutig zog ich mich in meine Kajüte zurück und blieb im Dunkeln sitzen. Die Tür hatte ich eine Handbreit offengelassen. Ich wollte mitbekommen, wenn Arbues seine Kajüte verließ. An die Schiffsbewegungen, die Geräusche, den Gestank, die Ratten und Flöhe hatte ich mich schon gewöhnt. Ununterbrochen waren die Pumpen in Bewegung. Das Schiff war so wie alle anderen leck, die Bilge voll mit Wasser. Wäre nicht ständig gepumpt worden, würde das Schiff innerhalb von wenigen Tagen sinken.
    Ich war ziemlich sicher, daß sich der Kapitän den Wünschen der Mannschaft beugen würde. Meuterei war recht häufig. Und es war nicht erst einmal vorgekommen, daß die Mannschaft einen Kapitän einfach aufgeknüpft hatte.
    Unsere Chancen, nach Spanien zu kommen, standen schlecht. Es gab für mich eigentlich nur die Möglichkeit, daß ich mich nach unserer Ankunft auf Hispaniola von Arbues de Arrabell trennte. Aber zuerst wollte ich das Geheimnis der Alraune ergründen. Irgendwann mußte Arbues seine Kajüte verlassen, und dann würde ich nachsehen.
    Die Stunden schlichen unendlich langsam dahin. Ich nickte ein und schreckte hoch, als ich das Knarren einer Tür hörte. Verschlafen stand ich auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Meine Stiefel hatte ich ausgezogen. Geräuschlos schlich ich an meine Kabinentür und lugte hinaus.
    Arbues trat aus seiner Kajüte. Er blieb stehen, blickte sich rasch um und ging dann einen Schritt zur Seite. Eine kleine Gestalt folgte ihm.
    Ich hielt den Atem an. Die Gestalt war in ein weißes Tuch gewickelt. Es war ein Mädchen. Durch den dünnen Stoff zeichneten sich deutlich die festen Brüste ab. Das Gesicht des Mädchens konnte ich nicht sehen, denn es war mit einem Schleier verhüllt.
    Arbues hatte mich belogen. Wütend ballte ich die Fäuste. Der Unsinn mit der sprechenden Alraune war eine Lüge. Er hatte ein Mädchen bei sich. Aber weshalb machte er so ein Geheimnis daraus? Das Mädchen bewegte sich ziemlich unsicher. Arbues mußte es stützen.
    „Bist du jetzt zufrieden?" fragte Arbues leise.
    Das Mädchen nickte.
    „Die Luft tut mir gut", flüsterte sie.
    „Bald wirst du deine Freiheit genießen können", sprach Arbues weiter. „Bald darfst du dich frei bewegen. Doch vorerst muß ich dich noch verstecken."
    „Ich will an Bord gehen", sagte das Mädchen.
    Ihre Stimme klang einschmeichelnd und unendlich süß.
    „Das ist nicht möglich", sagte Arbues bestimmt. „Niemand darf dich sehen."
    „Ich will nur einen Blick auf das Meer werfen", sagte das Mädchen. „Ich will den Mond und die Sterne sehen. Bitte, nur einen Augenblick lang!"
    Arbues beugte sich zärtlich zu ihr herunter

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