0620 - Teris Jagd
seltsamen Effekten gekommen. Und es gab keine Garantie dafür, daß diese Effekte immer harmlos waren…
Zamorra war sicher, daß Eva das mit etwas Training schnell in den Griff bekommen konnte. Aber sie lehnte diese unheimliche Fähigkeit ab, wollte sie nicht benutzen und wäre sie am liebsten von einer Sekunde zur anderen wieder los gewesen.
Sie behauptete, diese Fähigkeit früher nicht besessen zu haben. Ein weiteres Phänomen im Rahmen ihres Gedächtnisschwundes - sie wußte zwar nicht, was früher gewesen war, aber scheinbar sehr genau, was nicht gewesen war…
Als Zamorra das Zimmer als letzter betrat, sah er Teri und Eva am Kamin stehen. Die Blonde hatte einen Arm um die Schultern der Druidin gelegt und sprach leise auf sie ein. Teris Gesicht zeigte Unruhe und Besorgnis, mehr als zuvor. Nicole hatte den Mantel über eine Sessellehne geworfen und präsentierte sich in ihrer durchsichtigen textilen Neuerwerbung, zu der die Winterstiefel allerdings nicht recht paßten.
»Wie war das jetzt mit dem Traum?« fragte Zamorra.
Eva löste sich von der Druidin und ließ sich in einen der Sessel fallen. »Es war so wie neulich…«
»Der Magier, die Wölfe, das Einhorn, der blutrote Himmel?« hakte Zamorra nach. In einem eigenartigen Traum hatte Eva sich auf einem Einhorn reitend gesehen, das von Wölfen gejagt wurde, und ein bösartiger Magier hatte ebenfalls seine Zauberklauen im Spiel. Später hatten die Traumgestalten sich dann leibhaftig manifestiert und für mörderische Verwirrung gesorgt, bis Eva den Magier durch die Kraft vernichtet hatte, die sie vorher ungewollt aus Ted Ewigks Dhyarra-Kristall gesaugt hatte. [2]
»Der Himmel war rot, ja, allerdings etwas heller«, sagte Eva. »Einen Wolf habe ich auch gesehen. Und - Teri. Und auch viele Vögel. Adler, glaube ich. Sie kreisten am Himmel. Und einer von ihnen, ein unheimlich riesiges Ungeheuer, fiel über Teri her und tötete sie. Da bin ich aufgewacht.«
»Wann war das?« fragte Nicole. »Und warum hast du uns nichts davon erzählt?«
»In der vergangenen Nacht«, sagte Eva. »Ich wußte nicht, daß es wichtig wäre. Ich dachte, es beträfe nur mich. Ich wußte ja nicht, daß es Teri tatsächlich gibt.«
»Nun weißt du es.« Die Druidin schenkte ihr ein sekundenschnelles Lächeln.
»Weil du dachtest, es beträfe nur dich, hast du also geschwiegen. Du wolltest das ganz allein durchkämpfen, wie? Das ist doch verrückt! Wir können dir helfen, und wir werden dir helfen. Es geht sicher nicht von heute auf morgen. Aber wir haben die Mittel dazu. Nur können wir nichts tun, wenn wir nichts wissen.« Nicoles Stimme klang vorwurfsvoll. »Du willst dir nicht helfen lassen, das ist es.«
»Was soll das heißen?« fuhr Eva auf »Glaubst du, mir gefällt der Zustand, in dem ich mich befinde? Vielleicht hättet ihr die Güte, mir bei solchen Dingen erst einmal etwas Zeit zu lassen, damit ich selbst begreife, was überhaupt los ist! Ich hätte schon darüber geredet. Aber warum zur Unzeit?«
»Es spielt jetzt keine Rolle mehr«, warf Zamorra ein. »Wichtig ist, daß Sie Teri gesehen haben, Eva. Das könnte uns auch auf der Suche nach Ihrer Identität etwas weiterbringen.«
»Du meinst, daß Eva eine Druidin sein könnte?« fragte Teri überrascht.
»Ich meine noch gar nichts. Ich sammele Informationen. Voreilige Schlüsse möchte ich jetzt noch nicht ziehen. Schließlich wissen wir immer noch nicht, warum Eva ausgerechnet vor den Toren von Château Montagne auftauchte. Den Magier, der scheinbar dafür verantwortlich war, können wir leider nicht mehr fragen, weil er tot ist.«
»Nicht, daß er mir sonderlich leid täte«, sagte Eva leise.
Teri sah zu ihr hinüber, dann wieder zu Zamorra. »Es macht mir Angst, daß jemand meinen Tod geträumt hat«, sagte sie. »Ich glaube, ich werde auf keinen Fall den Köder spielen.«
»Wer weiß, was Vali träumte«, überlegte Zamorra. »Und Gryf. Eva, von einem blonden jungen Burschen haben Sie nicht zufällig geträumt?«
»Es war ein Alptraum« sagte Eva energisch.
»Eben«, schmunzelte Nicole und spielte darauf an, daß Eva sich nicht sonderlich viel aus Männern zu machen schien. Statt dessen hatte sie bereits einmal versucht, mit Nicole anzubändeln, war aber abgeblitzt.
»Wir müssen es jetzt nicht unbedingt ins Witzige abgleiten lassen«, sagte Zamorra. »Die Geschichte ist ziemlich ernst. Ich werde mal Fooly und Fenrir nach ihren Träumen fragen. Ich bin zwar sicher, daß Fooly mir von sich aus etwas
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