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0620 - Teris Jagd

0620 - Teris Jagd

Titel: 0620 - Teris Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erzählt hätte, aber…«
    »Fenrir hat auch nicht geträumt«, sagte Teri. »Wir haben darüber sofort gesprochen.«
    Zamorra nickte. »Trotzdem, mal sehen, was der Drache dazu zu sagen hat. Vielleicht fällt ihm ja auch etwas ein.«
    »Diesem tolpatschigen Ungeheuer?« entfuhr es Eva.
    »Oh, manchmal kann er sehr vernünftig sein.« Zamorra lächelte und verließ das Kaminzimmer wieder. Nicole folgte ihm ein paar Sekunden später.
    »Was hast du wirklich vor?« fragte sie.
    Zamorra betrachtete sie eingehend. »Du siehst hinreißend aus, cherie. Vor allem dieser aparte Kontrast von Stiefeln und Kleid…«
    »Lenke nicht ab, Chef! Wenn dir der aparte Kontrast nicht paßt, kann ich das Kleid ja ausziehen.«
    »Das wäre Ablenkung«, gestand Zamorra. »Ich werde auch versuchen, Kontakt mit Merlin aufzunehmen. Vielleicht weiß er etwas. Vielleicht kann uns auch die Bildkugel im Saal des Wissens den Gegner zeigen.«
    »Merlin!« nickte Nicole »Darauf hätte ich auch kommen können. Auch in Sachen Eva. Aber irgendwie schwindet Merlin mehr und mehr aus meiner Welt. Vielleicht, weil er sich in den letzten Jahren so merkwürdig benimmt, als ob…«
    Sie verstummte.
    »Also ob er senil würde, nicht wahr? Als ob sein Verstand nachließe«, setzte Zamorra ihren Gedankengang fort. »Vielleicht stimmt das tatsächlich. Er lebt schon sehr lange, er ist so uralt… möglicherweise schon zu alt. Keiner von uns weiß, was die Unsterblichkeit - oder die Langlebigkeit - eines Tages aus uns macht.«
    »Aber sein dunkler Bruder Asmodis ist mindestens ebenso alt und im Gegensatz zu Merlin doch recht pfiffig«, wandte Nicole ein. »Na ja, vielleicht hat ihn seine dämonische Bosheit jung gehalten…«
    Zamorra hob die Brauen. »Wann wirst du endlich lernen, ihm zu vertrauen? - Nein, du mußt nicht darauf antworten. Begleitest du mich zu Merlin?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. »Ich glaube, es ist besser, wenn jemand hier bleibt und ein wenig auf Teri und Eva aufpaßt. Teri braucht jetzt Menschen um sich herum und Ablenkung.«
    Zamorra schmunzelte.
    »Könnte sein, daß sie die in Eva gerade gefunden hat…?«
    ***
    Eiskalt lief es Sergej über den Rücken.
    Zum ersten Mal, seit er sich völlig zurückgezogen hatte, spürte er wieder Angst. Die gleiche Angst wie damals, als er dem Mythos ›Baba Yaga‹ hatte nachspüren wollen und zum Gejagten geworden war. Damals, vor vier oder fünf Jahrhunderten.
    Seit jener Zeit hatte er seine Druiden-Kräfte nicht wieder benutzt. Anfangs, um der verdammten alten russischen Märchenhexe nicht aufzufallen, die alles andere als nur eine Märchenfigur war. Später dann, weil er sich daran gewöhnt hatte, wie ein normaler Mensch zu leben. Er brauchte die besonderen Fähigkeiten nicht.
    Viel Zeit war vergangen, vieles hatte sich verändert. Zaren kamen und gingen, die Revolution kam, die Sowjetunion zerbrach. Was störte es Sergej? Er konnte sich nicht einmal an seinen früheren, richtigen Namen erinnern; vielleicht wollte er es auch gar nicht.
    In dem kleinen ukrainischen Dorf hatte er seine Ruhe. Er hatte über all die Jahrhunderte nicht einmal seine Identität gewechselt. Die Menschen nahmen es einfach hin, daß er nicht älter wurde, daß er die Generationen überdauerte. Was anderswo zu einer Sensation aufgebauscht und in die Zeitungen und ins Fernsehen gebracht worden wäre, hier störte sich niemand daran. Es war zwar ein bißchen ungewöhnlich, aber solange er brav seine Steuern zahlte, an den Zaren, an das Zentralkomitee, an das Gorbatschow-Regime, an Jelzin und die Mafia - so lange ließ man ihn in Ruhe. Einmal hatte jemand gestutzt, der Soldaten rekrutieren wollte, und diesen recht jungen Mann gesehen, hatte ihn dann nach seinem Geburtsdatum gefragt.
    »Ich hab's vergessen«, hatte Sergej gesagt.
    Und die anderen aus dem Dorf hatten übereinstimmend erklärt, daß schon ihre Urgroßeltern mit Sergej zusammen aufs Feld und in die Dorfschenke gegangen waren und er viel zu alt sei, um noch Soldat zu werden. Da war der Fall für Sergej erledigt.
    Und jetzt…
    Der Traum. Dieser böse Traum, in dem Sergej einen Druiden sterben gesehen hatte. Einen mit den typischen schockgrün leuchtenden Augen, mit der typischen magischen Aura, mit ungekämmtem Blondhaar und in einem geflickten Jeansanzug. Der Vogelköpfige hatte diesen Druiden ermordet.
    Die Worte, die er dabei krächzte, hatten sich für alle Zeiten in Sergejs Gedächtnis eingebrannt.
    »Ihr alle seid des Todes! Ihr alle, die ihr vom

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