0620 - Teris Jagd
Silbermond stammt! Dies war nur der Anfang…«
Der Anfang des Sterbens?
Sergej wollte nicht sterben.
Er wollte doch einfach nur sein Leben genießen, ohne irgendwelche Verpflichtungen! Größere Ansprüche hatte er nie gestellt, seit die Hexe ihn damals in seine Schranken verwiesen hatte und er froh sein konnte, noch zu leben.
Ihm war klar, daß die Bedrohung durch den Vogelköpfigen real war. Was konnte er tun, um sich zu retten?
Vielleicht mußte er doch endlich, nach so langer Zeit, seine Isolation aufgeben und zu den anderen zurückkehren.
Aber er konnte den Weg zum Silbermond nicht mehr finden…
***
Es war kein Problem, vom Château Montagne aus viele entfernte Orte auf der Erde oder auch in anderen Dimensionen zu erreichen. Dort brauchten nur Regenbogenblumen zu wachsen. Von einer Blumenkolonie zur anderen konnte man sich mühelos in Sekundenschnelle versetzen lassen, sofern man eine möglichst exakte gedankliche Vorstellung von seinem Ziel hatte - und die dortigen Blumen nicht allzuweit von diesem Ziel entfernt wuchsen.
Dabei spielte es, ähnlich wie beim zeitlosen Sprung der Silbermond-Druiden, keine Rolle, ob man sich auf einen Ort oder eine Person konzentrierte.
Seit einiger Zeit gab es auch in Merlins Burg Regenbogenblumen. Zamorra hatte dafür gesorgt, weil ihm die unsichtbare Burg, die teilweise in eine andere Dimension hinein gebaut war, meist zu unerreichbar war und der Zauberer Merlin sich zu sehr abschottete. Dabei war Zamorra sicher, daß Merlin viel öfter Hilfe benötigte, als er es sich selbst eingestand. Manchmal bat er Zamorra und seine Gefährten von sich aus, aber Zamorra ahnte, daß es noch viel mehr Fälle gab, in denen der Uralte Unterstützung brauchte. Außerdem gab es in der Burg den Saal des Wissens!
Was dort an Informationen gespeichert war, sprengte jede Vorstellung. Dort Nachforschungen anstellen zu können, war ein steter Wunschtraum Zamorras. Hinzu kam, daß die Silbermond-Druiden jederzeit Zutritt zu Merlins Burg hatten, dieser ständige Zutritt Zamorra aber bisher verweigert worden war!
Eines Tages war ihm der Kragen geplatzt. Er wollte nicht nur dann Merlins Beachtung und Wertschätzung finden, wenn der es mal wieder an der Zeit fand, sich helfen zu lassen. Wenn es darum ging, Kastanien aus dem Feuer zu holen, schickte der Zauberer ihn los. Ansonsten aber sperrte er sich sogar gegen Freundschaftsbesuche…
Das war es nicht, was Zamorra wollte. Er wollte mehr sein als ein williger Diener, den man rief, wenn man seiner bedurfte, und ihn danach wieder fortschickte. Es war ja nicht so, daß er die Aufgaben nicht gern übernommen hätte. Aber er wünschte sich, doch etwas mehr respektiert zu werden. Auch wenn Merlin tausende Male älter war und über mehr Macht und Einfluß verfügte.
Und so hatte er Merlin dazu gebracht, Regenbogenblumen anzupflanzen, die inzwischen groß genug waren, ihre Teleporterfähigkeit nutzbar werden zu lassen Nur brachte Merlin es nun trotzdem fertig, sich zwischendurch immer wieder mal abzuschirmen. Er blockierte die Blumen magisch, so daß niemand seine Burg erreichen konnte. Allerdings hatte Zamorra festgestellt, daß diese Blockaden nur zeitweise auftraten, das heimliche Tor also doch wesentlich offener war als die frühere Bereitschaft Merlins, Besucher zu empfangen.
Meistens war es auch so, daß der Zugang über die Blumen dann blockiert war, wenn Merlin selbst sich nicht in seiner Festung befand.
Deshalb war Zamorra nicht hundertprozentig sicher, ob er den Zauberer auch erreichen konnte. Dennoch wollte er es ausprobieren.
Nach ein paar Minuten befand er sich am Ende des gewaltigen Kellerlabyrinthes in dem Felsendom, in welchem unter einer frei schwebenden, künstlichen Mini-Sonne die magischen Blumen wuchsen. Ihre mannsgroßen Kelche, die nie aufhörten zu blühen, schimmerten je nach Betrachterperspektive in allen Farben des Regenbogenspektrums.
Zamorra konzentrierte sich auf Merlin, trat zwischen die Blumen und - wurde nicht transportiert.
Er seufzte.
»Sollte der alte Knabe die Tür mal wieder zugemacht haben? Warum ausgerechnet jetzt?«
Aber so schnell gab Zamorra nicht auf. Er versuchte es abermals, diesmal jedoch, ohne sich auf die Person Merlin zu fixieren. Seine gedankliche Vorstellung galt der unsichtbaren Burg in Wales.
Und diesmal fand der Transport statt!
So, wie Zamorra im Château Montagne zwischen die Blumen trat, trat er in Merlins Burg wieder zwischen ihnen hervor.
Ein vogelköpfiger Dämon starrte ihn
Weitere Kostenlose Bücher