Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

Titel: 0623 - Ein Tropfen Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Bleich wie ein mehliger Schatten hockte die Gestalt, eine Mischung aus Skelett und Mensch, auf einem ebenso bleichen Pferd, hatte die Kapuze eines langen Mantels über den Kopf gestreift, so daß nur ihr Gesicht zu sehen war.
    Von der Größe her glich der Schattenreiter einem Riesen. Er war so gewaltig, daß man sich als Mensch schon zwergenhaft klein vorkam, wenn man vor ihm stand und zu ihm hochschaute.
    Diese Gestalt war ein magisches Naturereignis, einen anderen Begriff konnte ich nicht finden.
    Nicht nur ich sah ihn, die beiden Schläger hatten ihn ebenfalls zu Gesicht bekommen, nachdem sie sich auf meinen Rat hin umgedreht hatten. Sie starrten ihm entgegen, gingen zwei Schritte zurück, drehten sich mir zu, und ich sah ihre offenstehenden Mäuler.
    »Scheiße, Alter, das gibt es doch nicht!« Gurney kreischte die Worte. »Das kann nicht wahr sein.«
    Ich nickte ihnen schwerfällig entgegen. Meine Stimme klang bei der Antwort leise. »Doch, das gibt es. Ihr seht ihn mit eigenen Augen. Tut mir leid!«
    Der zweite Mann, kleiner als sein Kumpan, fing an zu lachen. »Die… die wollen uns hier verarschen. Die … die drehen einen Film, verflucht!«
    »Keinen Film, mein Freund!«
    Gurney rannte auf mich zu. Er trug noch immer die verdammte Eisenstange, mit der er mich hatte foltern wollen. Auch sein Kumpan war mit einem derartigen Instrument bewaffnet.
    Wuchtig riß er mich auf die Beine und hielt mich fest, damit ich nicht zusammensank. »Opa, du hast eine Kanone gehabt!« keuchte er mir ins Gesicht. »Du bist echt link. Du wolltest uns reinlegen. Das alles haben wir hingenommen. Aber diese Scheiße hier, die nehmen wir nicht mehr hin! Hast du ihn geholt, Opa! Hast du diesen… diesen …?« ihm fehlten die Worte.
    Ich hing in seinem Griff und schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe ihn nicht geholt.«
    »Wer dann?«
    »Er kam von allein!«
    Gurney drehte sich. Ich machte die Bewegung mit, so konnten wir ihn beide anschauen.
    Der unheimliche Schattenreiter war jetzt »gelandet«. Die Hufe seines bleichen Tieres berührten jetzt den Boden des Hyde Parks. Dennoch sah es so aus, als würde er schweben. Tatsächlich erinnerte er mehr an eine Projektion als an ein lebendiges Wesen, doch an das erste glaubte ich nicht so recht.
    Der Reiter lebte…
    Woher er gekommen war, darüber konnte ich nur spekulieren.
    Vielleicht aus irgendeiner anderen Zeit oder Dimension, wer konnte das schon sagen?
    Jetzt war er hier, er hatte ein Motiv. Wenn mich nicht alles täuschte, war ich es.
    Obwohl mich die beiden Typen hatten fertigmachen wollen, taten sie mir irgendwo leid. Ich sprach zu Gurney, redete aber so laut, daß es auch der Kleine hören konnte. »Wenn ich euch einen Rat geben darf, haut ab. Verschwindet von hier, wenn euch euer erbärmliches Leben lieb ist! Der Schattenreiter wird euch vernichten.«
    Gurneys Augen blinkten wie Warnleuchten. Er schien plötzlich gelbe Pupillen zu haben. »Ach ja, Opa? Du weißt Bescheid, wie?«
    »Ich glaube.«
    »Gurney, ich hole ihn mir!« Der Kleine war plötzlich mutig, zudem bewaffnet.
    Bevor ihn einer von uns warnen konnte, war er schon gestartet und rannte auf die bleiche Gestalt zu. Er machte sich selbst Mut, als er schrie: »Ich werde dir deinen Mist aus dem Schädel prügeln! Darauf kannst du dich verlassen, du Hund, du!«
    Der Schattenreiter tat nichts. Er blieb auf dem Rücken seines Pferdes hocken und schaute dem Anrennenden ruhig entgegen. Um die Gestalt erreichen zu können, mußte der Kleine springen, dann konnte er es schaffen, einen Zügel zwischen die Finger zu kriegen und sich an diesem hochzuziehen.
    »Er schafft es nicht!« keuchte ich mit krächzender Stimme. »Er wird es nicht schaffen.«
    »Woher weißt du das?« fuhr mich Gurney an.
    »Ich kenne die magischen Kräfte!«
    Er begriff nicht. Es war auch nicht die Zeit, weitere Fragen zu stellen, denn sein Freund hatte den gewaltigen Reiter fast erreicht und tat das, was ich auch getan hätte.
    Er sprang, um einen Zügel zu erreichen. Dabei streckte er seinen linken Arm aus, in der rechten Hand hielt er die Eisenstange, mit der er den Reiter wahrscheinlich traktieren wollte.
    Den Zügel packte er und pendelte durch seinen eigenen Schwung einige Male vor und zurück.
    Der Reiter tat nichts. Er ließ den Kleinen gewähren, der sich durch schrille Schreie Mut machte und es tatsächlich schaffte, am Hals des Pferdes hochzuklettern.
    Noch immer saß die »weiße« Gestalt unbeweglich.
    Der Kleine kam heran. Sogar auf den

Weitere Kostenlose Bücher