0623 - Ein Tropfen Ewigkeit
gesehen. Er steht in der Nähe und wird gerade untersucht. Möglicherweise finden wir einen Hinweis.«
Suko schüttelte den Kopf. »Ich glaube es nicht, denn Avalon ist einfach zu geheimnisvoll. Die einzige Möglichkeit ist uns durch Melusine de Lacre genommen worden. Sie und der Gral sind verschwunden.«
»Nach Avalon«, sagte Bill.
»Das denke ich auch.«
»Moment mal.« Sir James hatte nachgedacht und bat um Gehör.
»Wenn Sie recht haben und sich der Gral auf der Insel befindet, dann hätte John eine Chance. Ihm gehört der Gral. Er ist der Sohn des Lichts. Man hat ihn zum Hüter erwählt.«
Suko war nicht so optimistisch. »Sir, denken Sie daran, daß der Gral ihn auch in seiner Wohnung im Stich ließ. Das blinde Mädchen hat ihn für seine Zwecke benutzen können. Es tauchte ein, der Gral reagierte und brachte sich und Melusine fort. Er wird John Sinclair entglitten sein, er hat sogar dafür gesorgt, daß John älter wird. Wir müssen dies alles in Betracht ziehen.«
»Wenn ich dich so höre«, sagte Jane, »dann siehst du überhaupt keine Chance mehr – oder?«
»Im Augenblick leider nicht.«
Sir James faßte zusammen. »Damit ist John Sinclair auf sich allein gestellt. Anders können wir es leider nicht ausdrücken. Vielleicht sollten wir für ihn beten, ich weiß mir auch keinen Rat mehr. Diese anderen Kräfte sind uns über.«
»Wir dachten schon an Myxin und Kara«, sagte Jane. »Wenn wir sie bitten würden…«
»Ist es nicht zu spät, Miß Collins? Außerdem müssen Sie die beiden erst mal finden.«
»Das stimmt schon…«
Sir James schaute auf seine Uhr. »Wir haben den Hauch einer Chance gehabt, sie aber nicht greifen können. Das war unser Fehler, wir müssen damit leben und können einfach nur hoffen, daß John es wieder einmal schafft, auch den Kräften der Insel zu trotzen. Sollte sich etwas Neues ergeben, wo kann ich Sie erreichen?«
»In Johns Wohnung.«
»Gut, Suko.« Sir James lächelte ächzend. »Das hatten wir schon öfter, daß wir nicht weiterwußten.«
»Ich kann es nicht ändern.«
Zu dritt schauten sie Sir James an, wie er zu seinem Dienstwagen schritt. Er ging gebeugt, als würde er unter der Last der Verantwortung schwer leiden.
Suko nickte. »Im Prinzip bin ich schuld«, sagte er. »Verdammt noch mal, ich hätte an Buddhas Stab denken sollen. Es ging alles zu schnell.«
Bill schlug ihm auf die Schulter. »Komm, mein Freund, es ist keiner perfekt. Wir sind Menschen und keine Maschinen.«
»Ein schwacher Trost.«
Bis sie den Wagen erreicht hatten, sprach Suko kein Wort mehr.
Nicht nur sie fuhren ab, auch die Polizisten des Einsatzkommandos traten den Rückzug an. Sie hatten etwas mitbekommen, was für sie unbegreiflich war, aber auch die drei Freunde konnten nicht fassen, daß ihnen eine andere Kraft dermaßen über war.
Langsamer als auf dem Hinweg fuhren sie wieder zurück. »Wenn wir in der Wohnung sind, werde ich sofort Sarah Goldwyn anrufen«, sagte Jane. »Ich setze jetzt auf sie meine Hoffnungen.«
»Tu das«, murmelte Bill.
»Das klang nicht optimistisch.«
»Ich bin es auch nicht, Jane. Ich sehe wirklich keine Möglichkeit. Avalon ist einfach zu geheimnisvoll. Das kannst du nicht mit Atlantis vergleichen. Wäre John dorthin entführt worden, Himmel, Myxin und Kara hätten uns den Weg über die Steine gezeigt. Doch ist von ihnen jemals die Nebelinsel Avalon erwähnt worden?«
»Nein.«
»Da hast du es. John steht auf verlorenem Posten und wir eigentlich auch.«
Niemand wollte oder konnte darauf antworten. Ein jeder hing seinen traurigen Gedanken nach.
Wenig später schluckte sie die Tiefgarage. Sie stiegen aus, fuhren hoch, betraten die Wohnung hintereinander, hörten aber zugleich die Stimme, die sie nur mit einem Wort begrüßte:
»Endlich!«
Myxin, der Magier, war da!
***
Sie hatte den Nebelring mit ihrem nachenähnlichen Boot durchfahren. Es war ihr gelungen, das Ufer zu erreichen, und nun stand sie an den Gestaden der Nebelinsel Avalon.
Melusine de Lacre war glücklich!
Die junge Frau – nicht mehr blind – hatte den Eindruck, nach Hause zurückgekehrt zu sein. Schon ihre Eltern hatten ihr immer wieder erklärt, daß sie zu Avalon gehörte und die Insel ihre eigentliche Heimat war, nicht die englische Südküste, wo sie lange Zeit in einem wunderschönen Haus am Strand gelebt hatten.
Avalon war für sie wie ein Paradies, das sie verloren und nun wiedergefunden hatte.
Allein das Sehen können betrachtete Melu als Wunder. Sie kannte
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