0625 - Die Schrumpfkopf-Königin
die Schultern. »Ich weiß es nicht!« keuchte er. »Verdammt noch mal, ich weiß es nicht. Ich… ich kann nur sagen, daß es einfach Wahnsinn war. Ja, Wahnsinn.«
»Oder unser Wissen in eine exakte Arbeit umgesetzt.«
Pete stierte den Inspektor an. »Sie… Sie sind doch kein normaler Polizist!«
»Ich fühle mich aber so.«
»Und…« Er drehte sich zu Shao hin. »Was ist denn mit der Frau, verdammt …«
»Sehen Sie an ihr etwas Unnormales?«
»Das nicht, aber…« Er hob die Schultern. »Sie hat mit einer Armbrust geschossen …«
»Nicht ohne Grund. Aber lassen wir das. Die Schrumpfköpfe existieren nicht mehr. Wissen Sie denn, Mr. Sagari, wie viele Diener Akido mit in unserer Welt hineingebracht hat?«
»Nein, nein!« antwortete er hastig. »Das hat sie mir natürlich nicht gesagt.«
»Was sagte Sie denn überhaupt?«
»Befehle gab sie mir. Nur Befehle. Sie wollte die magische Macht über Nippon Electronics gewinnen.«
»Hat sie nichts von den Hintergründen erzählt? Von ihrer Herkunft vielleicht?«
»Nein«, flüsterte Sagari. »Ich weiß nur, daß sie unwahrscheinlich mächtig ist. Sie muß in der Jigoku geboren sein und Emma-Ho, der Teufel, hat sie mit Wohlwollen angeschaut. Ich glaube nicht, daß es Menschen gibt, die sie stoppen können. Wenn sie will, zertrümmert sie Häuser. Sie ist nicht aufzuhalten, sie ist ein Tengu. Sie können Kugeln in sie hineinschießen, und die Wunden in ihrem Körper werden sich schließen.«
»Kennst du Tengus, Shao?«
»Natürlich.« Die Chinesin war blaß geworden. »Bisher haben sie unsere Welt nicht erreicht. Sie sind Dämonen, wiedergeborene Dämonen. Es gibt verschiedene Arten, und sie sind in der Lage, Kataya, das absolut Böse zu verbreiten.«
Da rann selbst Suko ein Schauer über den Rücken, denn mit diesem nicht recht faßbaren Begriff Kataya hatte er seine bösen Erfahrungen sammeln können.
»Weshalb kamen sie gerade jetzt?«
»Weil die Zeit für sie reif sein wird.«
Der Inspektor hob die Schultern. »Ja, die Welt ist im Wandel. Man kämpft mit harten Bandagen um neue Märkte im Osten. Selbst da wollen Dämonen mitmischen. Es ist…« Er verschluckte die nächsten Worte, weil ihm die starre Haltung des Pete Sagari aufgefallen war.
Der Mann stand neben Suko, schaute allerdings in eine andere Richtung und ließ das breite Fenster nicht aus dem Blick.
»Da…«, ächzte er.
Mehr brauchte er nicht zu sagen. Shao und Suko, die auf der Stelle herumfuhren, erkannten es mit eigenen Augen.
Von außen her hatte sich an der Hauswand eine Gestalt in die Höhe geschoben.
Ein Frauengesicht glotzte in das Zimmer. Grobporig, häßlich, böse und gleichzeitig verlockend.
Es war die Schrumpfkopf-Königin.
Und sie zögerte nicht eine Sekunde.
Blitzschnell stieß sie ihren Kopf vor und rammte die Scheibe ein…
***
Es war unser Glück, daß wir in Chiefinspektor Tanners Dienstwagen saßen, denn der war ausgerüstet mit Blaulicht und Sirene. Während Tanner lenkte, konnte ich mich mit anderen Dingen beschäftigen, telefonieren, zum Beispiel.
Ich hatte Sir James Powell an die Strippe bekommen und ihm in Kurzform alles erklärt. Natürlich war der Superintendent überrascht gewesen. Er sagte etwas von ungeheuerlich und unglaublich, aber er stellte meinen Bericht nicht in Frage.
»Werden Sie die Person denn ausschalten können?«
»Sir, da bin ich unsicher. Ich werde alles versuchen, aber Akido stammt aus einer Dimension, bei der meine Waffen nichts fruchten. Sogar das Kugelloch wuchs bei ihr zu.«
»Eine neue Art von Dämon?«
»So ähnlich. Oder eine alte, Sir, mit der wir bisher noch nichts zu tun hatten.«
Erst nach einer Weile hörte ich die nächste Bemerkung. Da hatten wir bereits die Themse hinter uns gelassen. »Meinen Sie, daß diese Person erst die Vorhut ist?«
»Das kann auch sein.«
Ich hörte ihn stöhnen. »Vielleicht müssen wir nur noch beten oder auf Suko hoffen.«
»Ja, er wird sich besser auskennen.«
»Sie geben mir Nachricht, falls Sie es geschafft haben. Und bitte, John, passen Sie auf sich auf!«
»Das werde ich, Sir.«
»Na, was sagt der Alte?« fragte Tanner. Er trug auch beim Fahren seinen alten Filz. Manche behaupteten, daß er ihn nicht einmal im Bett abnehmen würde.
»Er ist so schlau wie wir.«
»Ratlos also.«
»Verdammt, John!« flüsterte Tanner. »Es muß uns gelingen, die Bestie auszuschalten. Die schafft es tatsächlich, als Einzelperson das Chaos über uns zu bringen.«
»Damit rechne ich
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