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0625 - Lucifuges Mörder-Horden

0625 - Lucifuges Mörder-Horden

Titel: 0625 - Lucifuges Mörder-Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gegend der Stadt schlief man lange. Die Vornehmen hatten es nicht nötig, sich früh zu erheben und für ihren Lebensunterhalt zu sorgen, dafür dauerten aber ihre Festgelage bis in den frühen Morgen.
    »Was siehst du?« fragte der Kapuzenmann unten.
    »Warte«, wiederholte der andere und sah über die weiße Mauer hinweg. In diesem Moment öffnete sich im Santor-Haus eine Tür, und ein junges Mädchen mit langem Haar trat auf einen Balkon hinaus.
    Der Kletterer zählte die Balkonreihe ab, dann schätzte er die Entfernung vom Balkon bis zum Boden. Er nickte und ließ sich gewandt wie eine Katze wieder am Baumstamm hinab.
    »Ich weiß jetzt, wo das Täubchen schläft«, sagte er zufrieden. »Es hat sich soeben erhoben und die Morgensonne begrüßt. Der Balkon ist leicht zu erreichen. Das Problem werden nur die Wachwölfe sein. Der alte Knabe hat sich gut abgesichert.«
    »Wir könnten sie vergiften.«
    »Wölfe? Die vergiftest du nicht, und wenn sie noch so zahm geworden sind. Die riechen das Gift, die Kameraden aus den dunklen Wäldern. In dieser Beziehung sind sie wie ich.«
    Er kicherte leise.
    »Nein«, fuhr er fort. »Es wird sich nicht vermeiden lassen, daß wir uns eines Helfers bedienen. Und ich hoffe, der Preis, den er fordert, ist nicht zu hoch.«
    Und wie Schatten verschwanden die beiden Männer zwischen Bäumen und Häusern.
    ***
    Der Markt sprühte förmlich von Leben. Überall standen die bunten Zelte der farbenprächtig gekleideten Händler. Auf flachen Tischen oder Teppichen waren alle Dinge ausgebreitet, die man in einem Haushalt braucht oder die einen guten Verdienst versprechen. Hier boten Gärtner und Bauern ihre Waren feil, dort Fleischer und Bäcker. Von der Küste kamen täglich die Fischer, um die Zamorra gern einen Bogen machte. Bei ihnen roch es ihm etwas zu streng. Der Weg zur Küste war weit und mancher Fisch nicht mehr ganz so jung, wie er angepriesen wurde. Nur wenn die Herrschaft unbedingt auf Fisch als Speise erpicht war, überwand sich Zamorra und drang in diese Regionen vor.
    Ein paar Stände weiter wurden Reittiere feilgeboten, ein Schmied pries sorgfältig geschliffene Klingen an, die in seiner Werkstatt entstanden waren, und direkt neben ihm bot ein fahrender Händler kostbar verzierte Dolche und auch manches Schwert feil, das aus einem fernen Land stammte. Wenn er mit dem heimischen Schmied konkurrieren wollte, mußte er sie schon sehr, sehr günstig eingehandelt haben, um dennoch einen geringen Verdienst erzielen zu können. Oder er hatte ein Schlachtfeld geplündert…
    Dazwischen lagerten die Alleshändler, die sich nicht mit einer einzigen Warensorte zufrieden gaben. Zwischen Tontöpfen fanden sich Schmuck, Felle oder Kartoffeln, und hier und da hing neben harmlosen Gewürzen, Salben und Parfümen in einem versteckten Winkel auch ein Beutelchen mit süchtig machenden Drogen. Aber auch mit Heilkräutern wurde gehandelt.
    Trödler, Händler und Marktweiber überschrien sich gegenseitig, um ihre Waren an den Kunden zu bringen, und zuweilen verließ auch mal ein Händler seinen Stand, um einem Mann oder einer Frau nachzueilen, die mit dem geforderten Preis nun wirklich nicht einverstanden waren und zur Konkurrenz eilen wollten. Meist waren es Sklaven, die für ihre Herrschaften einkauften, hier und da tauchte auch mal ein Mann zu Pferd oder eine Lady in einer Sänfte auf, um aus der Höhe heraus dies und jenes zu erhandeln. Hier winkte jemand abfällig und ritt weiter, dort flog einer ausgestreckten Händlerhand ein Beutel mit Dukaten oder kleineren Münzen zu. Und wehe dem, der zuviel herausgriff. Nur ein lauter Ruf, und die mit Schwertern und langen Dolchen bewaffneten Schlichter tauchten auf, sorgten für Ordnung und beförderten Betrüger und Diebe gleich in den Kerker.
    Was die Diebe und Beutelschneider nicht daran hinderte, ihrem Gewerbe nachzugehen. Meist waren sie schneller als die Schlichter. Vor ihrem blitzschnellen und unerwarteten Zugriff sicher war im Grunde nur, wer sich zu Pferd oder in einer Sänfte durch das Gewühl bewegte.
    Aus diesem Grund hatte auch Santor beschlossen, die Pferde zu benutzen, obgleich der Markt nur drei Straßen von seinem Haus entfernt begann. Doch um jenen Bezirk zu erreichen, in welchem die Ware Mensch feilgeboten wurde, galt es, den Markt in seiner ganzen Länge zu durchqueren.
    Am Ende des Marktes nahm das Gedränge erheblich ab. Hier standen die Zelte der Sklavenhändler, die meist aus dem Süden kamen und hier in der Hauptstadt ihr

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