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0628 - Der Ceynach-Jäger

Titel: 0628 - Der Ceynach-Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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habe."
    Eboyschan schüttelte den Kopf. Er war ein kleiner Yaanztroner mit einem etwas länglich geformten Kopf. Er machte stets einen angespannten Eindruck.
    Eboyschan gehörte zu den jüngeren Regierungsmitgliedern und hatte noch keine Gehirntransplantation hinter sich. Er hatte sich in den letzten Jahren vor allem durch die Bewältigung sozialer Aufgaben hervorgetan. In den letzten Monaten jedoch hatte seine geradezu unheimliche Erfolgsserie einen Stillstand erfahren.
    Eboyschan beschäftigte sich mit der zunehmenden Kriminalität auf Yaanzar. Er arbeitete an einem Plan, wie man die Tätigkeit der Organdiebe eindämmen konnte, ohne die offiziellen Polizeiorgane häufiger und härter einsetzen zu müssen. Zu diesem Zweck beschäftigte Eboyschan sich in seiner Freizeit mit Massenpsychologie und Gruppenverhalten. Der Transplan-Regulator glaubte, daß zwischen der Bevölkerungsexplosion hier auf Yaanzar und allen anderen zivilisierten Welten von Naupaum ein unmittelbarer Zusammenhang bestand.
    „Sie arbeiten viel", sagte der Tschatro anerkennend. „Ich habe Sie beobachtet. Sie tun es weder aus Machtbesessenheit noch aus Ehrgeiz. Sie haben wirkliches Interesse an den Problemen, mit denen Sie sich auseinandersetzen."
    „Ich weiß nicht, ob ich dieses Lob verdient habe", gab Eboyschan bescheiden zurück.
    „Ich nehme an, daß Sie sich für jeden Aspekt der Kriminalität interessieren", fuhr der Regierungschef fort. „Es sieht so aus, als könnten Sie jetzt die Aufklärung eines Ceynach-Verbrechens beobachten."
    Sie standen noch immer im Eingang zur Tschatrobank, beide einig in ihrem Zögern, diesen unheimlichen Raum zu betreten.
    Der Tschatro war es schließlich, der diesen Bann brach.
    „Kommen Sie!" forderte er seinen Begleiter auf. „Wir wollen keine Zeit verlieren."
    Sie bewegten sich zwischen den Regalen und Sockeln bis zum Hintergrund des Raumes, wo sich eine zweite Tür befand.
    „Handeln wir nicht nur aufgrund einer Vermutung?" gab Eboyschan zu bedenken. „Ich bin vielleicht zu konservativ, aber ich meine, daß wir den Jäger nur wecken sollten, wenn ein besonderer Anlaß dazu besteht."
    Der Tschatro konnte ein Lächeln kaum unterdrücken. Er hatte gewußt, daß dieser Einwand kommen würde. Manchmal langweilten ihn seine Mitarbeiter, auch wenn sie klug und fleißig waren wie Eboyschan, denn sie waren zu leicht zu durchschauen.
    „Ich beziehe meine Informationen direkt vom Geheimen Organkommando", sagte er. „In diesem besonderen Fall sind die Informationen lückenhaft. Das ist es, was mich stört."
    „Warum lassen Sie Doynschto nicht verhaften und verhören, wenn Sie glauben, daß er in die Sache verwickelt ist?"
    Die Naivität des Transplan-Regulators überraschte den Tschatro.
    „Ein Skandal würde die Glaubwürdigkeit der Regierung erschüttern und die Verhaftung eines so prominenten Bürgers wäre zweifellos ein Skandal."
    „Aber es steht doch fest, daß Doynschto Verbindungen zu diesem Hactschyten gepflegt hat."
    Der Tschatro nickte nachdenklich. Im Grunde genommen war die Kritik Eboyschans nicht unberechtigt. Das GOK hatte einen Bericht über die Vorfälle in Doynschtos Klinik geliefert. Aus diesem Bericht ging hervor, daß das rätselhafte Ceynach-Gehirn getötet worden war. Das GOK täuschte sich selten, aber in diesem Fall waren die Polizisten offensichtlich überfordert.
    Der Tschatro hatte den Bericht auswerten lassen und war dabei zu dem Entschluß gekommen, daß es sich um eine Fehlleistung handelte. Der Hang zur positiven Selbstdarstellung beim GOK war im Laufe der Zeit übermäßig groß geworden.
    „Wen soll der Jäger verfolgen?" drängte Eboyschan.
    „Doynschto oder Hactschyten? Oder ein anderes Wesen?"
    „Den Ceynach!" stieß der Tschatro impulsiv hervor. Im selben Augenblick ärgerte er sich über seine voreilige Äußerung. Als Regierungschef mußte er seine Worte genau abwägen. Er durfte seine mißtrauischen Gedanken nicht zu offiziellen Parolen machen, denn daraus würde sich in jedem Fall Vertrauensverlust entwickeln.
    „Den fremden Ceynach, der sich Danro nannte." Eboyschan sah seinen Begleiter ungläubig an. „Aber das GOK sagte doch in seinem Bericht aus, daß dieses Gehirn nicht mehr existiert."
    „Ich bin nicht so sicher", erwiderte der Tschatro. „Ich will endlich Gewißheit haben. Dieser Fall beschäftigt mich mehr als alles andere. Er ist mir nicht transparent genug. Es gibt zu viele Widersprüche."
    „Das sagt Ihnen Ihr Gefühl!"
    „Ja", gab der Tschatro

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