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0628 - Der Sturmteufel

0628 - Der Sturmteufel

Titel: 0628 - Der Sturmteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ein weiterer Blitz raste ins Wasser, das aufbrandete und schäumte und vom Sturm jetzt auf die Menschen zugetrieben wurde.
    Wo war die Reiterin geblieben?
    Cartwright sah sie; sie trieb ihr weißes Pferd an und preschte heran. Sie schien zu wissen, daß die Straße hier am nächsten am Strand war, daß eine kleine Ortschaft nicht weit entfernt war. Dorthin schien sie zu wollen.
    Die heranbrandende Woge verfehlte Jill nur knapp, fiel wenige Armlängen hinter ihr zusammen, versperrte Cartwright für einen Moment den Blick auf die blonde Reiterin. Der Sturm riß ihn beinahe von den Beinen, trieb Jill wie einen Spielball vor sich her. Daß die Stoffetzen längst fort waren, schien sie nicht mal zu wissen. Der Sturm fetzte Andrew beinahe das Hemd vom Körper, rüttelte an dem kleinen Wagen, drohte ihn umzuwerfen.
    Cartwright bekam Jill zu fassen, hielt sie fest. Sie schrie auf. Wieder zuckte ein Blitz, gleich ein ganzes Dutzend Blitze, vom Himmel, schlug überall ein. Die Umgebung verschwamm.
    Blitze, auf die kein Donner folgte?
    Oder war der im Tosen der Elemente gar nicht mehr zu hören?
    Ohrenbetäubend das Rauschen und Donnern der aufgewühlten See, die ihre nächste Sturm woge jetzt bereits fast bis an das kleine Auto schickte.
    Wo war die Reiterin geblieben?
    Cartwright sah sie nicht mehr.
    Aber er sah, daß die nächste Woge, die sich bereits aufbaute, den Wagen erreichen und davonspülen würde.
    Er stopfte Jill förmlich in den Punto, warf sich hinter das Lenkrad. Der Zündschlüssel steckte. Warum sprang die Karre nicht an? Der Anlasser orgelte und orgelte, und der Motor schüttelte sich, wollte nicht rund anlaufen…
    Der Orkan rüttelte an dem Fahrzeug, das tief zur Seite einfederte, zu kippen drohte, aber dann knallte es doch wieder auf die Räder zurück.
    »Das Wasser!« kreischte Jill, die mit weitaufgerissenen Augen durchs Fenster starrte und den Tod kommen sah.
    Da kam der Motor!
    Zum Wenden blieb keine Zeit.
    Rückwärtsgang!
    Vollgas!
    Beinahe hätte er die Maschine wieder abgewürgt. Dann schoß der Fiat rückwärts davon. Cartwright versuchte ihn auf dem harten Sandbuckel zu halten, der den Weg zum Strand darstellte; rechts und links war der Boden weich, und die Räder würden sich blitzschnell im Sand eingraben.
    Funktionierte der alte Schleudertrick mit der Handbremse, der so oft in Action-Filmen gezeigt wurde, auch beim Rückwärtsfahren?
    Cartwright riskierte es nicht, es auszuprobieren.
    Er jagte den Wagen mit hoher Geschwindigkeit rückwärts, trotz der Schwierigkeiten, die er hatte, die Lenkung dabei gerade zu halten. Der niedrig übersetzte Rückwärtsgang zwang dem Motor ungesund hohe Drehzahlen ab. Dann endlich festerer Boden…
    Bremsen!
    Drehen!
    Hinter ihnen klatschte das Wasser auf den Strand, nur ein paar Dutzend Meter entfernt rollte die Woge schäumend aus. Die nächste war schon unterwegs. Irgendwo in der Ferne glaubte Cartwright, einen Körper durch die Luft fliegen zu sehen.
    Und im nächsten Augenblick…
    ***
    ...war alles vorbei!
    Andrew Cartwright starrte die Szenerie fassungslos an.
    Kein dunkler Himmel mehr, kein tobender Orkan, kein kochendes Wasser, das sintflutartig heranschoß, um alles zu zerstören, was ihm im Weg war! Über der Landschaft strahlte wieder die Sonne!
    Was zu sehen blieb, waren die Verwüstungen, die der Orkan angerichtet hatte. Aufgewühlter Boden, Schlamm, große Wasserlachen überall. Weggerissene Sträucher, abgeknickte Bäume.
    Aber das war auch schon alles!
    »Andy«, hörte er Jill neben sich auf dem Beifahrersitz leise sagen. »Andy, was ist das gewesen? Andy, sag mir, daß ich träume… daß das nicht passiert ist! Es ist doch nicht passiert, oder?«
    »Doch«, erwiderte er. »Da wir nicht beide zugleich denselben Alptraum gehabt haben können, ist es passiert.«
    »Aber wieso? Wie ist das möglich?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er schulterzuckend.
    »Aber du weißt doch sonst immer alles!« fuhr sie ihn an.
    »Ich bin nicht allwissend«, gab er verärgert zurück. »Das habe ich nie behauptet!«
    »Aber du hast es vorausgesagt! Du hast es vorher gewußt! Woher?«
    »Kann ich dir wirklich nicht sagen«, erwiderte er. Er stieg aus, sah sich um. Es war warm wie vor dem Chaos. Bestes Urlaubswetter.
    Doch es war kein Traum gewesen. Die Verwüstungen, die Veränderungen im Strandbereich bewiesen, daß die Katastrophe tatsächlich stattgefunden hatte.
    Wehe, wenn das hier einer der stets überlaufenen Touristenstrände gewesen wäre, kein einsames

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