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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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der Meinung waren, daß der Fürst von Kishlastan sich etwas mehr zurückhalten sollte. Er war eine große, schlanke Erscheinung mit dem typischen Gesichtsausdruck eines Asiaten. Zur Zeit war er nicht nur von der französischen Regierung kaltgestellt, sondern stand auch mit den amtlichen englischen Stellen in Indien ausgesprochen schlecht. Er war nominell französischer Untertan, da er seinen Titel nach einem kleinen Land führte, das zum französischen Machtbereich gehörte. Dieses Gebiet hatte er derartig schlecht verwaltet, daß er vom Gouverneur von Pondichery zur Verantwortung gezogen wurde. Zum nicht geringen Verdruß der englischen Regierung hatte er dann große Ländereien in Britisch-Indien erworben.
    Riki, wie man ihn nannte, kam mißgestimmt und verdrießlich nach London. Da er aber ein Mann war, der über ungeheure Reichtümer verfügte, fand er viel Sympathien in jenen Schichten der Gesellschaft, die die Überspanntheiten indischer Fürsten gern entschuldigen.
    Er war bei allen Rennen und besuchte unermüdlich die Premieren in allen Theatern. Seine Abendgesellschaften zeichneten sich durch Luxus und Verschwendung aus. Man konnte ihnen in dieser Saison nichts Ähnliches an die Seite stellen. Doch nahm kein offizieller Vertreter des Auswärtigen Amtes daran teil. Riki verkehrte nicht in den offiziellen Kreisen, die mit der Regierung in enger Fühlung standen. Aber das Auswärtige Amt war bei Rikis größeren Festlichkeiten trotzdem in irgendeiner Form vertreten, obwohl dies natürlich sein Ansehen schmälerte.
    Dick Hallowell erhielt eine Einladung zu dem großen Empfang Seiner Hoheit, und zu gleicher Zeit wurde ihm unter der Hand mitgeteilt, daß von Regierungsseite aus seine Anwesenheit dort nicht ungünstig aufgenommen würde. Er hatte vier Jahre seiner Kindheit in Indien zugebracht und dabei Hindustani gelernt. Seine Vorliebe für diese Sprache machte es ihm leicht, im Lauf der Zeit seine Kenntnisse auf diesem Gebiet sehr zu verbessern. Später war er als Adjutant des Generalgouverneurs von Bengalen in Indien tätig. Beim Tod seines Vaters kehrte er nach England zurück, um die Pflichten des ererbten Titels und die Verwaltung und Instandsetzung eines Landsitzes zu übernehmen, der bis zu einem gewissen Grad verschuldet war.
    Er ging in Bobby Longfellows Zimmer und fand den schlanken jungen Mann, in einen tiefen Sessel zurückgelehnt, bei der Lektüre eines Sportblattes.
    »Du wirst doch nicht hingehen, alter Junge!« sagte Bobby, als er die Einladung las. Dann wurde sein Gesicht länger. »Oder willst du etwa, daß auch ich den verrückten Kerl wiedersehen soll?« Dick lächelte.
    »Ich weiß nicht, warum du ihn verrückt nennst, ich dachte gerade, daß es nett wäre, wenn du mich dorthin begleiten wolltest. Ich würde mich allein schrecklich langweilen.«
    »Verrückt!« sagte Bobby spöttisch. »Bestimmt ist er nicht ganz richtig. Kaum hatte ich hier in dieser befestigten Spelunke mein Quartier aufgeschlagen, als ich auch schon den Auftrag erhielt, ihm die Juwelenkammer zu zeigen. Ich hatte noch gar keine Ahnung davon. Na, glücklicherweise hat mir dann einer von diesen altertümlichen Kerlen in den lächerlichen Uniformen den Weg gezeigt. Ich bin mit ihm die verflucht lange Treppe hinaufgetrottet und habe ihm die königlichen Juwelen gezeigt. Ich hatte sie selbst noch nicht gesehen, die Sache war also nicht ganz schlecht.«
    »Ja, aber warum nennst du ihn denn verrückt?« fragte Dick.
    Bob nickte heftig.
    »Er ist verrückt nach Juwelen. Es war ganz unmöglich, ihn von der Krone fortzubekommen. Er klebte sich einfach ans Geländer und staunte die Dinger an. Was er zu dem andern sagte, der ihn begleitete, war sehr interessant, ich habe es bloß nicht verstanden, weil er nämlich Hindustani sprach. Ich wünschte, du wärest dagewesen, Dick. Einer aus seinem Gefolge erzählte mir später, daß er ganz wild nach Diamanten sei und daß er in Kishlastan in seiner Schatzkammer Steine hat, die man nicht um zehn Millionen Pfund kaufen könnte! Als er endlich aus der Juwelenkammer herauskam, war er ganz überwältigt und aufgeregt. Er wollte mir zwei Perlohrringe als Andenken schenken, ich sagte ihm aber: >Mein hochverehrter Radscha, ich habe es aufgegeben, Ohrringe zu tragen – sie sind bei uns seit langen Jahren außer Mode. <«
    Dick lachte.
    »Immerhin – sei ein lieber Junge und geh heute abend mit mir zu Arrids. Ich bin gebeten worden, Seiner Hoheit meine Höflichkeit zu erweisen. Wir brauchen dort

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