063 - Das Verrätertor
Torkinton-Affäre verwickelt, wobei es sich um Erpressung handelte. Er zog es vor, solange der Prozeß dauerte, aus Gesundheitsrücksichten nach Aix-en-Provence zu gehen. Sein Name wurde auch nicht vor Gericht erwähnt. Aber als der Verteidiger den Angeklagten fragte: »Wie ich vermute, hatten Sie noch eine andere Person ins Vertrauen gezogen, als Sie diese Drohbriefe schrieben?« wußte jeder, wer mit der anderen Person gemeint war.
Das war Colley Warrington. Er trat mit einem unfreundlichen Gesichtsausdruck in den Empfangsraum und betrachtete Diana düster.
»Hallo, Diana!«
Von beiden Seiten war die Begrüßung nicht begeistert.
»Nimm Platz und mach kein solches Gesicht.«
»Wo ist Graham?« fragte er.
»Er ist nach Hause gegangen, um sich umzukleiden.«
Er setzte sich vorsichtig auf die Ecke eines Stuhls und zog die tadellos gebügelten Beinkleider hoch; zu seinen glänzenden Lackschuhen trug er weißseidene Strümpfe. »Es ist nicht klug, daß du dich wieder mit diesem Graham einläßt – du kennst doch seinen Ruf.«
»Er kennt den deinen auch«, antwortete sie halb lächelnd. »Ich glaube, ihr denkt beide ungefähr das gleiche voneinander. Nur ist Graham davon überzeugt, daß du zu den Männern gehörst, mit denen sich eine anständige Frau am besten nicht sehen läßt.«
Colley murmelte etwas Unverständliches.
»Beschwere dich nicht und sei nicht beleidigt. Ich muß dich etwas fragen. Du bist doch das reinste Nachschlagebuch, Colley… Ich habe dich bis jetzt mit meiner Neugierde nicht geplagt, aber jetzt möchte ich wissen: Wer ist Hope Joyner?«
Sie hatte ihn bei seiner schwachen Seite gefaßt, und er war gleich so in seinem Element, daß er seine schlechte Stimmung ganz vergaß.
»Hope Joyner?« wiederholte er. »Das ist doch die junge Dame, die eine große Wohnung in Devonshire House hat. Sie fährt zwei erstklassige Wagen, einen Rolls-Royce und einen Buick. Hat große Gelder. Sie ist sehr eng mit Dick Hallowell befreundet.«
»Das weiß ich alles«, sagte sie ungeduldig. »Ich wollte wissen, woher sie kommt.«
Er schüttelte den Kopf.
»Das weiß ich nicht. Sie tauchte hier auf, aber man wußte nicht, von woher. Sie hat erstklassige Schulen besucht; soviel ich weiß, eines der teuren, hochmodernen Institute in Ascot, wo Abstammung durch Reichtum ersetzt werden kann. – Es ist aber merkwürdig, daß du dich für sie interessierst. Erst gestern sprach ich mit Longfellow, dem Gardeleutnant, über sie – «
»Ich wußte nicht, daß du mit ihm befreundet bist«, unterbrach ihn Diana schnell.
»Das bin ich auch nicht«, gab er offen zu. »Aber man spricht doch auch mit seinen Feinden. – Sie ist eine Waise, ihr Viter war ein Chilene, der ihr sein ganzes Vermögen vermacht hat. Es wird von Roke & Morty verwaltet. Weshalb gerade die damit beauftragt sind, ein derartiges Vermögen zu verwalten, mag der Himmel wissen.« Sie zog die Stirn in Falten, als sie das hörte. Sie kannte diese Firma nicht, und Colley gab eine nähere Erklärung.
»Es sind Rechtsanwälte, besonders bekannt, weil sie oft in Kriminalfällen auftreten – sie selbst sind auch keine glänzenden Existenzen. Aber soviel ich weiß, verteidigen sie in den meisten großen Prozessen, die in Old Bailey verhandelt werden. Wenn jemand wegen solcher Sachen in Verlegenheit kommt, muß er sich an diese Leute wenden.«
»Aber was weißt du denn von ihr selbst?« fragte Diana, um ihn daran zu hindern, mehr von diesen beiden interessanten Rechtsanwälten zu erzählen.
»Verdammt, ich weiß nicht viel.« Colley fuhr mit der Hand durch seine Haare. »Sie hielt sich gewöhnlich in Monk’s Chase auf, einem Landsitz in Berkshire. Ein sehr schöner, alter Besitz. Er geht bis auf den letzten Henry zurück…«
»Um Gottes willen, ich will keine Architekturgeschichte hören«, sagte Diana nervös.
»Also sie hielt sich gewöhnlich dort auf«, fuhr Colley fort, der bemüht war, seine Partnerin zufriedenzustellen. Er kannte ihre Begabung für unangenehme Bemerkungen. »Sie wurde dort von einem alten Herrn, einem Mr. Hallett, betreut. Ich glaube, sie war lange Jahre dort. Hallett selbst war häufig in Amerika, und während der Zeit hat sein Verwalter für sie gesorgt. Als sie Monk’s Chase verließ, kam sie zur Schule und von dort nach Paris, um ihre Ausbildung zu vollenden. Sie hatte immer sehr viel Geld. Roke & Morty richteten ihr auch die große Wohnung ein. Mehr weiß ich nicht. Warum bist du so neugierig?«
Diana blies eine lange
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