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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Rauchspirale von ihren Lippen, bevor sie antwortete.
    »Ich interessiere mich so sehr für sie, weil dieses junge, hübsche Mädchen in aller Stille, aber mit allen Mitteln kaltgestellt werden muß.«
    Colley starrte sie erstaunt an, dann grinste er.
    »Sie wird wohl bald vollständig außer Konkurrenz sein, liebe Diana. Hier in London ist jemand, der verrückt nach ihr ist.«
    »Ich weiß«, unterbrach sie ihn scharf. »Dick Hallowell!«
    »Dick Hallowell!« sagte er verächtlich. »Der doch nicht!«
    Nun war es an ihr, erstaunt zu sein.
    »Wen meinst du denn? Wer ist in sie verliebt?«
    Colley liebte es, theatralisch zu sein, und er nahm erst die nötige Haltung an, bevor er antwortete: »Unser hoher Herr und Freund, Seine Hoheit, der Fürst von Kishlastan.«
    Der Fürst! Diana glaubte Colley nicht und dachte, er erlaube sich einen dummen Scherz mit ihr.
    »Er kennt sie doch gar nicht!« rief sie. Colley nickte.
    »Er hat sie öfters gesehen, meine Liebe, und sehen heißt lieben, sagt der Dichter. Er fährt jeden Morgen aus, um ihr bei ihrem Morgenritt zu begegnen. Er gibt Geld aus, um zu erfahren, in welches Theater sie geht, und ist zufrieden, wenn er sie von seiner Loge aus beobachten kann. Er beschäftigt sich mit ihr in seinen Gedanken ebensoviel wie mit seinen verrückten Salutschüssen und seinen meilenlangen Perlenschnüren. Heute abend trifft er sie.«
    »Heute abend? Wie – auf dem großen Empfang?« fragte sie schnell. Colley bejahte.
    »Der Empfang ist hauptsächlich deswegen arrangiert worden, um Riki eine Möglichkeit zu geben, seine Angebetete zu sehen. Weshalb denn sonst? Er haßt doch die Engländer, und er würde sonst ebensowenig das Geld für einen solchen Empfang hinauswerfen wie ich. Er wollte Hope ganz einfach dadurch kennenlernen, daß er sie für die Gesellschaft zur Befreiung der orientalischen Frau interessierte. Du kennst doch diese Art Unsinn – rettet unsere braunen Schwestern vor den Schrecken der Polygamie! Es ist eine ganz einfache Sache, um eine junge Dame, die man gern hat, kennenzulernen.«
    Diana stand auf und ging im Zimmer auf und ab.
    »Mir hat er davon keinen Ton gesagt.«
    »Warum sollte er auch?« meinte Colley gedehnt. »Im allgemeinen zieht man Journalistinnen in Liebesangelegenheiten nicht zu Rate.«
    »Du bist gemein«, sagte Diana.
    Sie ging, um sich aus ihrem Schlafzimmer ein Taschentuch zu holen. Als sie die Tür öffnete, war sie starr vor Erstaunen.
    Draußen stand eine dicke Frau in mittleren Jahren. Sie hatte eine mächtige Nase und zwei lustig dreinschauende Augen.
    »Wer – sind Sie?« brachte Diana mit Mühe hervor.
    »Guten Morgen, gnädige Frau. Mein Name ist Ollorby.«
    Sie suchte in ihrer Handtasche, zog eine große Karte heraus und übergab sie Diana, die zu erstaunt war, um die Visitenkarte genau anzusehen.
    »Ich unterhalte einen Stellennachweis für Dienstboten. Wenn Sie eine Zofe oder einen Koch brauchen, würde ich mich freuen, wenn Sie mich anläuteten. Drei – sieben – neun vier Soho…«
    »Wie sind Sie hereingekommen?« fragte Diana. Ihr Ärger wuchs. »Wie dürfen Sie überhaupt ohne Erlaubnis diese Wohnung betreten?«
    Sie sah sich nach Dombret um.
    »Ich bin allein schuld«, sagte Mrs. Ollorby fast unterwürfig. »Die Tür stand offen, ich konnte mich bei niemand melden so bin ich eben hereingekommen. Ich stehe Ihnen gern zu Diensten, wenn Sie einen Dienstboten – «
    »Ich brauche keinen Dienstboten.« Diana zeigte auf die äußere Tür, die von der Treppe zu der Wohnung führte. Mrs. Ollorby war in keiner Weise gekränkt und ging mit einer Behendigkeit hinaus, die man ihr bei ihren Jahren kaum zugetraut hätte. Diana warf die Tür hinter ihr zu und ging wieder zu Colley hinein.
    »Worüber hast du dich geärgert?« fragte er nachlässig.
    »Eine freche Stellenvermittlerin!«
    Sie klingelte wütend. Nach einer Weile kam Dombret ins Zimmer.
    »Wie konnten Sie die Tür offenlassen?«
    »Ich habe die Tür nicht offengelassen, gnädige Frau«, protestierte das Mädchen.
    »Lügen Sie nicht«, sagte Diana aufgebracht. »Sie ließen die Tür offenstehen, so daß eine zudringliche Frau hereinkommen konnte. Wer weiß, wie lange sie schon draußen stand…«
     Die Ankunft Grahams schnitt die Strafpredigt ab, die Dombret zugedacht war. Diana vergaß die aufdringliche Person, und während des Essens sprach sie vornehmlich von dem Fürsten von Kishlastan und seiner Leidenschaft für schöne Menschen und schöne Dinge.

3
    Es gab genug Leute, die

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