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063 - Die Todesengel

063 - Die Todesengel

Titel: 063 - Die Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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zog ihre Brauen kräftiger nach als sonst, trug den Lippenstift dicker auf und tupfte zusätzlich noch etwas Rouge auf ihre Wangen. Dann betrachtete sie sich zufrieden im Spiegel. Sie war in Hochstimmung.
    Da sie aber noch in Unterwäsche war, zuckte sie erschrocken zusammen, als sie ein Geräusch an der Tür hörte. Doch als sie den schwarzen Todesengel durch die Tür kommen sah, entspannte sie sich sichtlich. Wie hypnotisiert starrte sie die Erscheinung an. Das Kleid, das sie sich vor den halbnackten Körper hatte halten wollen, entglitt ihren kraftlosen Fingern. Sie selbst fiel auf die Knie nieder, reckte das Kinn vor und schloß die Augen, als erwarte sie eine besondere Gnade.
    „Hast du mich erwartet, Betty?“ fragte der Todesengel, und Überraschung schien in seiner Stimme mitzuschwingen.
    Betty antwortete nicht. Sie hielt die Augen weiterhin geschlossen. Ihr gestreckter Hals war eine einzige Einladung. Sie atmete nur etwas schneller.
    Der Todesengel ging hinter sie und griff ihr dann unvermittelt in die Haare. Eine seltsame Erregung schwang in seiner Stimme mit als er fragte: „Bist du nicht überrascht, Betty? Du kannst doch nicht erwartet haben, daß ich zu dir komme? Du warst überzeugt, daß ich nur die anderen heimsuche.“ Betty atmete noch rascher. Der Todesengel umschlich sie jetzt lauernd wie ein Raubtier, aber in seinen Händen blitzte nicht kalter Stahl. Sie waren leer.
    „Hast du die anderen wirklich beneidet, daß sie sterben durften, Betty? Gestehe, Betty!“
    Jetzt öffnete Betty die Augen.
    „Was soll ich gestehen?“ fragte sie leise. „Ich kann nur eine Schuld bekennen – die, daß ich lebe. Und ich bin bereit, zu sühnen. Ich bin bereit.“
    Der Todesengel umschloß plötzlich ihren Hals mit beiden Händen. „Hast du getötet, Betty?“
    Betty öffnete den Mund und keuchte. Ein leiser Seufzer kam über ihre Lippen.
    „Hast du getötet, weil du glaubtest, daß der Tod eine Gnade sei, die du deinen Mitmenschen schuldest? Hast du andere getötet, weil du nicht die Kraft hattest, deinem Leben selbst ein Ende zu machen?“
    Betty sank schluchzend zu Boden.
    „Quäle mich nicht länger!“ bat sie mit gebrochener Stimme. „Bringe mir endlich den Tod, den ich ersehne!“
    Sie hatte das Gesicht zwischen den Händen verborgen, den Körper vorgeneigt, das eine Bein etwas angezogen. So lag sie erwartungsvoll da. Lange. Als nichts passierte, wagte sie es endlich, den Kopf zu heben.
    Der schwarze Todesengel war verschwunden.
     

     

Owen Grovers ging unruhig in seinem Zimmer auf und ab. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen und fühlte sich hundeelend. Wenn er nicht bald einen Schluck bekam, drehte er noch durch.
    Wer war auf die hundsgemeine Schnapsidee gekommen, das Treffen auf acht zu verlegen?
    Er starrte auf den Sekundenzeiger seiner Armbanduhr, als könnte er ihn so dazu bewegen, sich schneller zu drehen. Aber die Zeit verstrich trotzdem impertinent langsam – langsamer vielleicht, als wenn er die Sekunden gezählt hätte.
    Plötzlich krümmte sich Grovers wie unter Schmerzen und preßte die Hände gegen den Magen, als könnte er dadurch die Krämpfe lindern. Als er wieder hochsah, stand vor ihm eine seltsame Erscheinung. Eine schlanke, zierliche Gestalt, ganz in Schwarz. Das Gesicht war eine Engelsmaske.
    Der schwarze Todesengel.
    Grovers stierte ihn aus blutunterlaufenen Augen an. Soweit ist es also schon mit mir, dachte er. Delirium tremens!
    „Du glaubst nicht, daß ich Wirklichkeit bin“, sagte der Todesengel. „Du glaubst, eine Halluzination zu haben, weil du weißt, daß dir der Todesengel nicht erscheinen kann, Owen.“
    Grovers wich kopfschüttelnd bis an die Wand zurück und wischte sich über die Augen – aber die Erscheinung blieb.
    „Du bist ein elender Säufer. Unheilbar. Ein menschliches Wrack, Owen“, sagte der Todesengel.
    Vor Grovers Augen begann alles zu verschwimmen und in seinen Gedärmen zu rumoren. Er überkreuzte die Beine und preßte sie fest zusammen, um dem inneren Druck entgegenzuwirken.
    „Du bist eine erbärmliche Kreatur“, fuhr der Schwarze fort, der für Grovers nur ein verwaschener Fleck war. „Du hättest den Tod eher verdient als alle anderen. Aber du glaubst nicht, daß er auch zu dir kommt. Du hältst alles nur für einen Scherz.“
    Grovers war blaß geworden. Er kämpfte immer noch gegen den explosiven Druck in seinem Unterleib an.
    „Nein“, stammelte er. „Nein – bitte – ich …“
    „Du warst es, der bisher immer diese Maske

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