0631 - Die Bluteulen
wirkenden Tag.
Aber es war etwas dort gewesen. Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten.
Glenda kam sich plötzlich verlassen vor, denn auch das Büro nebenan war leer. Sie stand wie auf einer Insel und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte.
Eigentlich hätte sie zum Fenster gehen und es öffnen müssen, was sie aber nicht tat, weil sie sich zu diesem Schritt einfach nicht überwinden konnte.
Da lauerte dieses unbestimmte Gefühl einer Bedrohung zwischen den vier Wänden des Vorzimmers. Glenda musste einen Entschluss fassen, sie wollte das Vorzimmer auch verlassen, als der lange, kompakte Schatten zum dritten Mal erschien.
Und diesmal blieb er!
Die Zeit stand still. So kam es Glenda vor. Sie rührte sich nicht, starrte nur auf den Schatten, der vor dem Fenster in der Luft seinen Flug unterbrochen hatte, sodass Glenda ihn erkennen konnte.
Es war eine Eule!
Groß und breit der Kopf, passend dazu die runden Augen, die rötlich schimmernde Kreise bildeten.
Unter ihnen bog sich der Schnabel wie eine gekrümmte Waffe hervor.
Gefieder, Ohren, alles passte, aber nicht das Blut, das auf den Federn klebte.
Es war eine Eule und trotzdem kein normales Tier, denn Glenda wusste, wann sie eine Satans-Eule, auch Strige genannt, vor sich hatte. Und sie wusste ferner, in was der Tengu hineingefahren war.
Er schwebte also vor ihr.
Der Gedanke an Flucht schoss durch ihren Kopf. Sie musste weg, sie hätte längst weg sein müssen, aber die Strige war schneller.
Ihr Körper nahm noch mehr an Größe zu, als er sich auf die Scheibe zuwuchtete und sie zerstörte.
Da erst erwachte Glenda. Es war wie ein heftiges Herausreißen aus einer tiefen Starre. Sie hätte in diesen Augenblicken alles tun können, zum Glück tat sie das Richtige.
Glenda Perkins warf sich nach rechts. Der Splitterregen berührte sie am Rücken, was sie nicht merkte, und sie hetzte auf eine der beiden Türen zu.
Es war nicht die, die in den Gang führte, sondern die vom Office der Geisterjäger.
Glenda rammte sie auf, während hinter ihr die Eule mit einem harten Geräusch im Vorzimmer landete und es mit heftigen Flügelschlägen durchflatterte.
Glenda, weiß wie Kalk im Gesicht, rammte die Tür zu. Der Schlüssel, der eigentlich gebraucht wurde, steckte innen im Schloss, und Glenda drehte ihn herum.
Sie wollte abschließen, weil sie davon ausging, dass die Killer-Eule allein durch die Kraft eines Flügels die Klinke nach unten bewegen konnte.
Mit weichen Knien wankte sie zum Schreibtisch und dachte daran, dass sie auch hier nicht sicher war. Die Strige konnte das Vorzimmer verlassen und durch das Fenster dieses Büros hereinfliegen, um sie zu killen.
Ihr Blick fiel auf das Telefon. Für Glenda war es im Moment die einzige Verbindung zur Außenwelt. Selten hatten ihre Finger derart gezittert wie jetzt, als sie den Hörer hochnahm, ihn aber wegen ihrer schweißfeuchten Hände nicht halten konnte, sodass er auf den Schreibtisch fiel.
Da hörte sie die Schläge!
Sie hämmerten von der anderen Seite her gegen das Holz der Verbindungstür und wurden so wuchtig geführt, dass ein Zittern durch das gesamte Rechteck fuhr.
Für Glenda war es nur noch eine Frage der Zeit, wann die Tür brechen würde. Noch hielt sie.
Auch in den nächsten Sekunden schaffte der Schnabel es nicht, sie zu zerstören, doch die Zeit arbeitete für den verfluchten Killer-Vogel.
Zum Glück hatte Glenda die Nummern der wichtigen Anschlüsse im Kopf. Sie wählte die Zentrale, dort würde der Alarm an die richtigen Stellen weitergegeben. Zudem hoffte sie, dass die Tür noch lange hielt, bis John und Suko eintrafen.
Die Angst hatte ihr Gesicht gezeichnet, auch der Schweiß breitete sich wie eine Schicht aus, und sie bekam die Verbindung mit der Zentrale. Den Mann dort ließ sie kaum zu Wort kommen. Glenda wusste selbst nicht, was sie alles sagte. Sie hoffte nur, verstanden worden zu sein, und ließ den Hörer wieder fallen, als die Tür unter weiteren Schlägen des Schnabels erzitterte.
Lange hielt sie nicht mehr…
An bestimmten Stellen in der Mitte zeigte das Holz schon die ersten Risse. Eine quer laufende helle Linie war entstanden, in dessen Zentrum traf der nächste Schnabelhieb, der abermals mit voller Wucht geführt worden war.
Diesmal klappte es.
Glenda wich zurück. Sie sah, dass aus dem Riss ein Spalt geworden war, der von weiteren Hiebe vergrößert wurde.
Ihre Chancen sanken. Bis Hilfe hier oben eintraf, hatte die Strige die Tür längst
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