0632 - Sparks jagt den Vampir
Schwarzbrennergeschichten aus den schottischen Highlands lockt man heute keinen Leser mehr hinter dem Ofen hervor.
Abros lädt uns ein, seinen Whisky zu probieren. Wir nippen nur vorsichtig daran, gewarnt durch unser Trinkerlebnis im Pub.
Die Wirkung dieses Lebenswassers ist noch viel umwerfender. Uschi und Monica verlieren fast die Besinnung, und ich japse nur vorsichtig nach Luft, während ich innerlich zu verbrennen scheine. Laird u'Coulluigh Mac Abros trinkt sein Teufelszeug wie Wasser.
»Na, ist das nicht ein prachtvoller Geschmack?« fragt er. »Was der Wirt in seiner Schnapsbude ausschenkt, ist doch schon viel zu sehr verdünnt. Der panscht mein Lebenswasser doch fünfzig zu fünfzig mit Wasser!«
Wie Bitte?
Na, mir reicht auch das gepanschte Gesöff, und wir können froh sein, daß es uns nicht die Magenwände zerfressen hat. Ich bin jedenfalls seither, was schottischen Whisky angeht, sehr vorsichtig geworden.
Sagte ich nicht, die Wirkung von Abros' Lebenswasser sei umwerfend?
Ich weiß jetzt, wie die Legende entstanden ist, er könne an mehreren Stellen zugleich erscheinen. Den Leuten, die ihn so gesehen haben wollen, glaube ich jetzt jedes Wort.
Dank seines Super-Whiskys habe ich ihn in dieser Nacht gleich dreifach gesehen, und die Zwillinge behaupteten, sie hätten in dem rasend schnell um sie rotierenden Schwarzbrennerschuppen gar nicht mehr zählen können, wie viele Mac Abros' es plötzlich um sie herum gab…
***
»Puh«, machte Fooly. »Du willst uns auf den Arm nehmen. Die Geschichte ist doch von vorn bis hinten erfunden.«
»Meinst du wirklich?« Ted Ewigk runzelte die Stirn und sah den Drachen nur an.
Der wurde unsicher. »Doch wahr…? So ganz echt? Keine Spinnerei?«
»Bei der Zeitung hat man's damals für Spinnerei gehalten«, sagte Ted. »Abros hatte recht. Es ist die einzige Story, die ich nie habe verkaufen können. Aber wißt ihr, was wirklich merkwürdig ist? Seit die Zwillinge und ich Laird Mac Abros’ Lebenswasser getrunken haben, sind jetzt bestimmt fünfzehn Jahre vergangen. Aber glaubt ihr, die Zwillinge und ich wären in diesen fünfzehn Jahren auch nur um einen einzigen Tag gealtert?«
»Hm«, machte Fooly.
»Hm«, machte auch Nicole. »Das ist mir auch schon aufgefallen. Ihr seht alle noch genau so aus wie damals, als wir euch kennengelernt haben. Und im Gegensatz zu uns«, sie nickte Zamorra zu, »wart ihr auf keinen Fall an der Quelle den Lebens, um von ihrem Unsterblichkeitswasser zu trinken.«
»Ach, das ist doch alles Unsinn«, behauptete Gryf. »Von Whisky wird man höchstens besoffen, aber nicht langlebig. Im Gegenteil. Alkohol zerstört Gehirnzellen.«
»Alkohol konserviert«, widersprach Fooly. »Habe ich neulich mal gelesen. Vielleicht glaube ich jetzt doch dran.«
»Bevor du dran glaubst, solltest du uns vielleicht noch mal mit ’ner Lage Grillfleisch versorgen«, schlug Ted Ewigk vor. »Was mich angeht, habe ich nichts dagegen, ewig jung zu bleiben. Und die Zwillinge sicher auch nicht.«
Carlotta grinste.
»Und ich erst recht nicht«, grinste Carlotta. »Unter diesen Umständen sei dir sogar verziehen, daß du dich mit den Zwillingen herumgetrieben hast. Einen ewig jugendlich aussehenden Partner zu haben, ist natürlich ein Argument…«
»Ist von mir die Rede?« fragte jemand vom Gebäude her. Pascal Lafitte kam heran. »Raffael sagte mir, ihr hättet euch hier hinten zu einer konspirativen Versammlung eingefunden. Bezwecks der Ausrottung diverser schmackhafter Überbleibsel einstmals wahnsinnig glücklicher Kühe und arglistig grunzender Schweine…«
»Himmel, nein!« seufzte Zamorra. »Du drückst dich geschraubt aus, als hättest du's bei Sparks gelernt…«
Pascal Lafitte grinste breit. Er war dafür zuständig, die vielen von Zamorra abonnierten internationalen Zeitungen durchzuforsten, ob es irgendwo Meldungen über Geister, Dämonen und sonstigen Hokuspokus gab. Vornehmlich die Regenbogenpresse nahm sich dieser skurrilen Stories an, und manchmal steckte tatsächlich etwas dahinter, das Zamorra schon einige Male zum Eingreifen veranlagt hatte. ›Seriöse‹ Gazetten gaben sich mit derlei obskuren Phänomenen wie UFO-Sichtungen oder dem Vampir im Nachbarhaus seltener ab.
Lafitte schwenkte einen Zettel und sah sich dabei in der Runde um. »Dieser Anblick ist der Grund, weshalb ich all die kleinen Entdeckungen so ungern durch die Datenleitung sende und lieber persönlich zum Château rauf komme, und auch der Grund, weshalb meine Nadine
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