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0633 - Zoraks Höllenschwur

0633 - Zoraks Höllenschwur

Titel: 0633 - Zoraks Höllenschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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weil es einflußreichen Greisen nicht in den Kram paßte. Deshalb wollte sie ihren bisherigen sporadischen Ratgeber Zamorra fragen, wo sie vielleicht Unterkommen konnte.
    Sie wollte nicht, daß er ihr eine Stelle vermittelte; das hätte ihn in eine Verantwortung gezwungen, die sie ihm keinesfalls auflasten wollte. Er sollte ihr nur Tips geben, wo ihre Chancen am besten waren. Immerhin war er ständig überall in der ganzen Welt unterwegs, kannte viele Parapsychologen und viele Institute und mochte sie realistisch einschätzen. Sie fühlte sich selbst nicht an ihre Heimat Frankreich gebunden; es würde ihr nichts ausmachen, am anderen Ende der Welt arbeiten zu müssen -solange sie so arbeiten konnte, wie sie es wollte.
    Deshalb wollte sie sich mit ihm treffen.
    Sie war gerade mal wieder für ein paar Tage im Dorf, hatte ihren Freund mitgebracht. Schließlich brauchte Frau ja einen Chauffeur, wenn Frau sich selbst gerade kein Auto leisten konnte.
    Jaques war kein Parapsychologe. Er war Mathematiker, mithin der absolute Gegensatz zu ihr. Aber in vielen anderen, vornehmlich privaten Bereichen paßten sie sehr gut zusammen.
    »Wann willst du denn zu ihm?« fragte er.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich warte noch auf Antwort«, sagte sie. »Ich habe ihm noch von Paris aus eine E-mail geschickt. Wenn ich Pech habe, ist er gar nicht im Land. Aber ich hoffe, daß er anruft und mir sagt, wann er Zeit hat.«
    »Wenn gleichzeitig eine Fußballübertragung läuft, wirst du allein hinfahren müssen«, sagte Jaques und fixierte stirnrunzelnd den tragbaren Fernseher, den Jeanette im Zimmer stehen hatte. Wie sollte man auf einem so kleinen Bildschirmchen überhaupt sehen, wohin der Ball sauste? Aber er hatte sich nun mal breitschlagen lassen, sie nach hause zu fahren, und übermorgen würden sie wieder zurückfahren nach Paris. Er sah ja ein, daß sie mal wieder im ererbten Elternhaus nach dem Rechten sehen wollte, aber daß das ausgerechnet in diesen Tagen war…
    Nun ja.
    Er atmetet tief durch.
    Die Türklingel schlug an.
    »Besuch? Jetzt?« staunte er. »Sind die dörflichen Strukturen tatsächlich so vernetzt, daß jeder jederzeit dem anderen in den Kochtopf schauen will?«
    »Was heißt hier Kochtopf, du Ignorant?« fragte sie. »Vielleicht ist das sogar Zamorra.«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß der hierher kommt?«
    »Wäre nicht das erste Mal. Schade nur, daß er nicht vorher angerufen hat. Ist aber vielleicht eine von seinen ganz spontanen Aktionen.«
    »Ein Sponti-Professor also«, sagte Jaques. »Einer aus der 68er-Generation, wie?«
    Sie grinste ihn an, während die Klingel zum zweiten Mal anschlug. »Wie hast du das erraten? Er hat damals gehörig in der Szene mitgemischt, heißt es. Ich habe mal ein Foto von ihm gesehen, von damals, ganz zufällig. Fürchterlich lange Haare, Turnschuhe, geflickte Jeans und 'ne Che-Guevara-Mütze… stieg gerade aus ’nem klapprigen 2 CV. Heute trägt er meist weiße Anzüge und fährt BMW oder Mercedes oder Cadillac.«
    »Ja, die Revoluzzer von einst«, grinste Jaques zurück. »Solange sie Studenten sind, sind sie Aufrührer und Demonstranten. Kaum haben sie das Examen in der Tasche, sind sie ganz seriöse Mitglieder der Gesellschaft und mutieren zu den Leuten, vor denen sie ein paar Tage vorher noch gewarnt haben. Trau keinem über 30, oder wie hieß das damals noch?«
    Jeanette streifte hastig ein kurzes Kleid über und ging zur Tür. Ehe sie öffnete, wandte sie sich noch einmal um. »Weißt du, was dabei komisch ist?«
    »Sprich dich aus.«
    »Das Foto ist fünfundzwanzig oder dreißig Jahre alt. Aber er sieht darauf fast genau so aus wie heute…«
    »Gibt's doch nicht«, sagte Jaques.
    Jeanette öffnete die Tür.
    Der Besucher kam herein.
    »Gibt's doch nicht«, sagte Jaques.
    Und danach sagte er gar nichts mehr.
    ***
    Nicole hatte ihr Outfit um ein knappes Top und knappe Shorts ergänzt, Lord Zwerg auf die Rückbank des 59er-Cadillac-Cabrios gepackt und wartete ab, bis Zamorra sich neben ihr auf den rotledernen Beifahrersitz des chromblitzenden Straßenkreuzers fallen ließ. Der Junge, der in ein paar Tagen fünf Jahre alt würde, fieberte schon den Spielkameraden im Dorf entgegen. In mehr oder weniger abwechselndem Rhythmus kamen die Kinder von Pascal und Nadine Lafitte zum Château hinauf oder wurde Sir Rhett Saris ap Llewellyn ins Dorf hinuntergebracht. Daß er eigentlich aus Schottland stammte, war kaum noch jemandem bewußt. Zamorra hatte seine Mutter, Lady

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