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0638 - Geliebter Vampir

0638 - Geliebter Vampir

Titel: 0638 - Geliebter Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte sie und wußte sich auch durch die Wahl ihrer Kleidung entsprechend in Szene zu setzen.
    Es mußte ja auch nicht unbedingt eine Model-Karriere sein. Wenn sie sich mit hübschem Gesicht und hübschem Körper einen Mann mit hübschen Millionen auf dem Konto angelte, war das vielleicht sogar noch besser.
    Und ausgerechnet jetzt stoppte unmittelbar neben ihr ein riesiges Auto; ein dunkelblauer Bentley mit getönten Scheiben.
    Das Fenster der Fondtür glitt lautlos herab, und Chantal sah das Gesicht eines alten Mannes mit stechenden Augen.
    »So allein unterwegs, schönes Kind?«
    Der Typ sah zwar stinkreich aus, nur konnte Chantal diese saudämliche Anmache überhaupt nicht gefallen, und dieser Auftritt des Bentleytypen paßte eher zum Straßenstrich, nur war der in einer ganz anderen Gegend der Stadt zu finden, und Chantal war auch nicht im mindesten gewillt, sich auf so etwas einzulassen. So arm, davon war sie überzeugt, konnte sie niemals werden, daß sie auf Prostitution zur Geldbeschaffung zurückgreifen mußte.
    Das machte sie dem alten Knacker auf der lederbezogenen Rückbank des Nobelschlittens auch sofort und nachhaltig klar.
    Ein paar Passanten blieben stehen und hörten dem Spektakel neugierig zu.
    Der Alte im Wagen reagierte aggressiv.
    »Einsteigen!« forderte er ultimativ. »Sofort!«
    Chantal gönnte ihm den hochgereckten Mittelfinger und wollte weitergehen.
    Da sprang der alte Knabe aus dem Wagen, packte blitzschnell zu und zerrte Chantal in Richtung Auto. Ihre helle Bluse zerriß. Sie schrie auf, wehrte sich, schlug um sich. Aber der alte Mann entwickelte eine geradezu erstaunliche Kraft. Er schleuderte Chantal vor sich her in den Bentley. Drohend sah er die paar Menschen an, die noch nicht schlüssig waren, ob sie weiter gaffen oder doch endlich eingreifen wollten. Er bleckte die Zähne, machte eine drohende Geste und verschwand im Wagen, der im gleichen Moment losraste. Ein anderes Fahrzeug mußte eine Vollbremsung machen; der Hintermann reagierte nicht mehr so rasch und knallte seinem Vordermann ins Fahrzeugheck. Innerhalb weniger Augenblicke breitete sich Chaos aus.
    Ein paar Leute hatten sich das Kennzeichen des unfallverursachenden Bentley gemerkt.
    ***
    Auf Kuchen hatte Nicole Duval verzichtet, auf den Kaffee nicht, und sich einen großen Eisbecher geben lassen, an dem sie löffelte, während Morano über Belangloses plauderte. Hin und wieder versuchte Nicole, das Gespräch in eine bestimmte Richtung zu lenken - sie wollte konkret wissen, aus welchem Grund Morano von England hierher gekommen war. Aber er wich diesen Fragen immer wieder mit nichtssagenden Antworten aus, die an der Sache vorbeigingen.
    Nicole überlegte, ob sie ihn telepathisch sondieren sollte, entschied sich dann aber dagegen.
    Es war nicht ihre Art, einfach so in anderer Leute Gedankenwelt zu greifen, wenn nicht gerade Gefahr im Verzug war. Dann konnte es wichtig sein, die Gedanken des Gegenübers zu kennen, um ihn besser einschätzen oder seinen Angriff rechtzeitig abwehren zu können.
    Sie entsann sich, daß sie Morano bei einer früheren Begegnung schon einmal sondiert hatte. Aber dabei war nicht viel herausgekommen.
    Woher sollte sie ahnen, daß Morano sie dabei hatte auflaufen lassen?
    Er brachte das Kunststück fertig, in zwei Ebenen zugleich zu denken, wobei eine aus den zusammengesetzten Gedankenfragmenten anderer bestehen konnte und als Tarnung über der eigentlichen Denk-Ebene lag. Zu der stieß dann kein Telepath mehr vor, weil die Tarnung ihm suggerierte, der Vampir sei ein völlig harmloser Zeitgenosse.
    Auch Nicole war darauf hereingefallen.
    Einmal, als sie daran dachte, ihn noch einmal zu sondieren, glaubte sie sekundenlang ein seltsames Aufglühen in seinen regenbogenfarbenen Augen wahrzunehmen, aber da war es schon wieder vorbei. Nicole kam nicht auf die Idee, er könne vielleicht etwas von ihrer Telepathie-Überlegung mitbekommen haben und deshalb seine zweite Gedankenebene wieder einmal errichtet haben. Dann war der Eindruck des Aufleuchtens auch schon wieder vorbei, und das Gespräch ging normal weiter.
    »Und wenn Sie glauben, Sie könnten mich mit Ihrem Schönreden tatsächlich Zamorra abspenstig machen und mich in Ihr Bett bekommen, haben Sie sich geschnitten, Morano«, platzte sie schließlich heraus. »Danke für die Einladung, aber jetzt dürfen Sie zahlen und mich zu unserem Hotel zurückbringen.«
    »Sie sind erstaunlich direkt«, erklärte Morano. »Das irritiert mich ein wenig. Nun gut, gehen

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