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0638 - Geliebter Vampir

0638 - Geliebter Vampir

Titel: 0638 - Geliebter Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wußte Morano, mit wem er es zu tun hatte - mit einer Vampirfeindin. So nahe beisammen hätte jeder andere Blutsauger trotz bester Tarnung noch eine verborgene Unsicherheit gezeigt, die Nicole hätte fühlen können.
    Vampire, wußte sie, fürchteten den Tod.
    Morano spielte mit ihm.
    ***
    Auch Sarkana gehörte zu jenen Vampiren, die sich bei Tageslicht im Freien bewegen konnten. So wie Morano war er alt genug, um eine Resistenz gegen das tödliche Licht der Sonne entwickelt zu haben. Natürlich verlieh ihm das Mondlicht weit mehr Kraft und Macht, aber unterschätzen durfte ihn auch bei Tage niemand…
    Es dauerte nicht lange, bis er Paris erreicht hatte. In den Schwefelklüften gab es Wege, jeden Ort auf der Erde blitzschnell erreichen zu können. Man mußte diese Wege nur kennen.
    Sarkana kannte sie alle.
    Er machte sich keine große Mühe damit, nach einem Opfer zu suchen. Es kam ihm hauptsächlich auf Schnelligkeit an. Allerdings beorderte er Siro Borga vorübergehend zu sich; der Diener mußte seine spezielle Fähigkeit der Illusion einsetzen.
    Siro Borga mietete eine große Luxuslimousine, und Sarkana begann mit seiner Aktion.
    ***
    Zamorra war fündig geworden.
    In einem kleinen Buchantiquariat entdeckte er zwischen den Beständen einer aufgelösten Bibliothek und zahllosen Comic-Alben in mehr oder weniger abgegriffenem Zustand das Werk eines Autors aus dem vergangenen Jahrhundert, der sich mit Spiritismus befaßt und seiner kühnen Thesen wegen seinerzeit immer wieder angegriffen worden war. Zamorra besaß einen Faksimile-Druck des Buches und hatte den einst recht umstrittenen Text auch längst von Nicole einscannen und als Datei abspeichern lassen, aber hier lag einer der ganz wenigen erhalten gebliebenen Originaldrucke vor ihm. Weltweit sollte es davon vielleicht noch sechs oder sieben Stück geben.
    Ein Verkaufspreis war nicht angegeben. Das ließ Zamorra das Schlimmste befürchten.
    Er fischte noch zwei Comics ab; ein Album des vor Jahren verstorbenen Künstlers Wallace Wood und ein eigenartiges, im einfachen Carbondruckverfahren hergestelltes Science Fiction-Abenteuer mit dem tiefsinnigen Serientitel ›Thomas Floyd‹; beides etwas für Nicoles Sammlung. Zusammen packte er die Exemplare auf die völlig überladene Kassentheke.
    Der Besitzer des Ladens kannte Zamorra, der nicht zum ersten Mal hier aufkreuzte. Er schob die Comics beiseite und betrachtete das alte Buch aus dem vorigen Jahrhundert nachdenklich. Dann zuckte er mit den Schultern. »Schätze, mehr als einen Franc kann ich Ihnen für dieses Ding nicht abnehmen. Das fällt ja schon fast komplett aus der Bindung. Macht zusammen fünf Francs, einverstanden?«
    Zamorra mußte sich enorm beherrschen, um dem Mann nicht zu verraten, wie sehr er einverstanden war. Der kleine Mann mit der runden Hornbrille ahnte sicher nicht, was für einen Schatz er in seinem Durcheinander aufbewahrt hatte.
    Erst als der Handel erledigt war, riskierte Zamorra es, nach der Herkunft des Buches zu fragen.
    »Keine Ahnung«, seufzte der Gebrauchtbuchhändler. »Das war wohl in einem großen Stapel aus irgendeinem Nachlaß. Aber fragen Sie mich nicht, aus welchem. Da kam jemand, hat die ganze Kiste hierhergestellt und gemeint, für 50 Francs wolle er alles zusammen loswerden. Ich dachte mir, da kannst du nichts falsch machen, gab ihm das Geld, und bis auf ein paar Ladenhüter wie dieses Ding da bin ich auch schon alles wieder losgeworden. War ein gutes Geschäft.«
    Worauf Zamorras heimliche Gewissensbisse, den Mann ein wenig ausgetrickst zu haben, geringer wurden.
    Er verließ den Laden, schlenderte zwei Straßen weiter und geriet in ein kleines Chaos…
    ***
    Chantal Dubois hatte es nicht eilig. Die 22jährige Arzthelferin mit dem Traum, einmal von einem großen Fotografen entdeckt zu werden und eine steile Karriere als Model zu erleben, schlenderte den Boulevard Henri IV entlang in Richtung Seine-Ufer. Den ganzen Tag über war sie bereits damit beschäftigt gewesen, die Zeit totzuschlagen. Wie auch den ganzen vergangenen Monat, Tag für Tag. In der Arztpraxis war sie von einem Tag auf den anderen überflüssig geworden und vergrößerte seither die Armee der Arbeitslosen; die Aussichten, in absehbarer Zeit einen neuen Job zu finden, waren für sie äußerst gering. Um so eindringlicher wurde ihr Wunschtraum, zumal sie wußte, daß ihr gerade hier die Zeit davonlief. Mit 22 war sie schon beinahe zu alt…
    Aber ein hübsches Püppchengesicht und eine erstklassige Figur

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