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0639 - Merlins Zauberwald

0639 - Merlins Zauberwald

Titel: 0639 - Merlins Zauberwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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als Greisin zu Grabe getragen werden, wenn die anderen immer noch in der Blüte ihres Lebens standen.
    Vom Sicherheitsprivileg in Sachen Saal den Wissens und etwaigen anderen Kleinigkeiten mal ganz abgesehen…
    Die anderen durften leben, aber sie war zum Sterben verdammt, mit allen Konsequenzen in Form von Alter und Krankheiten.
    Sie spürte den Neid.
    Sie unterdrückte ihn; es war ihr einfach nicht vergönnt, unsterblich zu sein. Und die Unsterblichen zahlten für ihr Privileg auch einen hohen Preis; durch Gewaltanwendung konnten sie durchaus gebötet werden und hatten die moralische Pflicht, sich immer wieder in Gefahr zu begeben, um gegen die Höllenmächte anzukämpfen. Die beneidenswerte Langlebigkeit und der Schutz vor Krankheit waren nur ein Hilfsmittel, um in langen Lebensjahren gemachte Erfahrungen nicht durch den - natürlichen - Tod zu verschwenden. Aber niemand konnte sagen, ob sie wirklich unendlich lange leben würden. Die schwarzmagische Gegenseite arbeitete intensiv daran, das zu verhindern…
    Carlotta unterdrückte den Neid.
    Aber er blieb in ihrem Unterbewußtsein vorhanden…
    ***
    Merlin hatte wieder eine Vision.
    Erneut sah er sich an Evas Seite.
    Sie schlenderten weiter durch den Zauberwald. Das Bild setzte da an, wo das andere aufgehört hatte, und doch wußte Merlin, daß die Zeit nicht stimmte. Es war nicht die gleiche Zeitphase wie zuvor.
    Denn Eva war älter.
    Und sie trug auch nicht das kurze Kleid von vorhin, sondern ein Lederwams, einen kurzen ledernen Rock mit breitem Gürtel und daran in einer Metallscheide einen unterarmlangen Dolch, dazu fellgefütterte Stiefel und einen ledernen Armreif.
    Den Dolch hatte sie auch vorher schon bei sich gehabt, aber die Metallscheide war neu.
    Sie blieb stehen und lehnte sich an Merlin.
    »Es ist schön, wieder hier zu sein«, sagte sie.
    Merlin zögerte. Dann: »Du erinnerst dich? Du weißt, daß du schon einmal hier warst?«
    »Es ist lange her«, sagte sie. »Drei Jahre vielleicht, oder?«
    »Du erinnerst dich wirklich daran?«
    »Warum nicht?« wunderte sie sich.
    Merlin gab keine Antwort. Es mochten die besonderen Einflüsse des Zauberwaldes sein, die hier wirkten. Denn eigentlich konnte sie von ihrem vorherigen Aufenthalt noch nichts wissen… Er ging nicht weiter darauf ein, und Eva bedrängte ihn auch nicht weiter. Schließlich kannte sie ihn und seine Geheimniskrämerei.
    Zwischen ihnen herrschte eine Verbundenheit, die Viel enger war als in dem anderen Bild. Eva schob ihre Hand in die Merlins. Sie summte eine Melodie vor sich hin. Über ihnen tanzten Dryaden in den Bäumen. Sie lockten, aber Eva wehrte lachend ab. Sie wollte nicht in den Ästen herumturnen und den Dryaden in luftiger Höhe bei ihren Spielen Gesellschaft leisten.
    Ein mächtiges Panzertier schob sich quer über den Weg. Ein grüner Hut zierte den bedächtig hin und her pendelnden Kopf mit den großen, klugen Augen.
    Evas Augen wurden groß.
    »Eine so große Schildkröte habe ich ja noch nie gesehen«, stieß sie hervor. »Und noch dazu eine, die einen Hut trägt! Wer ist das, Merlin?«
    Ehe er antworten konnte, ergriff das Wesen das Wort.
    »Und ich habe noch nie ein so dummes Mensch gesehen. Siehst du nicht, daß ich keine Schildkröte bin, sondern ein Schildkröter? Und warum sollte ich keinen Hut tragen? Soll's mir etwa auf den Kopf regnen?«
    »Es regnet doch gar nicht!« staunte Eva.
    »Aber es könnte regnen.«
    »Du könntest deinen Kopf in den Schildkrötenpanzer zurückziehen«, schlug sie vor. »Dann wirst du nicht naß.«
    »Erstens ist es ein Schildkröterpanzer und kein Schildkrötenpanzer. Zweitens paßt der Hut da nicht drunter. Drittens sehe ich von da drinnen nicht so viel wie von hier draußen. Und viertens ist das alles Unsinn, weil ich unter dem Hut ja auch nicht naß werde.«
    Der Schildkröter räusperte sich.
    »Darf ich auch mal 'ne Frage stellen?« sagte er dann. »Wieso trägst du eigentlich schwarzes Leder und kein grünes? Grünes sieht viel schöner aus.«
    Eva seufzte. Merlin hatte Mühe, sich ein Lachen zu verkneifen.
    »Ich mag überhaupt kein Leder«, sagte Eva. »Vor allem das hier nicht.«
    »Warum trägst du es dann?« fragte der Schildkröter. »Versuch's einfach mal mit grünem Stoff. Sag mal, hast du eine Ahnung, wo die Maus gerade herumläuft? Die suche ich nämlich.«
    »Die Maus?«
    »Ja, wer denn sonst? Drücke ich mich so undeutlich aus? Soll ich's dir aufschreiben?« Der Schildkröter begann, eigenartige Runen in den Boden des

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