0639 - So freundlich wie der Teufel
Schreien und Lachen, vor ihren Augen tanzten Schatten, dann hämmerte der nächste Schlag auf sie nieder, der sie dicht oberhalb der Gürtelschnalle traf und ihr den Rest gab.
Was in der folgenden Zeit mit ihr geschah, bekam sie nicht mit. Jamie Steel war groggy.
Zuerst entwaffnete Tyler sie. Er steckte den langen Revolver in seinen Hosenbund. Dann riss er Jamie in die Höhe, trat noch gegen die am Boden liegende Mütze und schleuderte die halb Bewusstlose auf das Bett, wo sie rücklings liegen blieb.
Er starrte in ihr Gesicht.
Es war bleich und mit Schweiß bedeckt. »Du hast ausgespielt, Süße, Ich mache dich fertig. Ich werde dich…«
Jamie schlug die Augen auf, und Tyler hörte auf zu sprechen. Beide starrten sich an.
Für Jamie wirkte das Gesicht wie ein breiter Flecken, der in der Luft wie ein Ballon schwankte.
Auch wenn sie manchmal zerbrechlich wirkte, einstecken konnte Jamie. »Was wollen Sie?«
»Weißt du das nicht?«
»Nein!«
»Abrechnen. Du hast nicht nur meinen Hund gekillt, du hast auch andere getötet. Und ich habe Wilma Shrame gemocht, denn ich bin ihr noch etwas schuldig gewesen. Damit nicht genug, du kleine Nutte. Auch mich wolltest du umbringen. Du hast auf mich geschossen, auch getroffen, nur hättest du auf meinen Schädel zielen müssen und nicht auf die Brust. Die ist durch eine Weste geschützt.«
»Ich werde es mir für das nächste Mal merken.«
Die Antwort versetzte Tyler in Erstaunen. »Was hast du gesagt? Für das nächste Mal?«
»Sicher.«
»Für dich wird es kein nächstes Mal geben. Du bist schon jetzt so gut wie tot. Hast du verstanden? So gut wie tot!«
»Wir könnten uns arrangieren!«, keuchte sie.
Theo spie auf ihre Uniform. »Nein, Süße, bestimmt nicht. Ich werde meine Rache genießen. Ich mag es nicht, wenn man auf mich schießt. Ich sorge dafür, dass dieses Zimmer zu deinem Grab wird. Was meinst du, wie lange so eine Nacht werden kann, wenn ich meine Fantasie einsetze?« Er lachte kratzig auf.
Jamie glaubte ihm jedes Wort. Dieser Mensch würde keine Rücksicht kennen, das stand fest. Sie schaute auf die Waffe, die ihr gehörte und jetzt in seinem Hosenbund steckte.
Unmöglich, an sie heranzukommen.
»Nun?«
Jamie atmete ein und spürte die Schmerzen in der Brust. »All right, du hast die besseren Karten.«
»Die habe ich, Süße, darauf kannst du dich verlassen.«
»Was soll ich tun?«
Er überlegte und zeichnete mit dem Zeigefinger seine Unterlippe nach. Auch Tyler hatte Schwierigkeiten mit der Atmung. Die Aufprallwucht der Kugel war enorm gewesen.
»Steh auf!«
»Und dann?«.
»Werden wir mit dem Spiel beginnen, Süße. Aber richtig, das kann ich dir versprechen.«
Es fiel ihr nicht leicht, sich auf die Seite zu drehen. Das Stöhnen war keinesfalls gespielt. Sie spürte den Schwindel und hatte den Eindruck, durch die Luft zu schweben und nicht auf einer Unterlage zu liegen. Dennoch wollte sie nicht aufgeben, denn da gab es noch das Messer!
Der alte Voodoo-Priester hatte es ihr damals als Erbe hinterlassen und ihr geraten, es nie zu verlieren. Irgendwann würde die Zeit kommen, wo es ihr Leben rettete.
Daran musste sie jetzt denken, als sie sich auf dem Bett herumwälzte. Das Messer war unter ihrer Kleidung verborgen, und zwar so, dass sie es rasch würde ziehen können.
Sie kniete und wandte Tyler den Rücken zu. Theo war allmählich sauer. »Stell dich nicht so an, du kleine Nutte. Komm schon.« Er griff zu und zerrte sie vom Bett.
Jamie machte sich bewusst schwer, was Tyler allerdings nicht auffiel. Er wollte seinen Spaß haben, sie demütigen, sie…
Da bewegte sich sein Opfer!
Jamie war schnell wie eine Schlange, sie wand sich aus seinem Griff, fiel wieder nach vorn, landete federnd auf dem Bett und fuhr herum.
Tyler bückte sich ihr entgegen.
Er sah das Messer in der rechten Hand der Frau, griff zur Waffe und hätte stattdessen lieber den Arm hochreißen sollen.
So aber lag seine Kehle frei.
Und Jamie zog die Hand von links nach rechts…
***
Theo Tyler stand, er fiel nicht. Er zitterte nur, hielt den Mund offen, aus dem die Zunge hervorquoll.
An seinem breiten Hals bildete sich ein dunkler Streifen.
Noch lag seine Hand auf dem Griff der Waffe, doch er schaffte es nicht, den Revolver aus dem Gürtel zu zerren. Die Kraft sickerte aus seinem Körper.
Trotzdem konnte er gehen.
Jamie saß auf dem Bett und beobachtete fasziniert, wie er nach hinten taumelte.
Mit zitternden Schritten, hervorquellenden Augen, und dann war von
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