0639 - So freundlich wie der Teufel
stand sie auf. Unter dem Fenster stand ihr Bett, eine schmale Liege, auf der eine grasgrüne Decke lag. Aus dem Wagen hatte sie die blaue Uniform mitgenommen und sie auf dem Bett liegen lassen. Sorgfältig ausgebreitet, nicht einfach hingeworfen.
Der Reihe nach nahm sie die einzelnen Teile hoch. Sie strich das blaue Hemd glatt, betrachtete ihre Hose und war unzufrieden damit, denn an einigen Stellen klebte der Staub.
Deshalb griff sie zur Bürste und rieb mit kräftigen Bewegungen über den Stoff. Staub quoll hervor.
Das Gleiche tat sie mit der Jacke, und zuletzt kümmerte sich Jamie um die Mütze. Sie hauchte noch gegen den Schirm, bevor sie diesen mit einem weichen Tuch richtig blank rieb.
Jetzt war sie zufrieden…
Die Kraft des Teufels würde in ihr bleiben, weil sie sich mit ihrem Blut vermischt hatte.
Sehr langsam streifte sie die Uniform über. Zuerst das blaue Hemd, dann band sie die Krawatte, schlüpfte anschließend in die Hose und griff zur Jacke.
Auch sie streifte sie mit abgezirkelten Bewegungen über, die schon einem Ritual glichen.
Jamie kontrollierte noch den Sitz der Mütze im Spiegel, rückte sie ein wenig zurecht und war erst dann mit sich und ihrer Kleidung zufrieden.
Jetzt war sie bereit. Sie würde wieder unterwegs sein und dem Satan dienen.
Ihren pelzigen Geschmack spülte sie mit klarem Wasser weg. Zum Schluss griff Jamie zur Waffe.
Dieser 38er lag in ihrer Hand, als gehörten sie seit ewigen Zeiten zusammen.
Blauschwarz glänzte er und gewann noch an Größe, als sie den Schalldämpfer auf die Mündung schraubte. Sie drehte sich zum Spiegel um, der sie von Kopf bis Fuß zeigte. Dann übte sie, streckte den Arm mit der Waffe aus und fand diese Geste zufriedenstellend bis hin zur Perfektion. Angst würde sie den anderen einjagen, heiße Todesangst. Wenn sich der Ausdruck in den Augen der Opfer veränderte, erfüllte Jamie Steel ein unbeschreiblicher Triumph.
Sie war bereit. Sie drehte sich um und ging auf die Wohnungstür zu. Sie wollte sie aufziehen, als ihre Hand in der Bewegung stockte.
Es schellte!
***
Die Bullen hatten Mitleid mit Theo Tyler gehabt und ihn so schnell wie möglich ziehen lassen. Er war fast fluchtartig zu seinem Wagen gelaufen, einem leicht umgebauten Jeep mit einer Gitterabtrennung zum Fond hin, wo er seinen Mastino transportiert hatte.
Wie eine Statue blieb Tyler für die ersten Minuten hinter dem Lenkrad sitzen. Er spürte den Drang, sich schrecklich zu betrinken. Das hätte er auch getan, wenn dieser Wunsch nicht von einem anderen Gedanken überlagert worden wäre.
Ein Satz nur, aber der stimmte haargenau.
Er kannte die Killerin!
Den Bullen hatte er die Wahrheit verschwiegen. Fast er hätte sich noch verplappert. Im letzten Augenblick jedoch hatte er sich zusammengerissen und ihnen eine Lüge untergeschoben.
Die Frau war ihm bekannt. Er hatte sie schon mehrere Male gesehen, wenn er durch bestimmte Lokale in Manhattan gestreift war. Immer allein, zunächst jedenfalls. Später jedoch mit der umgehängten Schlange, ihrem Markenzeichen und gleichzeitig dem Symbol für das Böse, das Teuflische.
Lange hatte er gegrübelt, bis ihm sogar der Name eingefallen war, den er irgendwann einmal aufgeschnappt und praktisch gespeichert hatte, weil ihm die Frau vom Aussehen her gefiel.
Steel hieß sie, Jamie Steel!
Und er wusste sogar, wo sie wohnte. Ein Kerl in einer Bar, in der sie sich öfter sehen ließ, hatte es ihm verraten.
Sie sollte für das büßen, was sie getan hatte. Zuvor aber musste er noch eine bestimmte Person besuchen, und es störte ihn überhaupt nicht, dass es fast Mitternacht war. Außerdem war dieser Mensch späte Besuche gewohnt.
Er hieß Waldo Cock, lebte nahe der Bowery, wo Manhattan am schmutzigsten ist. Von Greenwich nicht allzu weit entfernt. Tyler hatte sich wieder beruhigt, dennoch musste er ständig an den toten Mastino denken. Dieser Hund war für ihn wie ein Kind gewesen. Er hatte ihn geliebt, und Beißer war auch nicht falsch gewesen, wie andere behaupteten. Er hatte sich eben nur für seinen Herrn eingesetzt.
In der Bowery kam er sich vor wie in einem Gespensterland. Staubig und schmutzig, eine Orgie in Grau. Für Theo Tyler war es ein Wunder, dass hier überhaupt Menschen leben konnten.
Waldo Cock hatte sein Schäfchen längst ins Trockene gebracht. Er handelte mit allem, was es zu handeln und zu verkaufen gab. Man konnte seine Waren als Krempel bezeichnen. In der Bowery war für so etwas immer Saison.
Cock lebte in einem
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