0639 - So freundlich wie der Teufel
einem Moment zum anderen Schluss.
Er fiel, als hätte jemand bei einer Marionette sämtliche Fäden durchgeschnitten. Schwer schlug er auf und versperrte den Weg zur Tür. Wenn Jamie hinaus wollte, musste sie über den Toten hinwegsteigen.
Die aber saß auf dem Bett, lachte, starrte auf das blutige Messer, lachte wieder und schüttelte den Kopf. Plötzlich war etwas anderes in ihr, die Stimme des Teufels erreichte sie, und sie spürte das Lob, das ihr der Höllenherrscher zollte.
Oder bildete sie sich alles nur ein?
Egal, sie hatte jedenfalls gewonnen, und das Messer war zu ihrem Lebensretter geworden.
Auf einmal spürte sie die Schmerzen nicht mehr so schlimm. Sie ließen sich wunderbar ertragen.
Alles war so leicht, da konnte sie nur lachen.
Ein tiefes Gefühl durchströmte sie, als sie sich vom Bett erhob und ihre Füße auf den Boden stellte.
Langsam richtete sich Jamie auf. Sie strich durch ihr Gesicht. Die Haut war heiß. Sie fühlte sich an, als würde sie kochen. Wenn sie in den Spiegel schaute, sah sie die Flecken, die auf den Wangen tanzten. Ein Beweis ihrer Hektik.
Das alles ließ sie kalt, wichtig war nur der Sieg über den verfluchten Mulatten.
Doch wohin mit der Leiche?
Sie beugte sich über ihn und nahm zunächst ihre Waffe an sich. Mit einem guten Gefühl steckte sie den Revolver ein, dachte nach und starrte dabei zur Tür.
Wenn sie die Leiche wegschaffte, musste sie durch die Tür in den Gang, die Treppen hinab, in den Hof, wo der Wagen stand. Eine verdammt lange Strecke, auf der sie öfter gesehen werden konnte.
Das war nicht gut.
Dennoch blieb ihr keine andere Möglichkeit. Eventuell konnte sie den Körper auch aus dem Fenster und direkt auf den Hof werfen. Da musste sie sich allerdings noch etwas Zeit lassen, denn gegen drei oder vier Uhr war es im Haus am ruhigsten.
Der Mann war schwer, sehr schwer sogar. Das merkte Jamie, als sie den Toten zur Seite schob, um den Weg zur Tür freizumachen. Allein konnte sie ihn kaum tragen, um den wegzuschaffen, brauchte sie schon einen Helfer.
Wem konnte sie vertrauen?
Es gab einen Nachbarn, der schon immer mit ihr ins Bett gehen wollte. Er würde mitmachen, wenn sie ihm den entsprechenden Lohn versprach. Tatsächlich aber hatte sie noch für ihn eine Kugel übrig.
Das war am besten.
Sie wollte ihn gleich fragen, nur nichts mehr auf die lange Bank schieben.
Jamie Steel ging zur Tür, öffnete sie - und zuckte zurück, als drei Augenpaare sie anstarrten.
Sie rammte die Tür wieder zu!
***
Nicht ganz, denn Suko und ich hatten blitzschnell unsere Füße hochgekantet, sie schräg gestellt und warfen uns zugleich gegen die Tür, die nach innen flog.
Wir hörten den Schrei, stürmten in den Raum. Suko stolperte über die Leiche, fiel hin. Abe Douglas drängte sich hinter mir. Ich schnellte auf die Frau in der Uniform eines Cops zu und sah, wie sie die Waffe hervorriss.
Sie schoss.
Auch Abe Douglas feuerte. Er war schneller. Seine Kugel erwischte Jamie Steel an der Schulter, schmetterte sie herum, aber die ließ die Waffe nicht fallen. Ich sprang gegen sie und schlug zu.
Mein Faustschlag warf sie auf das Bett. Sie zerrte noch immer an ihrer Waffe, bis ich mich auf sie warf und ihr mein Kreuz ins Gesicht drückte.
Da brüllte sie wie am Spieß, bäumte sich auf, spie mir ins Gesicht und riss die linke Hand hoch.
Dass sie damit ein Messer umschloss, konnte ich nicht sehen und auch nicht, wie sie ihre Hand hinter meinem Rücken hob.
Abe war schneller.
Er drehte ihren Arm so hart herum, dass er beinahe brach. Sie ließ das Messer fallen und erschlaffte unter mir.
Ich richtete mich auf.
Suko stand neben dem Bett, die Beretta auf Jamie gerichtet, und ich wand der Frau endlich den Revolver aus den Fingern. Dann schaute ich in ihr Gesicht und schüttelte mich.
Sie hatte mit dem Teufel im Bunde gestanden, auch wenn sie kein Dämon im eigentlichen Sinn war.
Mein Kreuz hatte Spuren hinterlassen. Das Gesicht der Frau bestand jetzt nur noch aus kleinen Wunden, die sie für den Rest ihres Lebens zeichnen würden.
Sie sagte nichts, nur der Atem drang keuchend über ihre Lippen. Abe Douglas drückte mich zur Seite.
Dann sprach er die Verhaftungsformel, und in seiner Stimme klang Genugtuung mit…
***
Ich saß im abgesperrten Flur, trank Wasser aus der Dose und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand.
Neben mir hockte Suko. Wir beide schauten den Männern der Mordkommission zu, die aus dem Zimmer kamen und den toten Theo Tyler
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