0647 - Hexenzauber
Mund und drückte die Lippen hart zusammen. Der Ekel war zusammen mit ihrer Angst über sie gekommen wie eine gewaltige Woge. All ihre Pläne waren vereitelt worden. Ein mächtiges Wesen hatte zugeschlagen und den uralten mystischen Platz unter seine Kontrolle gebracht. Die Hölle zeigte ihre Grausamkeit und hatte zum großen Halali geblasen.
Dann sprach ihre Freundin. »Stell dich nicht so an, Gilda. Es ist wirklich gut so. Wir haben es geschafft und die Grenzen überwunden. Wir können in Welten hineinsehen, die anders sind.«
»Welche denn?«
»Wir sehen den Teufel. Er sitzt auf einem Thron, umgeben von einem prächtigen Glanz. Alles Gold und alle Macht vereinigen sich in ihm. Es ist so wunderbar, und wir werden ihm dienen.«
»Nein!«, keuchte Gilda, denn plötzlich wallte ihr Gefühl auf. »Das werdet ihr nicht.«
»O doch, Gilda. Es ist der richtige Weg. Endlich haben wir ihn gefunden, es ist so wunderbar. Alles andere blieb zurück. Wir fühlen uns einfach freier.«
»Ich nicht, verflucht! Ich nicht…«
»Du solltest nicht abseits stehen!«
Gilda holte tief Luft. Sie konnte nicht anders und stieß ihre Freundin heftig zurück.
Die Veränderte taumelte, drehte sich dabei, sank in das weiche Gras und gestattete Gilda für einen Moment einen Blick auf ihr herumgedrehtes Gesicht.
Es zeigte einen völlig fremdartigen Anblick, obwohl es sich von der Form her nicht verändert hatte.
Aber da lauerte etwas in den Augen, das noch vor einer halben Stunde nicht da gewesen war.
Der böse Blick…
Die Veränderte stand auf und schritt wieder ihrem alten Platz entgegen, wo sie sich niederließ.
Erst als sie saß, meldete sich Ute Bergmann zurück. »Nun, Gilda, hast du gesehen, was mit deinen Schwestern geschehen ist? Bist du dir jetzt darüber klar geworben?«
Gilda ballte die Hände. »Ja, ich habe es gesehen. Ich habe es gesehen und habe gelitten.«
»Richtig.«
»Aber ich werde nicht aufgeben!«, flüsterte sie. »Verdammt noch mal, ich gebe nicht auf. Ich will weitermachen, ich will anders leben, hast du gehört?«
»Du bist unbelehrbar.« Ute stellte es nicht einmal mit Bedauern fest. Sie hob ihre Schultern. »Dann eben nicht, Gilda. Du hast vorhin von den Steinen gesprochen, von der heiligen Kraft, die in ihnen steckt. Ich aber habe es nicht hingenommen und dir widersprochen. Ich will dir beweisen, wer stärker ist. Wenn du auf die Kraft der Steine vertraust, dann geh hin. Stell dich an den Menhir, berühre ihn mit deinen Lippen und sauge einen Teil seiner alten Kraft in deinen Körper, damit er erstarkt und du dem Teufel widerstehen kannst.«
Gilda schüttelte den Kopf. »Das werde ich nicht tun.«
»Warum nicht? Hast du kein Vertrauen?«
»Das schon, aber ich lasse mir nichts befehlen.« Sie dachte plötzlich an die beiden Männer, die sie gewarnt hatten. Im Innern leistete sie ihnen Abbitte, und sie wünschte sie sich herbei. Wenn sie schon nicht hier am Ort waren, dann wollte sie zumindest zu ihnen gehen, und das sagte sie der Hexe auch.
»Ich werde diesen Ort verlassen. Ich will nicht mehr, hast du gehört?« Sie funkelte Ute an, sah deren Lächeln und wusste plötzlich, dass sie verloren hatte.
Nein, sie würde es nicht schaffen. Gegen diese Person war sie einfach nicht stark genug. Trotzdem ging sie vor. Ohne es genau gewollt zu haben, bewegte sie sich an der Hexe vorbei, begleitet von ihrem Lachen und einem höhnisch klingenden Satz. »Du hast die Kraft des Feuers erlebt, doch die der Steine ist dir verborgen geblieben. Ich möchte, dass du auch sie erlebst, wo du schon so stark auf die Steine gebaut hast und dir aus ihnen die Kraft holen wolltest.«
Jetzt nicht mehr, wollte Gilda sagen. Doch es hatte keinen Sinn. Die Hexe, die echte, die Teufels-Hexe, war stärker als sie, und Gilda hatte das Gefühl, als würde sie von unsichtbaren Händen dem Ziel entgegengeschoben. Sie schritt genau die Linie des Feuers entlang und sah den Menhir immer größer vor sich hochwachsen.
Er wurde zu einem gewaltigen Gebilde, stand wie schwarz gefärbtes Eis in der Nacht und enthielt die Kraft der Jahrtausende. Wie ein Computer musste er sie gespeichert haben, denn daran glaubten Gilda und ihre Freundinnen fest.
Das Gras umspielte ihre nackten Füße. Gilda gelang ein Blick in die Höhe, wo der Himmel aussah wie ein schwarzes Tuch.
Dort stand der Mond. Er war fast voll. Auch er galt als ein Kraftspender, ebenso wie die Sonne, deren erste Strahlen sie hatten auffangen wollen.
Alles konnte der Teufel
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